In der britischen Hauptstadt London spitzt sich die Lage dramatisch zu. Wegen der rapiden Ausbreitung der Omikron-Variante hat Bürgermeister Sadiq Khan gestern den Katastrophenfall ausgerufen. In ersten Londoner Krankenhäusern wurde bereits Personal auf Intensivstationen und Notaufnahmen umgeschichtet, berichtet die Zeitung «The Guardian». Die Zahl der hospitalisierten Covid-Patienten ist in der letzten Woche um ein Drittel gestiegen.
Gleichzeitig hat die holländische Regierung am Samstagabend einen harten Lockdown verhängt. Alle Geschäfte mit Ausnahme der Supermärkte und Apotheken werden ab heute geschlossen. Auch Restaurants, Bars und Discos.
Omikron bereits in 80 Ländern bestätigt
Dass sich die Lage in Europa so kurz vor den Weihnachten verschlechtert, erstaunt nicht. Nur drei Wochen nach seiner Sequenzierung in Südafrika ist die Variante bereits in rund 80 Ländern bestätigt. Mit Omikron breitet sich eine Corona-Variante international aus, vor der selbst Geimpfte und Genesene keinen optimalen Schutz haben.
Mit der Auffrischimpfung, dem sogenannten Booster, lässt sich der Antikörperspiegel zum Schutz vor Ansteckung zwar wieder anheben, nach bisherigen Erkenntnissen aber nicht auf 100 Prozent. Inzwischen sind bereits Omikron-Fälle bei dreifach Geimpften bekannt.
In der Schweiz Anfang Jahr die dominante Variante?
Die wissenschaftliche Taskforce des Bundes geht davon aus, dass Omikron das Infektionsgeschehen in der Schweiz spätestens Anfang Jahr dominieren wird. Neuste Zahlen aus dem Kanton Genf zeigten, dass die Corona-Variante dort aktuell bereits elf Prozent aller sequenzierten Proben ausmacht, erklärt die Genfer Epidemiologin Olivia Keiser im Interview mit dem «Tages-Anzeiger».
Die Omikron-Virusvariante infiziert laut Wissenschaftlern rund 70 Mal schneller als Delta. Das liegt daran, dass sich dieses Virus vor allem in den oberen Atemwegen der Bronchien einnistet und dort auch in horrendem Tempo vermehrt. Zugleich ist die Erkrankung womöglich weniger gravierend, weil sich Omikron im Lungengewebe weniger stark festsetzt. Dort repliziert es sich etwa zehnmal weniger als der ursprüngliche Virusstamm. Dies geht zumindest aus einer neuen Studie der Hongkong University hervor. Das könne auf eine «geringere Schwere der Erkrankung» hindeuten, bedeute aber keinesfalls Entwarnung.
WHO sieht Omikron als Bedrohung
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) jedenfalls stuft die Bedrohung durch Omikron als hoch ein. Grund ist die exponentielle Verbreitung. Wenn immer mehr Menschen in diesem Tempo mit der neuen Variante angesteckt werden, dürfte sich dies häufiger in Spitaleinlieferungen niederschlagen.
Vakzinhersteller wie Moderna und Biontech/Pfizer arbeiten bereits an Impfstoffen gegen die Omikron-Variante. Sie dürften jedoch nicht vor dem kommenden Frühjahr zur Verfügung stehen.
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