Tagsüber 37 Grad, nachts geht die Welt unter. Das Wetter spielt schon wieder verrückt. Eine Gewitterwarnung jagt die nächste. Auch wenn wir am Freitag kurz eine Wetterberuhigung haben, geht es wieder so weiter. Samstag wieder heiss, rumms, danach wieder Gewitter. Der Bund rief für die Nacht auf Mittwoch die Gefahrenstufe vier von vier aus. 50'000 Blitze schlugen laut Meteonews in der Schweiz ein. Windböen mit Geschwindigkeiten weit über 100 Stundenkilometer fetzten rund um die Gewitterzellen. Die Schäden sind massiv!
In Basel knickten 50 Bäume um. Weit über 200 Bäume haben zum Teil heftige Teilschäden davongetragen, wie das Basler Bau- und Verkehrsdepartement am Mittwoch mitteilte. Die Basler Berufsfeuerwehr erhielt am Dienstagabend nach 20.40 Uhr in kurzer Zeit 135 Notrufe, so das Basler Justiz- und Sicherheitsdepartement. Sie musste unter anderem wegen umgestürzten Bäumen, abgedeckten Dächern, zerbrochenen Scheiben und blockierten Tramleitungen ausrücken.
Auf dem Bodensee tobten Böen bis zu 120 km/h und schoben Wellen bis zu einer Höhe von 2 Metern vor sich her. Mehrere Dutzend Boote gerieten in Seenot. In den Häfen sanken eine noch unbekannt hohe zweistellige Zahl Schiffe auf Grund. Auch am Mittwochnachmittag und -Abend wüteten Gewitter. Und es regnete in Strömen. In Bern waren vier Tramlinien vorübergehend überschwemmt und unterbrochen.
Sommerliche Hitzeperioden nehmen zu
Ist das extreme Wetter jetzt die Norm? Klimatologe Stephan Bader von der Abteilung Klima des Bundesamts für Meteorologie und Klimatologie sagt zu Blick: «Sommerliche Hitzeperioden haben in den letzten Jahren in der Schweiz in der Häufigkeit und in der Intensität zugenommen. Diese Zunahme wird in den kommenden Jahrzehnten weitergehen.»
Rein von der Menge gibt es bei den Niederschlägen noch keinen Trend, auch wenn die Bilder der ausgetrockneten Emme das suggerieren. Experte Bader: «In den letzten Jahren gab es in der Schweiz häufiger niederschlagsarme Jahre oder niederschlagsarme Sommerhalbjahre. Über lange Zeit betrachtet ist allerdings kein signifikanter langfristiger Trend bei den Niederschlagsmengen zu beobachten.»
Aber die Prognosen sehen düster aus: «Inskünftig wird jedoch für den Sommer weniger Niederschlag erwartet als heute, spürbar etwa ab Mitte Jahrhundert. Die Niederschläge fallen seltener, dann aber häufiger intensiv.»
«Prognosen nicht viel besser als vor 20 Jahren»
Meteorologe Roger Perret ist kein Klimatologe, aber auch er registriert den Trend zu Extremen. «Früher hatten wir auch Spitzenwerte, aber seltener», sagt er. «Wir haben oft die gleiche Lage wie früher, aber heute ist es einfach eins bis zwei Grad wärmer.»
Die häufigen Gewitterlagen machen dabei die Arbeit für die Meteorologen schwieriger. Perret macht seinen Job bereits seit 20 Jahren. Er sagt: «Es spielen bei diesen Konstellationen kleinste Faktoren eine Rolle. Trotz einer steilen Entwicklung in der Technik sind die Prognosen dann nicht viel besser als vor 20 Jahren. Das System ist zu komplex», so Perret.
Wenn man also bei einer wilden Südwestlage das Haus verlässt, ist es besser, zur Sicherheit einen Schirm mitzunehmen. Auch wenn die Vorhersage keinen Regen anzeigt.
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