Seit exakt 30 Jahren fährt Martin Hug (74) aus Ziefen BL regelmässig nach Rumänien bis an die ukrainische Grenze und liefert Hilfsgüter sowie Spenden: Seit vier Jahren fährt er für die Rumänienhilfe aus Wegenstetten AG. Er erzählt im Gespräch mit Blick: «Es ist bereits mein 115. Einsatz, ich führe Buch darüber.»
So etwas wie letzte Woche habe er aber zuvor noch nicht erlebt: ein Mega-Stau an der rumänisch-ukrainischen Grenze in Siret Ro. Ein Video zeigt die Kolonne, die sich laut Hug bis fast nach Suceava erstreckt hat. «Ich war bereits im Juli für eine Lieferung in der Ukraine. Schon damals stauten sich die LKWs an der Grenze, jedoch erst ungefähr über eine Strecke von 20 Kilometern. Dieses Mal waren es rund 40 Kilometer Lastwagen-Stau!», so der freiwillige Helfer.
Tagelang in der Eiseskälte
Die Chauffeure hätten erzählt, dass sie fünf bis sechs Tage in der klirrenden Kälte bei Minusgraden am Zoll ausharren müssten. Der pensionierte Aussendienstmitarbeiter aus dem Bausektor erklärt weiter: «Die Ukraine will einfach auf Nummer sicher gehen und kontrolliert jeden einzelnen Lastwagen sowie die Ladung peinlichst genau.» Eine Toilette gebe es nirgends, auch keine Verpflegungsmöglichkeiten: «Die Chauffeure nehmen Lebensmittel für mehrere Tage mit.»
An tragische Bilder ist Martin Hug gewöhnt. «1992 bin ich das erste Mal nach Rumänien gefahren», berichtet er. «Ich bin ganz zufällig zu diesem Engagement gekommen.» Bei einer kirchlichen Veranstaltung sei für eine klein Kirchenrenovation ein Baufachmann gesucht worden, erinnert sich der Rentner: «Und dann hat es mir den Ärmel reingenommen.»
5'000 Gschänkli abgeliefert
Aktuell weilt Hug gerade noch in Rumänien: «Wir haben bereits über 5'000 Weihnachtsgeschenke abgeliefert. Die sind fast aus der halben Schweiz gespendet worden.» Darin seien beispielsweise Schweizer Schoggi, Farbstifte, Plüschtiere, Notizblöcke und meistens noch etwas Persönliches wie beispielsweise eine gestrickte Mütze, Luftballons oder ein Spielzeug. Die Geschenke würden an rumänische Waisen- und Kindergartenkinder sowie Schüler verschenkt.
Kommende Woche will der Baselbieter wieder nach Hause fahren, sagt er mit einem Lächeln in der Stimme: «Damit ich Weihnachten mit meinen Grosskindern feiern kann.» Fit genug fühlt sich der Grosspapi aber allemal noch für die weite Reise, die sich mit mehreren Übernachtungen jeweils etwa über drei Tage erstreckt. Er sei gemeinsam mit einem Freund unterwegs, der einen zweiten Kleinbus lenke – der sei 75 Jahre alt: «Wir fühlen uns noch absolut fit genug für diese Aufgabe. Und das Strahlen der bedürftigen Kinder, wenn sie die Geschenke öffnen, entschädigt einen allemal für die Reisestrapazen! Das ist echt das Grösste für mich!»