Mark Bamidele (46) aus Nigeria möchte am 1. August lieber einheimische Tänze und Lieder statt Feuerwerks-Bumbum
Immigrant fordert mehr Schweizer Patriotismus

Der aus Nigeria stammende Mark Bamidele (46) staunt über den eintönigen Schweizer Nationalfeiertag. Er würde lieber mehr Tradition sehen. Er fordert den Bundesrat auch auf, den Schweizerinnen und Schweizern die ganze Landeshymne beizubringen.
Publiziert: 01.08.2021 um 10:11 Uhr
|
Aktualisiert: 01.08.2021 um 18:09 Uhr
1/6
Findet den Schweizer Nationalfeiertag etwas eintönig: Mark Bamidele, Chef von Diaspora TV.
Foto: Diaspora TV

Mark Bamidele (46) kam vor 20 Jahren als Asylbewerber aus Nigeria in die Schweiz und betreibt heute in Zollikofen BE das «Diaspora TV», einen Fernsehsender für Ausländer. In einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» fordert er, den Nationalfeiertag schweizerischer zu feiern als bisher.

Er findet die Feiern zwar schön, aber manchmal etwas «eintönig». «Diese Feuerwerke und das ganze Bumbum sind ja okay. Das gehört aber nicht zur Identität der Schweiz. Das gibt es überall auf der Welt. Es ist sogar eher chinesische oder malaysische Kultur», sagt Bamidele.

Einheimische Lieder und Tänze

Er würde es begrüssen, wenn sich die Schweizerinnen und Schweizer am Nationalfeiertag mehr auf die eigenen Traditionen besinnen und vor allem einheimische Lieder singen, einheimische Tänze aufführen und 1.-August-Umzüge zelebrieren würden. Bamidele: «Das stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl und stiftet Identität in dieser globalisierten Welt.»

Er schlägt auch vor, dass die Regierung die Landeshymne bekannter machen soll. «Kaum ein Schweizer kennt mehr als die erste Strophe, obwohl das ganze Lied zur Tradition gehört wie Alphörner oder Kühe. Das ist eigentlich unglaublich.»

Sympathien für die SVP

Obwohl er bei der Migrationspolitik nicht auf der Linie der SVP sei, habe er Sympathien für die Partei. Bamidele: «In Sachen EU bin ich gleicher Meinung wie die SVP. Ich sage meinen afrikanischen Freunden in der Schweiz immer, dass es für sie gut ist, wenn sich die Schweiz nicht der EU annähert.»

Denn bei einem Anschluss an die EU würden die Chancen für in der Schweiz lebenden Afrikaner, eine Arbeit zu finden, sinken, weil man Personal direkt in andern EU-Ländern wie Polen rekrutieren würde.

Reiche fahren Velo

Bamidele, der mit einer Schweizerin verheiratet und seit zehn Jahren eingebürgert ist, mag die Schweizer Pünktlichkeit, das hohe Ausbildungsniveau und das Understatement. «Ich finde es cool, dass wohlhabende Menschen kein grosses Bedürfnis haben, ihren Reichtum zur Schau zu stellen. Man sieht oft auch Reiche mit dem Velo unterwegs statt mit einer teuren Limousine.»

Auch für die Polizei findet er in der «NZZ am Sonntag» lobende Worte. Sie gehöre zu den «besten der Welt». Seit er in der Schweiz lebe, sei er vielleicht viermal kontrolliert worden, was er nicht schlecht finde. «Ich fühle mich in der Schweiz frei und sicher. Das ist auch ein Verdienst der Polizei, die ihre Arbeit gut macht.» (gf)


Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?