Hagel, Blitze und teils kräftige Regenschauer: Die Nacht auf Mittwoch war in der Schweiz nicht gerade gemütlich – und das bei sommerlichen Temperaturen von bis zu 37 Grad. Nicht nur hierzulande treibt der Wettergott gerade ein übles Spiel mit uns Menschen. Ein Überblick über die Wetter-Lage in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und den USA.
Deutschland
Bei schweren Gewittern im Süden und Südwesten Deutschlands sind mehrere Menschen teils schwer verletzt worden. Besonders im Saarland entwickelte der Sturm zerstörerische Kraft: In dem kleinen Ort Asweiler in der Gemeinde Freisen wurden rund 50 Häuser beschädigt.
Die Dächer mehrerer Gebäude seien abgedeckt worden, in zwei Fällen seien ganze Dächer inklusive Dachstuhl weggeflogen. «Ich bin mir sicher, dass es ein Tornado war», sagte der Leiter des Katastrophenschutzamtes St. Wendel, Dirk Schäfer. Das Schadensbild deute darauf hin.
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Dem Meteorologen Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst (DWD) zufolge ist nicht auszuschliessen, dass es ein Tornado war. Für eine Diagnose brauche es jedoch Videos, Bilder oder Berichte von Augenzeugen.
Menschen wurden im saarländischen Asweiler nicht verletzt. Anders in Bayern: In Biessenhofen bei Marktoberdorf zerlegte eine Windböe ein Zirkuszelt, das zwei 25 und 33 Jahre alte Frauen gerade absichern wollten. Die Frauen kamen mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus. Nahe Olching krachte ein entwurzelter Baum auf einen Wohnwagen, dadurch wurde ein 60-Jähriger schwer verletzt.
Auch in Baden-Württemberg wurden mehrere Menschen verletzt. So fiel etwa auf einem Campingplatz in Allensbach am Bodensee eine 70 Zentimeter dicke Eiche auf den Wohnwagen einer Familie. Die drei Insassen und eine 30 Jahre alte Camperin kamen ins Krankenhaus.
Im Landkreis Ravensburg wurde ein 53 Jahre alter Rollerfahrer lebensgefährlich verletzt, nachdem sein Fahrzeug mit einem auf der Strasse liegenden Baum zusammengestossen war. Eine 81-Jährige stürzte in Moos/Iznang durch den Dachboden, als sie vom Sturm gelöste Ziegel wieder befestigen wollte. Auch sie kam in ein Krankenhaus.
Wegen des Unwetters kam es noch am Mittwoch auf einigen Bahnstrecken zu Beeinträchtigungen. «Bitte rechnen Sie mit Verspätungen und Zugausfällen», hiess es bei der Deutschen Bahn. So war etwa die Fernverkehrsstrecke von München über Lindau am Bodensee bis in die Schweiz zunächst gesperrt. Die DB kündigte an, dass die Reparaturen an den beiden Fernstrecken bis zum Mittwochabend andauern könnten.
Sowohl in Baden-Württemberg als auch in Bayern sorgten herabgefallene Äste, umgestürzte Bäume und Blitzeinschläge in Häuser für einen Dauereinsatz von Polizei und Feuerwehr. Zehntausende Haushalte in Bayern hatten nach dem Unwetter keinen Strom mehr. Betroffen war das Netz der Bayernwerk Netz GmbH in den Regionen Oberbayern und Ostbayern, berichtete das Unternehmen. Grund für die Ausfälle waren Blitzeinschläge in mehrere Umspannwerke.
Frankreich
Am Dienstag wurde auch Frankreich von heftigen Gewittern heimgesucht. Im Osten des Landes gab es einige Schäden, wie wetteronline.de berichtet. In Dijon und Mulhouse fegten Sturmböen mit Geschwindigkeiten von über 100 km/h durch die Gegend. Aus Sicherheitsgründen wurde der Bahnverkehr auf einigen Strecken zeitweise eingestellt. In Dijon brach die Decke eines Supermarktes ein, in Vichy wurden Dutzende Bäume entwurzelt. Grosse Hagelkörner gingen nieder.
Spanien
Unterdessen wird Spanien von einer Hitzewelle geplagt – dabei liegt die letzte grosse Welle erst zwei Wochen zurück.
In Teilen Andalusiens kletterte das Quecksilber etwa am Montagnachmittag auf bis zu 44 Grad. Der nationale Wetterdienst Aemet rief für diese Region, in der die Grossstädte Sevilla und Córdoba liegen, die höchste Alarmstufe Rot aus. Schon Ende Juni waren dort 44 Grad im Schatten gemessen worden. Für Menschen, vor allem Kleinkinder, Alte und Kranke, sowie auch für die Natur sind diese hohen Tagestemperaturen enorm anstrengend. Auch nachts gibt es kaum Erholung, weil es dann immer noch mindestens 25 Grad warm ist.
Auch in anderen Teilen des Landes war es sehr heiss – in der Hauptstadt Madrid bis zu 39 Grad und auf der Urlauberinsel Mallorca bis zu 35 Grad. Etwas erträglicher war es in Katalonien mit 30 Grad und im Norden des Landes mit Temperaturen um die 25 Grad. Abklingen könnte diese schon zweite Hitzewelle des Sommers erst zum Ende der Woche.
In Spanien haben sich die Hitzewellen in den vergangenen Jahren gehäuft, wie Aemet betont. Behördensprecher Ruben del Campo warnt seit langem: «Eines ist klar: Der (vom Menschen verursachte) Klimawandel verstärkt extreme Wetterereignisse.»
Italien
Auch in Italien ist es Anfang und Mitte Juli vielerorts richtig heiss. Sehr heisse Luft aus der Sahara aus Richtung Nordafrika sorge für extreme Hitze, heisst es in einem Bericht von wetter.com. Zwischen Venedig und Mailand im Norden und Neapel und Palermo im Süden sei in den kommenden Tagen mit «durchwegs Temperaturen von knapp 40 Grad» zu rechnen.
«Südtirol News» berichtete zudem, dass es auf Sardinien sogar bis zu 48 Grad heiss werden könne. Auch in der Toskana, an der Amalfiküste Kampaniens und im südlichen Apulien wird die 40-Grad-Marke geknackt.
USA
Heftige Regenfälle haben im Nordwesten der USA für Überflutungen und Verwüstung gesorgt. Zwischenzeitlich haben die Behörden um die Stabilität eines Staudamms im nordöstlichen Bundesstaat Vermont gebangt.
«Die Verwüstungen und Überschwemmungen, die wir in ganz Vermont erleben, sind historisch und katastrophal», sagte Gouverneur Phil Scott. Strassen wurden mit Schlamm übergossen und Menschen waren zeitweise in ihren Häusern eingeschlossen. Am Mittwoch entspannte sich die Lage – die Einsatzkräfte konzentrierten sich auf die Aufräumarbeiten. In anderen Teilen des Landes warnte der Wetterdienst vor extremer Hitze.
Besonders schwer betroffen von den Überschwemmungen war Vermonts Hauptstadt Montpelier, deren Zentrum zu grossen Teilen unter Wasser stand. Auf Bildern war unter anderem zu sehen, wie Kajakfahrer über eine überflutete Strasse paddeln.
Am Dienstagabend (Ortszeit) gaben die Behörden vorerst Entwarnung mit Blick auf den Wrightsville-Damm, der zu brechen drohte. Der Wasserstand des Damms beginne zu sinken, hiess es. Im unwahrscheinlichen Falle eines Dammbruchs könnten die niedrigen Pegel des North Branch Flusses das überschüssige Wasser aufnehmen.
Zwar seien einige Strassen in Montpelier wieder für den Verkehr freigegeben, hiess es weiter. «Bitte vermeiden Sie jedoch Fahrten durch das Stadtzentrum, wenn es nicht unbedingt notwendig ist», warnten die Behörden. Die Überschwemmungen sollten am Mittwoch unter allgemein trockenen Bedingungen weiter zurückgehen, so der Wetterdienst. Allerdings sagten die Meteorologen für Donnerstag und Freitag weitere Schauer und Unwetter voraus. «Dies wird die Gefahr weiterer Überschwemmungen erhöhen.»
US-Präsident Joe Biden (80) hatte für Vermont den Katastrophenfall ausgerufen. Dadurch können Bundesmittel für Hilfsmassnahmen freigegeben werden. Die US-Regierung ruft bei Unwettern im Land regelmässig den Katastrophenfall aus, um schnelle Unterstützung für die betroffenen Regionen zu gewährleisten. (nad/SDA)