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Taskforce-Chefin Tanja Stadler in Sorge wegen Corona
«Gesundheitssystem könnte an seine Grenzen kommen»

ETH-Professorin Tanja Stadler schaut mit Sorge auf die steigenden Fallzahlen. Das Gesundheitssystem könnte erneut an seine Grenzen kommen.
Publiziert: 18.08.2021 um 08:23 Uhr
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Aktualisiert: 18.08.2021 um 08:50 Uhr
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Foto: keystone-sda.ch

Die neue Taskforce-Chefin, ETH-Professorin Tanja Stadler, sorgt sich wegen der steigenden Spitaleinweisungen in der Schweiz. Die Zahl der Hospitalisierten habe sich innerhalb eines Monats dreimal verdoppelt. Um eine kritische Lage in den Spitälern zu verhindern, müsse die Dynamik der Ansteckungen verlangsamt und die Impfungen beschleunigt werden, sagte Stadler in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger».

Impfungen seien bei der Rückkehr zur Normalität eine riesige Chance. Doch ab dem Zeitpunkt, an dem alle, die nicht geimpft sind, sich wirklich bewusst gegen die Impfung entschieden hätten, müsse sich die Strategie im Umgang mit dem Virus ändern.

Delta stelle Schweiz vor grosse Herausforderungen

«Danach kann es nicht mehr das Ziel sein, die Nichtgeimpften vor einer Infektion zu schützen. Wer sich bei einer derart starken Verbreitung des Virus gegen die Impfung entscheidet, nimmt in Kauf, dass er oder sie angesteckt wird.»

Delta stelle die Schweiz momentan vor grosse Herausforderungen. Das Problem sei, «dass sich diese Variante deutlich leichter überträgt und dass sie zum Teil auch doppelt geimpfte Personen anstecken kann. Es gibt aber auch gute Nachrichten: Die Impfungen schützen bei Delta nach wie vor sehr gut vor einem schweren Krankheitsverlauf.»

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Masken sollen bleiben

Auf eine Impfquote für eine Normalisierung legt sich die Taskforce-Chefin in dem Interview nicht fest. «Wir müssen weiter Kinder und Erwachsene schützen, bei denen die Impfung nicht wirkt, oder die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können. Gleichzeitig müssen wir schauen, dass die Spitäler nicht überlastet werden, wenn sich in grossem Stil ungeimpfte Personen infizieren, wie wir das momentan beobachten.»

Ob es im Herbst und im Winter eine Überlastung der Spitäler gebe, hänge davon ab, wie schnell sich die Ungeimpften infizierten. «Aktuell sind in der Schweiz in den meisten Altersgruppen mindestens so viele nicht immun, wie sich während der gesamten Pandemie schon infiziert haben. Wenn sich die alle über einen kurzen Zeitraum anstecken, kann das System schnell überlastet werden. Wenn es mit den Ansteckungen sehr lange dauert, nicht. Deshalb braucht es weiter gewisse Massnahmen, um die Dynamik der Ansteckungen in Schach zu halten.»

Masken im öffentlichen Verkehr und in den Läden sowie andere nicht so einschränkende Basismassnahmen möchte die Taskforce-Chefin deswegen vorerst beibehalten. «Nicht für immer, aber solange eine Überlastung des Gesundheitswesens droht.»

Weitere Massnahmen an Schulen

Auf die Frage nach einem Zertifikat nur für Geimpfte und Genesene lässt sich Tanja Stadler in dem Interview nicht ein. Die Taskforce diskutiere verschiedene Möglichkeiten in dieser Richtung. Entscheiden müsse schliesslich aber die Politik.

Die Taskforce-Chefin lobt, dass die Schweiz es grösstenteils geschafft habe, die Schulen offen zu halten. Das sei extrem wichtig für die Kinder. «Wir müssen uns jedoch bewusst sein, dass fast alle Kinder mit dem Coronavirus in Berührung kommen werden. Bei einer so grossen Zahl von Infektionen wird es schwere Fälle geben. Im Vergleich mit anderen Viren scheinen die Akutfolgen für Kinder jedoch selten zu sein - zumindest für die Varianten vor Delta. Von Langzeitfolgen sind gemäss einer Schweizer Studie 2 Prozent der Kinder betroffen.»

Stadler plädiert daher für nicht einschneidende Massnahmen an den Schulen wie CO2-Sensoren, Luftfilter, Masken für die grösseren Kinder und engmaschige Testung.

Noch keine Infos zu Auffrischungsimpfung

«Fakt ist, das Virus bleibt in unserer Gesellschaft. Erreichen müssen wir, dass wir trotzdem wieder ohne Einschränkungen leben können - so wie bei anderen Viren auch. Auf dem Weg dahin müssen wir zwei mögliche Entwicklungen genau beobachten. Erstens können neue Varianten auftreten, die den Impfschutz in Bezug auf Hospitalisierungen oder Long Covid umgehen. Zweitens ist unklar, wie lange mit den heutigen Varianten der Impfschutz anhält.»

Für eine Entscheidung über mögliche Auffrischungsimpfungen brauche die Taskforce jedoch noch transparentere Daten. (zis)

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