In der letzten Nacht hat es geblitzt und gedonnert wie schon lange nicht mehr. Der Bund rief die Gefahrenstufe vier von vier aus. 50'000 Blitze schlugen laut Meteo News in der Schweiz ein. Am nächsten Morgen zeigt sich das Ausmass der Zerstörung: entwurzelte Bäume, kaputte Autos und abgedeckte Dächer. Grund für die immense Kraft der Gewitter: die Hitze. In Chur wurde am Dienstag die 37-Grad-Marke geknackt.
«Die heisse Luft wurde bei grossen Temperaturunterschieden zwischen tiefen und hohen Lagen stark angehoben, wodurch eine grosse Labilität entstand», sagt Meteorologe Roger Perret zu Blick. Die Folge: Es krachte – und wie. «Da war sehr viel gestaute Energie in der Luft, die sich entladen musste, weil es vor dem Gewitter kaum Wind gab», so der Wetter-Experte weiter. Und so hätten sich ungemein viele Blitze über der Schweiz entladen.
Je heisser es ist, desto stärker können die Gewitter werden, weil mehr Energie vorhanden ist. «Das Gewitter gestern war erst der Anfang», weiss Perret. In den nächsten Tagen würden weitere Unwetter folgen. «Auf schöne, heisse Tage folgen Gewitter – das ist völlig normal. Und typisch für den Hochsommer.»
Der Juni war viel zu trocken
Der nächste Hitzetag kommt am Samstag – 35 Grad werden es voraussichtlich. Und danach wird es wieder krachen. «Die Gewitter werden nicht so extrem sein, wie in der letzten Nacht – aber ähnlich», so der Wetter-Experte. Am Sonntag bleibe es aber warm, trotz voraussichtlichem Gewitter, die etwas Abkühlung bringen dürften. Klar ist: Es bleibt warm. Über 40 Grad, wie am Mittelmeer in Spanien zum Beispiel, werde es aber hierzulande nicht. Das sei aber nur Glück. Perret zu Blick: «Hätte das Hoch im Mittelmeerraum weiter nach Norden gegriffen, sähe das bei uns ganz anders aus.»
Dabei braucht es schon jetzt eigentlich mehr Regen für die Natur. Die Böden und Seen sind trocken. Kein Wunder: Der Juni war viel zu trocken. «Die Niederschlagssummen in der letzten Nacht variieren stark in der Schweiz. Teilweise hat es viel geregnet, teilweise nur relativ wenig.» So gab es beispielsweise im Nordtessin lokal bis 60 Millimeter pro Quadratmeter, in St. Gallen beispielsweise fielen unter fünf Millimeter.
«Es bilden sich Gewitterstrassen, je nachdem, wo man liegt, gibt es mehr oder weniger Niederschlag», erklärt Perret. «In gewissen Regionen hat der Regen schon etwas gebracht, aber das Problem der Trockenheit bleibt.»