Das Naturheilmittel Echinaforce könnte ein Wundermittel im Kampf gegen Covid-19 sein. Diese Hoffnung weckt auf jeden Fall eine Studie des international renommierten Labors Spiez, die BLICK gestern publik machte.
Die Reaktionen waren enorm, viele Medien griffen den Bericht auf – und es kam zum Run auf das Naturheilmittel! Seit bekannt ist, dass Echinaforce des Herstellers A. Vogel aus Roggwil TG im Kampf gegen das Coronavirus hilfreich sein könnte, musste der Verkauf vielerorts rationiert werden. Die Website des Herstellers war gestern zwischenzeitlich nicht mehr erreichbar.
Die Studie besagt: Der Hauptbestandteil von Echinaforce – der aus dem Roten Sonnenhut gewonnene Wirkstoff Echinacea – kann Coronaviren abtöten. Bei ihren Experimenten verwendeten die Schweizer Forscher menschliches Gewebe aus Zellen der oberen Atemwege. Diese wurden in der Petrischale mit den krankmachenden Viren infiziert und anschliessend mit Echinaforce behandelt.
«Die Tests haben gezeigt, dass Echinaforce wirkt»
Resultat: Sobald die Viren mit Echinaforce in Kontakt kamen, konnten sie sich nicht mehr erholen und wurden inaktiv. Potenzial sieht die Studie in der Anwendung als Langzeit-Prophylaxe. Speziell Angestellte in Spitälern, Arztpraxen und Altersheimen könnten sich damit vor einer Ansteckung schützen, so die Hoffnung.
Evelyn Wolfram (48) ist Dozentin an der ZHAW und Expertin für Naturstoffchemie und Phytopharmazie. Sie beschäftigt sich mit der Entdeckung und Entwicklung von Wirkstoffen aus der Natur. Wolfram gibt sich zur Wirkung von Echinaforce gegen Corona vorsichtig optimistisch: «Die Reagenzglas-Tests haben gezeigt, dass Echinaforce gegen das Coronavirus wirkt. Auf der einen Seite verhindert der Wirkstoff, dass das Virus in die Zelle eindringt. Auf der anderen Seite wird das Virus inaktiviert», erklärt Wolfram. Alles in allem wisse man aber noch zu wenig über die Wirkungsweise des Naturheilmittels.
Durchaus sei jedoch erwiesen, dass es das Immunsystem stärkt. Da es sich um ein pflanzliches Mittel handelt, könne der Körper es besonders gut verarbeiten. Denn: «Etwas, das es in der Natur schon gibt – damit kann der Körper auch gut zurechtkommen.» Wolfram meint: «Damit macht man sicher nichts falsch.»
Schulmediziner sind kritisch
Gisela Etter (53), Präsidentin des Vereins Homöopathischer Ärztinnen und Ärzte, sieht im Stoff Potenzial: «Die Studie gibt einen weiteren Hinweis darauf, dass sich mehr qualitativ hochwertige Studien zur Komplementärmedizin lohnen, um die guten Erfahrungen in der ärztlichen Praxis zu untermauern», zeigt sich Etter überzeugt.
Schulmediziner sehen die Sache kritischer. «Es handelt sich hier um eine Studie im Reagenzglas. Die Beobachtung ist interessant, mehr aber auch nicht», sagt Felix Huber, Leiter des Ärztezentrums Medix in Zürich. Nur weil der Wirkstoff unter Laborbedingungen anschlage, heisse das nicht automatisch, dass er seine Wirkung auch in der Realität entfalten könne.
Dafür wären, so Huber, umfangreiche Feldstudien mit zahlreichen Probanden notwendig – ähnlich wie bei der Erforschung eines Impfstoffs. Die Studien, die erforderlich seien, um Echinaforce zur Behandlung gegen Corona zu verwenden, seien genauso aufwendig wie die Impfstudien. «Ich bezweifle, dass man das zustande bringt mit diesem Produkt», sagt er.
Zu dieser Schlussfolgerung kommt auch Dozentin Evelyn Wolfram. Aber: «Da wir nichts anderes haben, sehe ich im Moment keine Gefahr, dieses Arzneimittel zu nehmen. Es ist erforscht und gilt als unbedenklich», erklärt Wolfram.
Labor Spiez lässt Kritik im Internet nicht gelten
Im Internet stören sich Kritiker insbesondere am Umstand, dass Echinaforce nebst seinem Wirkstoff auch über einen hohen Alkoholgehalt verfügt. Würde somit auch Wodka in hoher Dosierung das Virus töten? Das Labor Spiez wehrte sich gestern umgehend gegen die Häme: «Wir haben das Mittel natürlich in der entsprechenden Verdünnung als Kontrolle getestet», schreibt das Labor auf Twitter.
Die Wirksamkeit am Menschen sei aber nicht erwiesen, die Ergebnisse liessen sich nicht einfach so übertragen, heisst es weiter. Um den Praxisbeweis zu liefern, müsste insbesondere Echinaforce-Hersteller A. Vogel tief in die Tasche greifen und weitere Forschungen finanzieren.
Die Wirkung von Echinaforce gegen das Coronavirus ist bisher nur im Labor an Zellkulturen (in-vitro) erwiesen. Dies sagt noch nichts darüber aus, ob und in welchem Ausmass das Mittel gegen das Coronavirus beim Menschen nützt. Als «Corona-Medikament» ist es ausdrücklich nicht zugelassen, wie die Heilmittelbehörde Swissmedic betont – mehr Infos finden Sie unter diesem Link.
Die Wirkung von Echinaforce gegen das Coronavirus ist bisher nur im Labor an Zellkulturen (in-vitro) erwiesen. Dies sagt noch nichts darüber aus, ob und in welchem Ausmass das Mittel gegen das Coronavirus beim Menschen nützt. Als «Corona-Medikament» ist es ausdrücklich nicht zugelassen, wie die Heilmittelbehörde Swissmedic betont – mehr Infos finden Sie unter diesem Link.