«Long Covid? Ich bin selber betroffen»
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SVP-Glarner fühlt sich müde:«Long Covid? Ich bin selber betroffen»

Jetzt spricht Andreas Glarner über Long-Covid
«Ich wünsche das keinem!»

Andreas Glarner kämpft seit seiner Corona-Erkrankung letzten Herbst mit Folgesymptomen. Die Müdigkeit macht ihm zu schaffen. Sorge bereiten dem SVP-Nationalrat aber auch Personen, die Long Covid missbrauchen könnten.
Publiziert: 24.08.2021 um 15:19 Uhr
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Aktualisiert: 24.08.2021 um 20:36 Uhr
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SVP-Nationarat Andreas Glarner und SVP-Regierungsrat Jean-Pierre Gallati trafen sich zu einem Streitgespräch zum Thema Coronavirus.
Foto: Philippe Rossier

Bis zu 350'000 Menschen in der Schweiz könnten an Long Covid leiden. Einer von ihnen ist Andreas Glarner (58). Der Aargauer SVP-Nationalrat wurde im November 2020 positiv auf das Coronavirus getestet.

Im Streitgespräch auf Blick TV warf der Aargauer SVP-Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati Glarner vor, er behaupte, es gäbe «wahrscheinlich kein Long Covid». Der Nationalrat konterte: «Entschuldigung, ich habe nie gesagt, es gäbe kein Long Covid. Ich bin selber betroffen von einer nachhaltigen Müdigkeit, seit ich Corona hatte.»

«Im Zug schlafe ich ein»

Nun erzählt er, wie er das Leben nach Corona erlebt. «Wenige Stunden nach dem Aufstehen kriege ich einen Müdigkeitsanfall. Irgendwann geht dieser wieder vorbei, aber die Müdigkeit ist unangenehm, man ist weniger leistungsfähig», sagt er am Dienstag zu Blick.

Wenn er im Zug sitze, schlafe er ein. Ansonsten versuche er, «das Beste draus zu machen». «Die Arbeit fällt mir etwas schwerer, aber ich muss trotzdem mein Pensum erfüllen. Komplett arbeitsunfähig oder extrem beeinträchtigt war ich nie. Und meine sportlichen Aktivitäten kann ich mittlerweile auch machen.»

Die ersten zwei Monate nach der Erkrankung sah das noch anders aus. «Ich hatte grosse Mühe beim Aufstehen am Morgen und habe mehr Schlaf gebraucht. Das war heftig.»

Zu Beginn habe er Schmerzen in der Brust gehabt. «Das ist zum Glück mittlerweile wieder weg. Auch mit der Müdigkeit gehts bereits besser als am Anfang», freut er sich. «Ich hoffe, dass das bald alles vorbei ist.»

Ein Nachweis ist extrem schwierig

Andreas Glarner sagt: «Ich wünsche das keinem!» Gleichzeitig äussert der SVP-Nationalrat Zweifel am Leiden anderer Patienten. «Meine grösste Befürchtung ist, dass Long Covid von vielen Menschen benutzt werden könnte, um sich einen schöneren Tag zu machen. Ich glaube, dass Simulanten Long Covid – ähnlich wie früher das Schleudertrauma – missbrauchen könnten. Es ist auch extrem schwierig, hier etwas nachzuweisen.»

Auch beim Verein Long Covid Schweiz ist man der Ansicht, dass es nach fast eineinhalb Jahren Pandemie immer noch an der Anerkennung der Erkrankungen, an Leitlinien für Diagnose und Behandlung, Weiterbildung der Fachleute, Forschungsförderung sowie Unterstützung der Betroffenen bei Therapie, Rehabilitation, Versicherungs- und Arbeitsfragen, fehle.

Glarner selber sagt, er habe sich nie «gross untersuchen lassen», sondern die Symptome «einfach zur Kenntnis genommen». Allerdings habe er «ganz viele herzige Nachrichten» mit Tipps zugeschickt bekommen. «Vitamin D soll offenbar auch helfen, das werde ich mir mal genauer anschauen», sagt Glarner. (man)

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