Der Knallhart-Lockdown für Shanghai dauert bereits drei Wochen. Die chinesische Regierung hat das Leben von rund 24 Millionen Menschen lahmgelegt. Doch nicht nur die chinesische Bevölkerung steckt in Shanghai fest, auch mehrere Hundert Containerschiffe kommen nicht mehr vom Fleck.
Vor dem Hafen Shanghais, dem grössten Containerhafen weltweit, herrscht ein Stau, wie ihn sich auch die Osterferien-Rückkehrer vom letzten Montag nicht vorstellen können. Laut Medienberichten sind die Warenlager dicht, Hafenarbeiter dürfen das Gelände nicht mehr verlassen, und Lastwagenfahrer weigern sich aus Angst vor Quarantäne, durch Shanghai zu fahren.
Container stapeln sich
Dementsprechend gelangen nur wenige Lastwagen in den Hafen, um Güter abzuholen oder zu bringen. Hinzu kommt, dass zahlreiche Lagerhäuser geschlossen wurden, immer mehr Container türmen sich deshalb am Hafen. Reedereien lenken inzwischen ihre Containerschiffe auf andere chinesische Häfen um, denen ihrerseits die Überlastung droht. Die Exporte des Hafens von Shanghai sind in den letzten Tagen eingebrochen.
Lieferketten-Schwierigkeiten sind seit Corona keine Seltenheit mehr. Corona-Massnahmen legten mehrfach Häfen lahm, was ebenso zu Lieferverzögerungen in der Schweiz führte und indirekt zu höheren Preisen. Auch die zeitweilige Blockade des Suezkanals durch das Containerschiff Ever Given sorgte für Lieferunterbrüche.
Globale Auswirkungen
Und nun stecken schon wieder viele Waren fest. Der Anteil der Güter auf Schiffen, die sich zurzeit nicht bewegen, liegt mit knapp 12 Prozent schon jetzt fast so hoch wie zu Spitzenzeiten 2021, wie Auswertungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft zeigen.
Ist die aktuelle Situation in Shanghai gravierender als die Lockdowns zuvor? «Für die gesamte Weltwirtschaft ist die Hafenschliessung in Shanghai eventuell deutlich gefährlicher als die Suezkanal-Blockade, denn diesmal ist nicht nur Europa direkt von der Blockade betroffen, sondern die ganze Welt», sagt Leon Zacharias (26) vom Institut für Supply Chain Management an der Universität St. Gallen.
Die Frachtschiffe könnten nun nicht mehr in Shanghai und Ningbo be- und entladen werden, auch eine Verladung an anderen Orten wäre aufgrund der Kapazitätsauslastung in der Region unmöglich. Die Blockade Chinas könnte die globale Wirtschaft und auch jene in der Schweiz massiv in Schlagseite versetzen.
«Die Auswirkungen der Schiffsstaus sind gravierend für die Schweizer Wirtschaft. Nicht nur die Lieferung von Gütern für Industrie- und Privatkunden wird sich massiv verspäten, auch die Preise für den Transport werden steigen», so der HSG-Experte.
Die Auswirkungen seien in den nächsten zwei bis vier Wochen spürbar, wenn die Lieferungen aus China ausbleiben. Betroffen seien insbesondere Komponenten für die Automobilindustrie und Elektrogeräte. Je länger der Lockdown andauere, desto höher dürfte der Weltwirtschaft das Wasser bis zum Hals stehen.