Letzten Samstag, kurz nach 18 Uhr: Hedy B.* (91) ist mit Hündchen Daisy (11) unterwegs auf dem Fussgänger- und Veloweg bei der Allmendstrasse in Wohlen AG. Plötzlich kommt ihr ein Mofa entgegen – und fährt ihn sie hinein. Die Rentnerin schlägt auf dem Boden auf und verletzt sich. Der Fahrer stürzt ebenfalls, richtet sein Gefährt aber schnell wieder auf und macht sich aus dem Staub, ohne der Verletzten zu helfen. Seither wird er von der Kantonspolizei Aargau gesucht.
«Es war ein ganz schlimmes Erlebnis», sagt sie zu Blick. Das Geschehene hat sie noch nicht ganz verarbeitet. «Mir kam auf meiner Seite ein Mofa-Fahrer entgegen», so Hedy B. Sie habe nichts gehört, wisse aber nicht sicher, ob es ein E-Scooter oder Mofa gewesen sei. Sie habe nur noch gesehen, dass der Lenker von ihr aus gesehen auf dem Weg nicht nach rechts abbog. «Dann hat es einfach Tätsch gemacht!»
Hedy B. sagt, sie sei durch die Luft geflogen – «samt Rollator und Hündchen». Der Mofalenker sei auch gestürzt – und weitergefahren. Sie selber sei auf dem Boden gelegen und habe aufstehen wollen. «Doch ich konnte nicht», sagt die Seniorin. Ihre rechte Körperseite habe ihr zu stark wehgetan. Zudem habe sie am rechten Arm stark geblutet. «Es sind rasch Ersthelfer und eine meiner Töchter zu mir gekommen.» Sie sei dann mit der Ambulanz ins Spital gefahren worden.
Arm musste mit 16 Stichen genäht werden
Am rechten Arm von Hedy B. klafft eine riesige Wunde. «Sie wurde mir wohl beim Aufprall vom Mofa zugefügt», sagt sie. Sie habe mit 16 Stichen genäht werden und eine Nacht lang im Spital bleiben müssen. «Die Wunde blutet immer noch ein wenig und der Arm ist fest eingebunden», sagt Hedy B. Zudem habe sie Prellungen an der rechten Körperseite.
Für die verletzte Seniorin ist klar: «Wenn der Fahrer sich entschuldigt, dann kann ich ihm verzeihen.» Ansonsten wünsche sie ihm «nichts Gutes». Ihr sei wichtig, dass die Polizei ihn finde, falls er sich nicht selber stelle.
Hedy B. und Polizei fordern mehr Rücksicht
Doch Hedy B. appelliert auch an die Vernunft: «Solche Fahrer müssen mehr Rücksicht auf Fussgänger nehmen!» Eine ihrer Töchter sei auch schon fast überfahren worden – «von einem E-Trotti». Die würden immer so nahe und so schnell fahren. «Es müsste auch härtere Gesetze geben.»
Auf Nachfrage von Blick sagt Bernhard Graser von der Kantonspolizei Aargau zum Fall: «Wir wissen noch nicht, ob es sich um ein konventionelles Mofa handelte oder ob die unbekannte Person einen E-Scooter lenkte.»
Die schnellen und meist lautlosen Trendfahrzeuge sorgen in Fussgänderzonen und auf Fusswegen immer wieder für Ärger. «Kommen flotte Geschwindigkeiten und eine rücksichtslose Fahrweise hinzu, steigt das Risiko folgenschwerer Kollisionen», so Graser.
Darum mahnt auch der Polizeisprecher zur Vorsicht: «Wir können Lenkerinnen und Lenker von E-Scootern nur stets aufs Neue dazu mahnen, die tatsächlich auch für sie geltenden Verkehrsregeln einzuhalten und rücksichtsvoll zu fahren.»
* Name bekannt