Corona-Geimpfte auf den Intensivstation
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Als Fake News entlarvt:Corona-Geimpfte auf den Intensivstation

Zahl der Geimpften auf Intensivstationen wird angeblich verheimlicht
Ostschweizerin entlarvt Skeptiker-Video als Fake News

Ein Video macht derzeit die Runde, in dem behauptet wird, dass Schweizer Spitäler verheimlichen, wie viele Corona-Geimpfte auf den Intensivstationen liegen. Zum Beweis wird der Name einer Ostschweizerin genannt, die alles wisse. Ein Irrtum, wie Blick-Recherchen zeigen.
Publiziert: 02.09.2021 um 21:38 Uhr
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Aktualisiert: 02.09.2021 um 21:45 Uhr
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In einem Video spielt dieser Mann eine Sprachnachricht ab.
Foto: Zvg

Sie ist sauer – und wie! «Das ist alles grosser Quatsch. Ich weiss nicht, was das soll», sagt Julia K.* (52) zu Blick. Grund für ihren Ärger: Ein Video, das gerade in den sozialen Netzwerken die Runde macht. Ein Mann möchte eine Sprachnachricht teilen, die er zugeschickt bekommen hat. Wie er betont: von einer «absolut vertrauenswürdigen Quelle».

In dieser Sprachnachricht berichtet ein Mann davon, dass die Spitäler in St. Gallen, Frauenfeld und Männedorf ZH verheimlichen würden, wie viele Corona-Geimpfte auf den Intensivstationen liegen würden. Die Angestellten hätten eine entsprechende Schweigepflicht unterschreiben müssen, damit die Zahlen nicht an die Öffentlichkeit gelangen.

Der Mann habe das von einer Kollegin erfahren, mit der er zusammenarbeitet. Und zwar von Julia K. aus Wil SG. Ihre Tochter arbeite in der Pflege und habe das erfahren. «Unglaublich, aber wahr», tönt der Arbeitskollege auf der Sprachnachricht. Und auch der Mann im Video ist entsetzt und fordert auf, das Video zu teilen. Denn: «Es ist die Wahrheit.»

Es war nur ein Gespräch unter Kollegen

Nur: Das Gegenteil ist der Fall. Nichts davon stimmt. «Meine Tochter macht ihre Ausbildung in einem Heim, hat nicht in einem der Spitäler gearbeitet, geschweige denn auf Intensivstationen», stellt Julia K. klar. Dass ihr Name in solch einer Sprachnachricht auftaucht, macht sie fassungslos. «Es ist falsch, die Menschen gegenseitig aufzuhetzen mit solchen falschen Informationen.» Sie werde nun prüfen, ob sie dagegen juristisch vorgehen wird. Schliesslich sei das Rufmord.

Sie habe zwar mit dem Kollegen über das Gerücht dieser Schweigepflicht gesprochen. Aber: «Ich hatte das gehört und mich mit ihm darüber unterhalten. Mehr nicht. Dass meine Tochter und ich dann als Quelle genannt werden, hätte ich nie gedacht.»

Auch die Spitäler stellen klar: Nichts davon stimmt. «An unserem Spital existiert keine solche Covid-spezifische Schweigepflicht», sagt Martina Meyer vom Spital in Männedorf ZH zu Blick. Auch das Kantonsspital St. Gallen distanziert sich von dem Video. Es sei «völliger Humbug», so Spital-Sprecher Philipp Lutz zu «Die Ostschweiz». (jmh)

* Name geändert

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