Kurz vor seiner Pensionierung
Mit diesem Brief will ein Schweizer Beamter Putin stoppen

Einer der mächtigsten Schweizer Beamten will kurz vor seinem Ruhestand noch den Krieg in der Ukraine beenden und bittet dafür einen einflussreichen russischen Kollegen um Hilfe.
Publiziert: 17.06.2022 um 21:25 Uhr
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Aktualisiert: 17.06.2022 um 21:38 Uhr
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Michel Huissoud ist Chef der Eigenössischen Finanzkontrolle – Ende August geht er in den Ruhestand.
Foto: keystone-sda.ch

In zweieinhalb Monaten geht Michel Huissoud (64) in den Ruhestand. Bis dahin hat der eidgenössische Chef der Finanzkontrolle noch Grosses vor – nichts Geringeres als den Krieg in der Ukraine beenden.

Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, hat er dafür einen Brief verfasst und auf der Website der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK) veröffentlicht. Das Schreiben richtet sich an Alexei Kudrin (61), Präsident der Rechnungskammer der Russischen Föderation. Kudrin ist auch Vorsitzender einer internationalen Organisation von staatlichen Prüfbehörden, bei der auch die EFK Mitglied ist.

«Bei allem Respekt bitten wir Sie heute in Ihrer Rolle als Leiter eines unabhängigen Kontrollgremiums, entschlossen gegenüber dem russischen Präsidenten zu intervenieren und ihn aufzufordern, das Völkerrecht zu achten und den Krieg gegen die Ukraine zu beenden», heisst es beispielsweise im Brief. Ob Kudrin die Botschaft an Kreml-Chef Wladimir Putin (69) auch weiter gibt und ob dieser sich davon beeindrucken lässt, ist noch unklar.

EFK-Chef musste sich beim Bundesrat entschuldigen

Seine restliche Zeit als Chef der EFK möchte Huissoud aber nicht nur für die Beendigung des Krieges nutzen – er hat auch sonst noch einiges vor: Wie die Zeitung weiter schreibt, prangert er beispielsweise Missstände bei einer AHV-Ausgleichsstelle an und nimmt die Finanzierung des künftigen Kampfjets F-35 unter die Lupe.

Und: Er fordert bei der Kontrolle der Kassen der politischen Parteien mehr Kompetenzen und legt sich dafür sogar mit seinen Vorgesetzten an.

Während seiner Karriere wurde Huissoud zu einem der mächtigsten Bundesbeamten. Doch seine Art kam nicht immer gut an – er musste sich in der Vergangenheit auch schon beim Bundesrat entschuldigen. Insgesamt arbeitete er fast 34 Jahre lang bei der Finanzkontrolle – die letzten acht als Chef.

Dass er den Job überhaupt bekommen hatte, war aber ein Glücksfall. Weil der Staatsschutz eine Fiche über ihn angelegt hatte, habe er auf die meisten Bewerbungen eine Absage erhalten. Doch die EFK stellte ihn ein. Der Grund: Sie hatte keine Sicherheitsprüfung durchgeführt. (bra)

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