Negativschlagzeilen en masse
Bei der Ruag folgte Panne auf Panne

Der Bundesrüstungsbetrieb Ruag steht erneut im Fokus negativer Schlagzeilen. Ein neuer Korruptionsskandal reiht sich in eine lange Liste von Missmanagement ein. Blick fasst die wichtigsten Vorfälle der letzten Jahre zusammen.
Publiziert: 14:31 Uhr
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Die Ruag zu wenig an die Kandare genommen? Verteidigungsministerin Viola Amherd steht in der Kritik.
Foto: Keystone
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Lucien FluriCo-Ressortleiter Politik

Immer wieder gut für eine Affäre: So kann man über die Ruag Bilanz ziehen. In den vergangenen Jahren stand der Bundesrüstungsbetrieb mehrfach in den Negativschlagzeilen. Der Korruptionsskandal, über dessen Ausmass am Montag neue Details bekannt wurden, führt eine lange Reihe von Missmanagement weiter. Blick listet auf, was rund um den Bundesbetrieb geschah.

  • Fünf CEO in fünf Jahren: 2020 wurde die Ruag in zwei Firmen aufgegliedert: den internationalen Teil mit der Ruag International und den Schweizer Teil mit der Ruag MRO. Seit der Aufspaltung haben sich fünf CEOs an der Spitze der Ruag MRO abgewechselt. Diese zahlreichen Wechsel hätten den Aufbau von stabilen Managementprozessen und einer konzisen Steuerung behindert, stellt die Finanzkontrolle fest.
  • Ruag-Chefin setzt sich in die Nesseln: Brigitte Beck war weniger als ein Jahr lang Chefin des Rüstungskonzerns Ruag MRO. Im Sommer 2023 trat sie zurück. Mit Äusserungen zur Schweizer Neutralität und zu Waffenausfuhren sowie mit einem fragwürdigen Presseverständnis hatte sie sich schon kurz nach Amtsantritt in die Nesseln gesetzt.
  • Ein Verwaltungsratspräsident mit Gschmäckle: Nach dem Abgang von CEO-Beck kündigte Anfang 2024 auch Verwaltungsratspräsident Nicolas Perrin seinen Rücktritt an. Seine Berufung hatte bereits für Schlagzeilen gesorgt: Der Walliser ist der Schwager von Brigitte Hauser-Süess (70). Letztere bezeichnet man in Bern auch als Viola Amherds (62) Schatten: Sie war engste Beraterin der Verteidigungsministerin. Perrin stolperte wohl nicht zuletzt über den von der Ruag geplanten Verkauf von Leopard-Panzern, die in Italien eingelagert sind. Im Zuge des Ukraine-Krieges wollte die Ruag diese gegen den Widerstand des Staatssekretariates für Wirtschaft an den deutschen Rheinmetall-Konzern verkaufen. Dieser hätte die Panzer für die Ukraine aufmöbliert. Nicht klar ist, wie viele der 96 Panzer überhaupt noch der Ruag gehören. Das ist inzwischen ein Fall für die Gerichte.
  • Zu hohe Preise: 2021 machte SRF publik, dass die Ruag dem Bund zwischen 2013 und 2017 für Wartungsarbeiten rund Dutzende Millionen Franken zu viel verrechnet hatte. Das Geld wurde unter anderem für die Teilnahme an internationalen Flugshows verwendet.
  • Cyberskandal: 2016 war die Ruag von einer Cyberattacke betroffen. Daten flossen ab. Der Bund wurde aufmerksam, denn der Bundesbetrieb verfügte über zahlreiche Schnittstellen zum Bund. Das sah man als Sicherheitsrisiko an. Auch deshalb wurde die Aufspaltung des Konzerns in einen internationalen und einen nationalen Teil anhand genommen.
  • Millionen verpuffen in der Luft: 2003 hatte die Ruag den früheren Flugzeughersteller Fairchild Dornier gekauft. Im bayerischen Pfaffenhofen sollte das Flugzeug Dornier 228 produziert werden. Der Verkauf war aber schleppend, die Firmenübernahme wurde zum finanziellen Desaster für den Bundesbetrieb. Über die Jahre betrug die Schadensbilanz um die 200 Millionen Franken. 2024 verkaufte die Ruag International die Firma. Doch noch laufen Ermittlungen der deutschen Behörden: Vorgeworfen wird fünf ehemaligen Angestellten Betrug und Bilanzfälschung. Sie sollen den Wert der abgestossenen Firma um rund 40 Millionen Franken zu hoch ausgewiesen haben.
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