Kantonsspital St. Gallen kritisiert Behauptungen
Impfgegner missbrauchen verstorbene Lehrtöchter für Propaganda

Das Kantonsspital St. Gallen trauert um zwei junge Mitarbeiterinnen, die kurze Zeit nacheinander verstorben sind. Impfgegner glauben, dass die Covid-Impfung dahinter stecke. Das Spital kritisiert die Anti-Impf-Propaganda scharf.
Publiziert: 07.11.2021 um 20:08 Uhr
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Aktualisiert: 07.11.2021 um 21:59 Uhr
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Im Kantonsspital St. Gallen sind zwei Lehrtöchter kürzlich verstorben. Die genaue Todesursache wird untersucht. (Symbolbild)
Foto: Keystone

Ende Oktober sind zwei Lehrtöchter FaGe (Fachfrauen Gesundheit) beim Kantonsspital St. Gallen (KSSG) kurz nacheinander verstorben. Ein Bild von einem mutmasslich internen Schreiben kursiert im Netz. Demnach seien Romina D.* und Silvia P.* aufgrund von unterschiedlichen Erkrankungen «unerwartet aus unserer Mitte gerissen» worden, heisst es im Text. Das Spital spricht von einem «traurigen Zufall», der die Mitarbeiter «fassungslos zurücklässt».

Corona-Skeptiker sehen das anders und nutzen nun den Tod der jungen Frauen, um Stimmung gegen die Impfung zu machen. Wie die «Sonntagszeitung» berichtet, stellen sie die Fälle in direkten Zusammenhang mit der Covid-Impfung. Auf der Messenger-App Telegram werden nun entsprechende Nachrichten verbreitet, die man «aus erster Hand» habe. Wer das wem bestätigt haben soll, erläutern die Impfgegner nicht. Veröffentlichen dafür das Alter, die Namen und den Wohnort der jungen Frauen.

Behauptungen seien «höchst unverantwortlich»

Auf Facebook schreibt das KSSG am Freitag: «Das Kantonsspital St. Gallen musste Anfang dieser Woche kurz nacheinander gleich von zwei verschiedenen Familien eine Todesnachricht entgegennehmen. Zwei junge Lernende aus unserer Mitte sind zu verschiedenen Zeiten, an verschiedenen Orten unerwartet verstorben. Das macht uns traurig und betroffen. Die genauen Todesursachen werden untersucht und sind noch nicht bekannt.» Auf die «unterschiedlichen Erkrankungen», die im mutmasslichen Intranet-Schreiben erwähnt werden, geht das Spital im Facebook-Post nicht ein.

Dafür aber auf die Nachrichten in den Telegram-Chats und kritisiert die Skeptiker. «Wer Behauptungen wie in verschiedenen veröffentlichten Posts auf der Basis ungesicherter Informationen verbreitet, handelt aus unserer Sicht höchst unverantwortlich.» Ob die beiden Frauen überhaupt geimpft waren, ist noch unbekannt.

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Keine Impftoten in der Schweiz

Das ist nicht das erste Mal, dass Impfsgegner unüberprüfte Gerüchte über vermeintliche «Impftote» verbreiten. Im Dezember ist in Ebikon LU ein 91-jähriger Mann nach einer Covid-Impfung gestorben. Im Januar berichtete dann das Portal «Zeitpunkt», dass die Impfung für den Tod des Seniors verantwortlich sei. Die Information erhielt das Portal von einem behandelnden Arzt. Dieser war aufgrund der medizinischen Vorgeschichte des Verstorbenen sowie des zeitlichen Zusammenhangs zwischen Corona-Impfung und Tod von einem Kausalzusammenhang ausgegangen. Beim Arzt handelt es sich um den bekannten Corona-Skeptiker Andreas H.** (52).

Swissmedic erklärte später, dass kein Zusammenhang zwischen dem Tod und der Impfung bestehe. Da der Heimbewohner mehrere schwere Vorekrankungen hatte. Andreas H. bekam daraufhin die Konsequenzen zu spüren. Der Kanton Luzern hatte ihm die Berufsbewilligung entzogen. Er hatte nicht nur falsche Gerüchte über den «Impftoten» in die Welt gesetzt, sondern weigerte sich auch, in seiner Praxis die Maske zu tragen und stellte Maskenatteste aus, ohne zu überprüfen, ob seine Patienten überhaupt Beschwerden haben.

Swissmedic veröffentlicht regelmässig Zahlen zu den Impf-Nebenwirkungen. Bisher wurden 9834 Meldungen ausgewertet. Weniger als 35 Prozent davon wurden als schwerwiegend eingestuft. Das mittlere Alter lag dabei bei 55,4 Jahren.

In 155 der schwerwiegenden Fälle starben Personen in unterschiedlichem zeitlichem Abstand zur Impfung. Im Schnitt waren die Personen knapp 80 Jahre alt. Trotz einer zeitlichen Nähe gebe es in keinem Fall konkrete Hinweise darauf, dass die Impfung die Ursache für den Todesfall gewesen sei, schrieb die Arzneimittelaufsicht. (man)

* Name geändert

** Name bekannt

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