Das haben wir aus der Flut-Katastrophe 2005 gelernt
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Hydrologe erklärt:Das haben wir aus der Flut-Katastrophe 2005 gelernt

Wunderwürste und Wetterglück
Warum wir bisher vom Schlimmsten verschont wurden

Trotz riesiger Regenmengen blieb die Schweiz bislang vor einer Hochwasser-Katastrophe verschont. Dabei helfen verschiedene Hilfsmittel.
Publiziert: 16.07.2021 um 00:40 Uhr
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Zivilschützer Kevin Rackwitz (28) beim Bielersee im Einsatz.
Foto: Luisa Ita
Sven Ziegler und Luisa Ita

Die Pegelstände der Schweizer Seen erreichen Höchststände. Das Wasser schwappt über die Ufer, Flüsse verwandeln sich in reissende Fluten. Trotzdem bleibt die Schweiz bis jetzt von einer Hochwasser-Katastrophe verschont.

Anders im Jahr 2005: Damals wurde unser Land von den Fluten überrascht. Es kam zu verheerenden Überschwemmungen. Häuser wurden zerstört, Strassen geflutet. Die Bilder sind vielen Augenzeugen bis heute in Erinnerung.

Zwar gibt es auch dieses Jahr geflutete Keller und kaputte Strassen, allerdings in deutlich geringerem Ausmass. Der grosse Unterschied: Die Schweiz bereitete sich in den vergangenen Tagen intensiv auf die Fluten vor. An den See- und Flussufern montiert die Feuerwehr Wunderwaffen. Orange, dicke Schläuche, die sich wie Würste die Ufer der Seen und Flüsse entlangschlängeln. Die Feuerwehr bläst die Röhren auf und füllt sie anschliessend mit Wasser. So helfen sie, die Fluten abzuhalten.

So etwa in Nidau BE. Hier rollt Zivilschützer Kevin Rackwitz (28) gemeinsam mit seinem Zug die orangen Beaver-Schläuche aus. Das Ziel ist es, die Badi vor dem Hochwasser des Bielersees zu schützen. Der grosse Vorteil sei die schnelle und flexible Handhabe. «Wir können die Schläuche zuerst auslegen, wie wir wollen. Danach füllen wir sie mit Wasser und dichten sie so ab.» Die Schläuche würden helfen, grössere Schäden zu verhindern.

Gemeinden und Feuerwehren sind besser vorbereitet

Andreas Roos (53) beobachtet als Präsident des Europaverbands Hochwasserschutz die Ereignisse ganz genau. Seiner Ansicht nach sind die Schweizer Gemeinden heute deutlich besser auf Ereignisse wie ein Hochwasser vorbereitet. «Die Erfahrungen von früheren Hochwasserereignissen wie 2005 sind dieses Mal in die Planung mit eingeflossen», sagt Roos zu Blick.

So habe man nach dem Jahrhunderthochwasser vor 16 Jahren neue, detailliertere Gefahrenkarten für den Fall einer erneuten Überschwemmung angelegt. Zudem hätten gefährdete Gemeinden konsequent in Schutzmaterial und das Training der Einsatzkräfte im Kampf gegen Hochwasser investiert – etwa in die Beaver-Schläuche, die die Firma von Roos produziert.

Das sei ein verhältnismässig kleiner Aufwand, mache sich nun aber bezahlt. «Die Feuerwehren etwa sind viel besser vorbereitet – sie kümmern sich nicht mehr nur um Brände wie früher, sondern trainieren auch für andere Ereignisse wie etwa Hochwasser. Das merkt man», sagt Roos. Seine Bilanz: «Es ist eine Kombination aus Vorbereitung, Planung und viel Einsatzwillen der Einsatzkräfte, die uns die grossen Überflutungen erspart haben.»

Hydrologe zieht vorerst positive Bilanz

Auch Hydrologe David Volken (42) vom Bundesamt für Umwelt beobachtet, dass die richtigen Lehren aus den heftigen Überschwemmungen von 2005 gezogen wurden. «In den vergangenen Jahren haben die verantwortlichen Behörden vorgesorgt. Es wurde extrem in den Objektschutz investiert. Ausserdem werden laufend an verschiedensten Orten Entlastungsstollen gebaut, um das Wasser besser abfliessen zu lassen. Das macht sich nun bezahlt», sagt Volken.

Sein Fazit ist daher bislang positiv. «Bis jetzt konnten wir die grossen Überflutungen verhindern, auch dank der richtigen Schutzmassnahmen.» Nun gelte es abzuwarten, wie sich die Situation in den kommenden Tagen weiterentwickle.

Nicht zuletzt hatte die Schweiz auch das Wetterglück auf ihrer Seite. So regnete es in der Nacht auf Donnerstag deutlich weniger als angenommen. «Das hat sicherlich geholfen und uns vor Schlimmerem bewahrt», so Volken.


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