Schon heute gibt es für angehende Seelsorger psychologische Abklärungsgespräche – allerdings sind diese schweizweit nicht einheitlich geregelt. Hinzu kommt: Kirchliche Mitarbeiter, die keine Seelsorger sind, fallen bislang durchs Raster. Damit soll nun Schluss sein.
«Schweizweit einheitliche Assessments»
Die Schweizer Bischöfe haben beschlossen: «Kirchliche Mitarbeitende werden in schweizweit einheitlichen Assessments auf ihre Eignung für den pastoralen Dienst hin geprüft.» Dies solle dazu beitragen, «Risiken zu minimieren, problematische Persönlichkeiten frühzeitig zu identifizieren und geeignete Vorkehrungen zu treffen». So steht es in einem internen Papier, das Blick vorliegt.
Bereits im Juni beginnen hierfür die Vorbereitungen. Der forensische Psychologe Jérôme Endrass (54) hilft der Kirche bei der Entwicklung des Psycho-Tests. Die Assessments sollen bereits 2025 beginnen.
Neue Informations- und Koordinationsstelle
Auch will die Kirche die Opferberatung umkrempeln. Die Vergangenheit zeigt: Opferberatung, Meldestellen und Fallbearbeitung sollen klar getrennt sein. Die Kirchen wollen dafür mit den kantonalen Opferberatungsstellen zusammenarbeiten.
«Die Modalitäten werden mit der Schweizerischen Opferhilfekonferenz und der Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren geklärt», steht im internen Papier. «Damit die Opferberatungsstellen diese Aufgabe adäquat wahrnehmen können, schafft die Kirche eine nationale kirchliche Informations- und Koordinationsstelle.» Nach Informationen von Blick handelt es sich um eine 50-Prozent-Stelle, die bald ausgeschrieben werden soll.
Professionelles HR-Wesen
Auch soll das HR-Wesen professionalisiert werden und dabei «Standards für Personaldossiers und Informationsaustausch» setzen. Hierfür holt sich die Kirche Hilfe beim spezialisierten Unternehmen «von Rundstedt».
Die Bischöfe planen ausserdem ein kirchliches Straf- und Disziplinargericht. Bisher wurstelt jedes Bistum für sich, dabei geschehen zum Teil juristische Fehler. Ein nationales Gericht soll die Abläufe professionalisieren und garantieren, dass die ganze Bandbreite des Kirchenrechts ausgeschöpft wird, um Täter auch kirchenintern zu verurteilen.
Ungelöster Fall Sabo in Röschenz
Parallel dazu läuft ein Forschungsprojekt der Uni Zürich. Nach einer Pilotstudie, die letzten Herbst über 1000 Missbrauchsfälle aufdeckte, widmen sich nun die Historikerinnen der Uni Zürich der Perspektive von Betroffenen.
Auch wenn die Kirche null Toleranz in Sachen Missbrauch verspricht: Die Realität sieht teilweise anders aus. Recherchen von Blick über den Pfarrer von Röschenz, Franz Sabo (70), zeigen: Trotz Missbrauchsvorwürfen ist der Priester nach wie vor aktiv. Der Bischof von Basel, Felix Gmür (57), will nicht gegen Sabo vorgehen – und verweist auf die Landeskirche Basel-Land. Diese wiederum ist auf die Zusammenarbeit mit der Kirchgemeinde in Röschenz BL angewiesen, die nach wie vor zu Pfarrer Sabo hält. «Der Landeskirchenrat hat im März ein Aufsichtsverfahren gegen die Kirchgemeinde Röschenz eröffnet», teilt Ivo Corvini (53) von der Landeskirche Basel-Land mit. «Dagegen wurde von der Kirchgemeinde Röschenz Beschwerde erhoben. Wir warten nun den Entscheid ab.»