Darum gehts
Chatten für die Ewigkeit: Wie hohe US-Regierungsvertreter um Vizepräsident J. D. Vance (40), Aussenminister Marco Rubio (53) und Verteidigungsminister Pete Hegseth (44) über den privaten Messengerdienst Signal einen Angriff auf die Huthi-Rebellen koordinierten, ging um die Welt. Bekannt geworden ist das stümperhafte Vorgehen, weil der Chefredaktor von «The Atlantic» alles mitlesen konnte, nachdem er der geheimen Truppe versehentlich zugefügt wurde.
Fragt sich: Könnte das auch in der Schweiz passieren?
Auch der Bundesrat nutzt private Kommunikationskanäle, um sensible Inhalte zu diskutieren. Das zeigte der Bericht der parlamentarischen Untersuchungskommission zur Übernahme der CS durch die UBS. Demnach informierte Finanzministerin Karin Keller-Sutter (61) am Vorabend des Deals ihre Bundesratskollegen über eine Chatgruppe beim Schweizer Messengerdienst Threema: «Wir haben einen Deal mit der UBS. Jetzt braucht es nur noch die CS.»
14 Länder arbeiten mit Threema
Robin Simon (46), CEO von Threema, betont, dass das «Signalgate» in den USA auf menschliche Fehler zurückgeht. Diese könnten überall passieren. Dass deshalb nun die Sicherheit von Signal in Zweifel gezogen werden könnte, tue ihm leid. Tatsächlich gelten Signal und Threema für verschlüsselte Kommunikation als besonders sicher, wesentlich sicherer als beispielsweise Whatsapp oder Telegram.
Anders als bei Signal richtet sich der Schweizer Anbieter mit zusätzlichen Versionen des Chat-Programms aber explizit an Unternehmen und Staaten als Kunden. «Threema Work» setzt auf eindeutige Identifikation von Chatteilnehmenden. Das soll verhindern, dass Externe versehentlich in geheimen Gruppen landen. Diese Threema-Version wird auch vom Bundesrat genutzt. Noch mehr Sicherheit bietet eine Version, die ausschliesslich auf Servern des Kunden läuft, was die Nutzung auf interne Kontakte beschränkt.
Das Bewusstsein für Datensicherheit und sichere Kommunikation nimmt in der Wirtschaft zu. Die geopolitischen Erschütterungen mit dem Angriffskrieg Russlands in der Ukraine haben dem Thema noch einmal einen Schub verliehen. Laut dem Threema-Geschäftsführer setzen inzwischen Firmen aus rund 100 Ländern auf das Schweizer Produkt. Threema habe zudem mit 14 Ländern Verträge abgeschlossen und werde von Regierungen, Militärs sowie Sicherheitsdiensten eingesetzt, sagt Robin Simon. Selbst der deutsche Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz (66) ist bekennender Threema-Nutzer.
In der Schweiz setzt neben der Bundesverwaltung auch die Armee auf Threema. Die Militärführung hat Milizsoldaten 2022 verboten, dienstlich Telegram, Signal oder Whatsapp zu nutzen. Anders als der Bundesrat setzt die Armee aber nicht auf die Unternehmenslösung mit zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen zur Identifikation der Teilnehmenden.
Während in der Verwaltung als «Vertraulich» klassifizierte Informationen über den Messengerdienst geteilt werden dürfen, ist dies den Truppen laut einem Armeesprecher ausdrücklich verboten. Auch besonders sensible Personendaten dürfen nicht über Threema verschickt werden. Bei Bedarf stünden dafür andere Systeme der Armee zur Verfügung.
Russland sperrt ausländische Anbieter
Dass mit dem «Signalgate» verschlüsselte Kommunikation in den Fokus gerückt ist, könnte letztlich Anbietern wie Signal oder Threema mehr nützen als schaden. Sie verzeichneten immer dann grossen Zulauf, wenn Datenschutz Schlagzeilen machte. So sorgte der Verkauf von Whatsapp an den Facebook-Konzern und die Ankündigung neuer Nutzungsrichtlinien für einen Run auf alternative Kurznachrichtendienste. Und dass der Kreml Threema 2023 in Russland verboten hat, schadete dem Ruf des Schweizer Anbieters bestimmt nicht.
Bereits 2022 war bekannt worden, dass ein russisches Gericht Threema zu einer Geldstrafe verdonnert hatte, weil das Unternehmen angeblich gegen ein «Anti-Terror-Paket» verstossen haben soll. Gemäss diesem müssten Messengerdienste ihre Nutzer anhand der Telefonnummer identifizieren können und die Daten an den russischen Inlandsgeheimdienst weitergeben.
Threema-Chef Simon hofft, dass die jetzige Aufregung erneut helfe, die Menschen zu sensibilisieren. Denn wir seien faul und ignorant geworden, wenn es um unsere Daten und die Privatsphäre gehe, sagt er. Wenn es im Netz etwas kostenlos gebe, nutzten wir dies, «die Rechnung kriegen wir dann, wenn unsere Daten überall rumfliegen und wir mit Werbung zugemüllt werden».
Simon fordert, dass das Bewusstsein für Datensicherheit und Privatsphäre stärker gefördert werden müsste – «und zwar bereits in der Grundschule».
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