Auf einen Blick
- Frau sticht Mann nieder und ruft Notruf, Mann stirbt trotz Hilfe
- Nachbarn berichten von häufigen Streitereien und aggressivem Verhalten der Frau
- Unklare Beziehung zwischen Täter und Opfer, Nachbarin spricht von Liebschaft
Ausgerechnet an Heiligabend endete ein Streit im rund 2000-Seelen-Ort Henau SG blutig: Sina G.* (34) soll gegen Mittag im Streit Markus P.* (69) mit einem Messer schwer verletzt haben. Wie und weshalb – hierzu konnte die Kantonspolizei St. Gallen selbst zwei Tage später aus «ermittlungstaktischen Gründen» auf Blick-Anfrage nichts sagen. Fakt ist jedoch: Sina G. setzte am Dienstag einen Notruf ab. Doch die Einsatzkräfte konnten nichts mehr für den schwerverletzten Markus P. tun. Der frühere Zimmermann verstarb kurz darauf.
Blick konnte am Donnerstag mit Anwohnern sprechen. Sie berichten: Es krachte immer wieder in diesem Haus, wo Markus P. wohl zur Miete wohnte und in dem sich auch Sina G. wohl seit rund einem Jahr aufhielt. Mehrmals musste die Polizei ausrücken.
«Hübsche, aber aggressive Frau»
Die Ungarin Sina G. wird von den Anwohnern als «hübsche, aber aggressive Frau» beschrieben. Seit rund einem Jahr soll sie eine Art Liebschaft mit Markus P. geführt haben, so Nachbarin Regula Grämiger zu Blick. «Im Sommer hat sie ihn im Garten einmal so angeschrien, dass selbst ich danach das Gespräch mit ihr suchte. Ich erklärte ihr, dass so ein Verhalten nicht gehe.»
Grämiger kennt das Opfer etwas besser: «Ich kenne seine Ex-Frau und seine beiden Kinder. Der Sohn war früher viel bei uns. Später hatte Markus P. einige Freundinnen. Auch zu der einen oder anderen hatte ich Kontakt.»
Unruhiges Umfeld
Neben Markus P. und Sina G. hätten sich regelmässig zwei weitere Personen im Haus aufgehalten. Grämiger: «Zu mir meinte Sina G. einmal, es seien ihr Sohn und dessen Freundin. Anderen gegenüber soll sie den anderen Mann jedoch als ihren Ehemann präsentiert haben.»
Auch Anwohnerin Nicole Mösli (35) berichtet Blick von Streitereien, die sie miterlebt habe.
Als ihre Tochter sie am Dienstag auf den Polizeieinsatz draussen aufmerksam gemacht habe, habe sie gleich gewusst: «Es kann nur mit Sina G. zu tun haben. Dass es schlimmer sein muss, realisierte ich erst, als die Forensik eintraf.»
Laut Nicole Mösli ist Sina G. mitgenommen worden. «Sie sass im Polizeiauto und weinte ganz fest. Mehrere Polizisten standen um das Auto herum.» Mösli und ihr Partner sagen: «Wir wussten, da passiert mal was.»
Auch Regula Grämiger erklärt: «Wir haben ein solches Ende kommen sehen.» Einen Tag vor der Tat habe sie sich sogar über die plötzliche Ruhe im Nachbarhaus gewundert: «Ich meinte noch zu meinem Mann, ob wir hingehen und nachschauen sollen, ob mit Markus P. alles in Ordnung ist.»
Polizei bestätigt Einsätze
Milo Frey, Sprecher der Kantonspolizei St. Gallen, bestätigt auf Blick-Anfrage: «Es trifft zu, dass wir in der Vergangenheit mehrmals an diese Adresse ausgerückt sind. Details zu diesen Einsätzen können wir nicht nennen. Aber es hat sich nicht um Einsätze im Bereich der häuslichen Gewalt gehandelt.» Weiter sagt Frey, dass nur Markus P. und Sina G. anwesend waren, als die Polizei eintraf. «Ob davor noch mehr Personen im Haus waren, ist noch Gegenstand der Ermittlungen.»
Laut der Kantonspolizei St. Gallen werden nun die genauen Umstände und die Beziehung von Sina G. und Markus P. untersucht. Die Staatsanwaltschaft St. Gallen hat ein Strafverfahren eröffnet.
* Namen geändert