«Ich frage mich ständig, was in dieser Zeit passiert ist»
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Blackout von über drei Stunden:«Ich frage mich ständig, was in dieser Zeit passiert ist»

«Jung, wild & sexy»-Isabelle (19) hatte K.-o.-Tropfen im Drink
«Ich war voller Blut, hatte aufgeschürfte Hände und Knie»

«Jung, wild & sexy»-Star Isabelle feiert gerade mit Freunden. Plötzlich – mitten im Club – erlebt sie ein Blackout. Als die Ostschweizerin aufwacht, liegt sie verletzt in ihrem Bett – erinnerungslos. Der Grund: K.-o.-Tropfen.
Publiziert: 03.12.2024 um 00:39 Uhr
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Aktualisiert: 03.12.2024 um 13:00 Uhr
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Die Ostschweizerin Isabelle H. (19) liebt das Party-Leben. Die Barkeeperin hat schon viel in der Party-Szene erlebt – auch durch ihre Teilnahme in der Reality-Show «Jung, wild & sexy».
Foto: zvg
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Qendresa LlugiqiReporterin News

Sie nehmen einem die Erinnerung, im schlimmsten Fall töten sie: Vor K.-o.-Tropfen in Drinks werden Party-Gänger immer wieder gewarnt. Gemäss Experten kommt es regelmässig zu Vorfällen. So auch bei «Jung, wild & sexy»-Darstellerin Isabelle H.* (19). Der Ostschweizerin sollen beim Feiern mit Freunden K.-o.-Tropfen in ihren Drink gemischt worden sein. Die Reaktion ihres Umfelds darauf? Entgegen aller Experten-Ratschläge!

Ende September feierte die Thurgauerin mit Freunden in einer geschlossenen Lounge eines Clubs. «Es war zunächst ein toller Abend», sagt die Barkeeperin zu Blick. «Plötzlich wurde alles schwarz und ich kippte mitten im Club um.» Dabei habe sie nicht über den Durst getrunken, sagt die junge Frau.

Aufgewacht sei sie in ihrem Bett, sagt Isabelle: «Ich war voller Blut wegen meiner aufgerissenen Nase, hatte aufgeschürfte Hände und Knie.» Wie sie dahin kam, weiss sie nicht. Nur so viel: «Ich kann mich daran erinnern, dass ich irgendwie aus einem Auto fiel und mir hierbei diese Verletzungen zuzog.»

«Das lässt mir keine Ruhe!»

Isabelle fehlen rund sechs Stunden an Erinnerungen. Niedergeschlagen sagt sie: «Das lässt mir keine Ruhe!» Ihre einzige Erklärung: «Mir wurden ganz sicher K.-o.-Tropfen untergejubelt!»

Der Vorfall stösst auch ihrem Vater Adrian H.* (64) sauer auf: «Isabelle hätte sofort Hilfe gebraucht! Doch statt das Club-Personal zu informieren oder in ein Spital zu fahren, setzten ihre Freunde Isabelle vor der Haustür ab. Sie haben nicht einmal geklingelt!»

Er selbst habe geschlafen und Isabelle in den frühen Morgenstunden wahrgenommen: «Sie war verwirrt in ihrem Zimmer und suchte verzweifelt eine Toilette.» Seine Tochter habe gelallt und sei in ihr Bett gefallen, so der Papa. «K.-o.-Tropfen gingen mir da gar nicht durch den Kopf, ich dachte bloss: Ui, hat Isabelle zum ersten Mal ihre Trink-Grenze überschritten?»

Zwar hätten ihn die Verletzungen seiner Tochter stutzig gemacht. Doch: «Ich dachte, sie ist im Suff umgefallen.» Sorgen habe er sich vor allem gemacht, als Isabelle schlief: «Sie atmete so seltsam. Ich wartete ab, ob es besser wird. Falls nicht, wollte ich sie ins Spital fahren.» Doch dann habe sich Isabelle beruhigt.

Schon einmal Erfahrung mit K.-o.-Tropfen

Es ist nicht das erste Mal, dass Isabelle unschöne Erfahrungen mit K.-o.-Tropfen macht. Genau vor vier Jahren sollen ihr von Freunden in einem Hotelzimmer K.-o.-Tropfen verabreicht worden sein. Auch da verlor sie das Bewusstsein – und wachte erst in einer Notfallstation auf.

Gemäss dem Drogeninformationszentrum (DIZ) gibt es keine klare Definition, was K.-o.-Tropfen sind. «Es können verschiedene Substanzen gemeint sein: verschreibungspflichtige Medikamente, illegale Substanzen wie GHB, aber auch Alkohol in hohen Dosierungen», so DIZ-Co-Leiter Dominique Schori. «Grundsätzlich können diese Substanzen auf den gleichen Kanälen erworben werden wie andere illegale Substanzen.»

Laut Tox Info Suisse, der offiziellen Informationsstelle der Schweiz für alle Fragen rund um Vergiftungen, ist die Wirkung abhängig von der in den Tropfen enthaltenen Substanzen, wie etwa GHB oder GBL. Oberarzt Alexander Jetter sagt: «Es können zahlreiche Symptome auftreten, so etwa Schwindel, Verwirrtheit, Schläfrigkeit bis hin zu Bewusstseinsverlust sowie Amnesie für das Ereignis.» Auch ein Atemstillstand kann vorkommen. Schlimmstenfalls führen die K.-o.-Tropfen zum Tod. Jetter: «Gefährlich sind K.-o.-Tropfen, weil sie in der Regel rasch wirken und einen komplett ausser Gefecht setzen können.»

Dunkelziffer ist viel höher

Was den Nachweis laut Jetter erschwere: «GHB und GBL werden rasch aus dem Blut ausgeschieden.»

Im Jahr 2023 seien bei Tox Info Suisse ungefähr 100 Anrufe zu K.-o.-Tropfen eingegangen. Doch: «Manche Opfer gehen gar nicht zum Arzt», erklärt Jetter. Er ist sich sicher: Die Dunkelziffer ist viel höher.

Wie man als Aussenstehender bei Verdacht auf K.-o.-Tropfen richtig reagiert.

Die Opferhilfe beider Basel empfiehlt: Besteht der Verdacht, dass eine Person unter dem Einfluss von K.-o.-Tropfen steht, sollte sie keinesfalls allein gelassen werden. Bei starken Symptomen wie Bewusstlosigkeit sollte umgehend der Rettungsdienst oder die Polizei gerufen werden. K.-o.-Tropfen sind im Körper nur kurz nachweisbar (6 Stunden im Blut, 12 Stunden im Urin). Falls kein sofortiger Arztbesuch möglich ist, kann Urin in einem sauberen Behälter gesammelt und im Kühlschrank aufbewahrt werden.

Die Opferhilfe beider Basel empfiehlt: Besteht der Verdacht, dass eine Person unter dem Einfluss von K.-o.-Tropfen steht, sollte sie keinesfalls allein gelassen werden. Bei starken Symptomen wie Bewusstlosigkeit sollte umgehend der Rettungsdienst oder die Polizei gerufen werden. K.-o.-Tropfen sind im Körper nur kurz nachweisbar (6 Stunden im Blut, 12 Stunden im Urin). Falls kein sofortiger Arztbesuch möglich ist, kann Urin in einem sauberen Behälter gesammelt und im Kühlschrank aufbewahrt werden.

Auch Isabelle hat keine Anzeige erstattet. «Leider habe ich es verpasst, für Beweise – wie etwa den Substanz-Nachweis – zu sorgen. Nun muss ich mit den Konsequenzen leben. Ich hoffe, dass andere Betroffene und deren Umfeld besser und vor allem schneller reagieren.»

* Name bekannt 

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