Die Klima-Teenies haben einmal mehr die Politik aufgewirbelt. Punkt 8.33 Uhr gestern Morgen störte eine Gruppe der Greta-Bewegung «Fridays for Future» die Debatte des Nationalrats – just, als Verteidigungsministerin Viola Amherd (57) zu einem Vorstoss Stellung nehmen wollte. Von der Zuschauertribüne aus sangen sie und entrollten ein riesiges Transparent. «It's the final countdown, 16 months left», stand darauf.
Das Überraschungsmoment hatten die Klima-Teenies auf ihrer Seite. Doch die 99 Plätze, für die sie die Tickets schon vor Monaten organisierten, waren nicht voll besetzt. In den letzten Monaten ist es ruhig geworden um die Schülerstreikbewegung. Vom globalen Klimastreik, der heute Freitag stattfindet, hört man in der Schweiz wenig. Im Sommer machten die «Fridays» vor allem mit internem Zoff und Tränen beim ersten europaweiten Treffen in Lausanne Schlagzeilen.
Nationale Klimademo als Bewährungsprobe
«Die Mobilisierung ist schwieriger geworden», räumt Andri Gigerl (19) ein, der die Protestaktion im Bundeshaus mitorganisiert hat. Seine Vermutung: «Die Streiks sind nicht mehr neu und aufregend genug.»
Damit sich das wieder ändert, arbeitet der harte Kern umso fleissiger. Am Sonntag startet eine Aktionswoche in Zürich, am Freitag darauf sind schweizweit Klimastreiks geplant – und am Folegetag findet in Bern eine nationale Klimademo statt.
Rund 100 sehr aktive «Fridays» gibt es in der Schweiz aktuell – laut internen Schätzungen. Die Aktiven sind in Ortsgruppen organisiert und vernetzen sich über den kostenlosen Messenger Telegram.
«Dezentralisierung scheint bei dieser Bewegung sehr gut zu funktionieren», sagt Protestforscher Philip Balsiger (40) zu BLICK. Er sieht die internen Streitigkeiten positiv: «Das gibt es in allen Bewegungen.»
«Haben noch nicht genug erreicht»
Ein Montagabend am Zürcher Idaplatz. Rund ein Dutzend Klima-Teenies sind zu einer Sitzung gekommen, stellen sich nacheinander vor. Und sagen, was sie am Tag zuvor gefreut hat. «Mein Znacht», sagt einer. «Dass ich früh schlafen konnte», ein anderer.
Sehr normale Alltagsfreuden für Jugendliche, die sich der Weltrettung verschrieben haben.
«Die positiven Emotionen und die gegenseitige Unterstützung sind wichtig für solche Bewegungen», weiss Soziologin Jasmine Lorenzini (37), die an einer europaweiten Studie zu «Fridays for Future» mitgearbeitet hat. Die Klima-Teenies waren bislang erfolgreich. «Der Klimaschutz ist bei allen Parteien jetzt weit oben auf der Agenda.» Um die Motivation hochzuhalten, sei jetzt aber ein Durchbruch nötig.
«Wir haben noch lange nicht genug erreicht», sagt auch Marie-Claire Graf (23), die den ersten Schweizer Klimastreik im Dezember 2018 mitorganisiert hatte, kritisch. Aber: Man könne ja nicht nach einem Jahr schon wieder aufgeben.
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