Deutsche Studie kommt zum Schluss
Lockdown-Effekt wird wohl überschätzt

Statistiker der Universität München (DE) kommen in ihrer Studie zu einem Schluss, der den bisherigen Corona-Strategien widerspricht: Nicht Ausgangsbeschränkungen und Schulschliessungen hätten primär für die rückläufigen Infektionszahlen gesorgt, sondern andere Faktoren.
Publiziert: 01.06.2021 um 15:17 Uhr
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Aktualisiert: 01.06.2021 um 17:13 Uhr
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Eine neue Studie aus Deutschland behauptet, dass strenge Corona-Massnahmen nicht immer zielführend sind.
Foto: keystone-sda.ch

Lange haben sie der Schweiz ein Stück Freiheit gekostet: Die Lockdown-Regeln. Veranlasst wurden diese zum Schutz der Bevölkerung vor der Ausbreitung des Coronavirus. Doch immerhin: Hierzulande dürfen wir seit kurzem wieder grosse Lockerungsschritte geniessen.

Viel strenger sind die Regeln in Deutschland. Doch eine neue Studie der Universität München zeigt jetzt: Massnahmen wie Ausgangsbeschränkungen und Schulschliessungen sind nicht immer zielführend.

Test massgebend für Virus-Eindämmung

Ein Jahr haben deutsche Wissenschaftler Daten zur Entwicklung der Corona-Pandemie ausgewertet und sind zu folgendem Schluss gekommen: Zwischen den Massnahmen und dem Infektionsgeschehen besteht kein eindeutiger, unmittelbarer Zusammenhang – zumindest in Deutschland nicht.

Vielmehr würden Tests eine bedeutende Rolle zur Eindämmung von Corona spielen, da so Infektionsketten erkannt und durchbrochen werden könnten.

Dank Massentests an Schulen Dunkelziffer gegen Null

Zu den Schulschliessungen heisst es, dass die Fallzahlen aus Ausbrüchen in Schulen weiterhin unbedeutend gering seien. So seien in Deutschland nach den Schulöffnungen nach Ostern die Infektionen bei Schulkindern sogar zurückgegangen.

Dafür hätten insbesondere die Massentests unter Schülerinnen und Schülern gesorgt. Nachdem die Infektionszahlen durch die Testpflicht zu Beginn sprunghaft angestiegen waren, sind sie längerfristig jedoch gesunken, obwohl die Schulen offen blieben.

Durch die Reihentestung konnte nämlich bezweckt werden, Infektionsketten zu unterbrechen und die Ansteckungs-Dunkelziffer gegen Null zu senken. Ähnlich verhält es sich gemäss der Studie bei den Infektionen, die am Arbeitsplatz erfolgen: Nach Einführung der Testpflicht ist nach einem starken Anstieg auch hier ein Rückgang zu beobachten.

Reproduktionswert aussagekräftiger als Inzidenzwert

In Deutschland beschliesst die Bundesregierung die Art und Strenge der Massnahmen abhängig von bestimmten Inzidenzwerten – dabei sei der Reproduktionswert (R-Wert) viel aussagekräftiger, heisst es weiter. Dies, weil er nicht direkt von den Testungen abhängt, deren Durchführungszahl stark variieren kann.

Der R-Wert gibt an, wie viele Menschen eine infizierte Person in Schnitt ansteckt. Die Datenauswertung hat gezeigt: Zwischen den getroffenen Massnahmen und dem täglich bestimmten R-Wert besteht kein unmittelbarer Zusammenhang – weder während des Teil-Lockdowns noch bei der Ende April eingeführten «Notbremse».

Nichtsdestotrotz kann nicht bestritten werden, dass die ergriffenen Massnahmen im Verlauf der Pandemie geholfen haben, das Virus immer wieder einzudämmen – nur sind laut der Studie verhängten Einschränkungen allein nicht dafür verantwortlich. (une)


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