Luxus-Haus, Swimmingpool, teure Autos: Finanzierte ein ehemaliger Ruag-Manager* sein kostspieliges Leben durch Millionenbetrug? Das Ausmass der Vorwürfe gegen den Walliser ist enorm: Er soll den staatlichen Rüstungskonzern jahrelang wie einen Selbstbedienungsladen genutzt haben. Der Schaden beläuft sich allein für seinen früheren Arbeitgeber auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag.
Noch ist nichts bewiesen. Es gilt die Unschuldsvermutung. Jetzt aber wird die Schweizer Justiz aktiv: Die Berner Staatsanwaltschaft für Wirtschaftsdelikte hat ein Strafverfahren gegen den ehemaligen Topkader eingeleitet, wie Sprecher Christof Scheurer gegenüber Blick bestätigt.
Hinweise auf viele Straftaten
Die Strafverfolger kommen bei bedeutenden Fällen von Wirtschaftskriminalität zum Zug. «Es wurde eine Strafuntersuchung wegen des Verdachts auf qualifizierte ungetreue Geschäftsbesorgung und Urkundenfälschung eröffnet», sagt Sprecher Scheurer. Ob die Ermittlungen auf weitere Tatbestände und Personen ausgedehnt werden, sei derzeit noch unklar.
Tatsächlich steht eine Vielzahl weiterer Vorwürfe im Raum. Die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) hat Ende Februar einen Bericht zum Fall veröffentlicht. Demnach gibt es Hinweise auf diverse Straftaten: Betrug, Verletzung des Geschäfts- und Fabrikationsgeheimnisses, passive Bestechung, wirtschaftlicher Nachrichtendienst, Geldwäscherei.
Nachdem die Ruag jahrelang zugeschaut hatte, kündigte der Kadermann 2022. Ende 2024 reichte der Rüstungskonzern eine Strafanzeige gegen den Walliser und gegen unbekannt ein.
Der Manager, der seit 2011 bei der Ruag arbeitete, genoss den Ruf eines Dealmakers. Mutmasslich verschob er Militärmaterial unter der Hand und betrog den Bund damit um Millionen. So soll er krumme Geschäfte mit alten Panzern aus den Niederlanden getätigt haben, indem er den Wert von gekauftem und wiederverkauftem Material falsch angab.
26 verdächtige Deals
Zwischen 2017 und 2022 wickelte der Ex-Manager für die Ruag insgesamt 26 Deals ab, bei denen es laut EFK zu betrügerischen Handlungen oder anderen Missständen gekommen sein könnte. Der Verdächtige ist nach wie vor Geschäftsführer einer Firma in Deutschland, die im Rüstungsbereich aktiv ist. Auf Anfragen reagierte er nicht.
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Für das Verteidigungsdepartement (VBS) ist der mutmassliche Korruptionsskandal ein Desaster. Besonders brisant ist, dass die Firmenleitung der Ruag und die abtretende Verteidigungsministerin Viola Amherd schon 2019 über mögliche Ungereimtheiten informiert wurden. Ein anonymer Whistleblower schlug schriftlich Alarm – doch seine Hinweise versandeten.
Neuer Bundesrat muss aufräumen
Längst tätig geworden ist die deutsche Justiz. Die Staatsanwaltschaft Verden in Niedersachsen ermittelt gegen den ehemaligen Ruag-Manager und weitere in Deutschland tätige Kaderangestellte wegen Untreue und Bestechung. Die Schweizer Bundesanwaltschaft leistete den Verdener Kollegen bereits zweimal Rechtshilfe in diesem Fall.
Die Finanzkontrolle schreibt in ihrem Bericht von «schweren organisatorischen Versäumnissen» und einer «fragwürdigen Kultur» beim Schweizer Rüstungskonzern. Aufräumen muss nun der neu gewählte Mitte-Bundesrat Martin Pfister, der in zwei Wochen die Nachfolge von Viola Amherd antritt.
* Name bekannt