In Genf ist fast die Hälfte der statistisch ausgewiesenen Corona-Patienten aus anderen Gründen im Spital gelandet – und erst dort positiv getestet worden
Spitaleinweisungen wegen Corona sind tiefer als ausgewiesen

Täglich teilt das BAG mit, wie viele neue Corona-Patienten ins Spital eingewiesen wurden. Nun stellt sich heraus: In mehreren Kantonen werden etwa die Hälfte der Patienten aus anderen Gründen eingeliefert und erst später positiv getestet.
Publiziert: 07.01.2022 um 01:37 Uhr
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Aktualisiert: 07.01.2022 um 09:37 Uhr
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Fast die Hälfte aller positiv getesteten Covid-Patienten, die im Uni-Spital in Genf liegen, sind nicht wegen des Virus, sondern wegen einer anderen Diagnose hospitalisiert worden.
Foto: Keystone
Luisa Ita

Die Zahl der Coronafälle ist wegen Omikron auf ein Allzeithoch gestiegen. Gestern meldete das Bundesamt für Gesundheit (BAG) 32'239 Neuinfektionen – der viel entscheidendere Wert, nämlich die Spitaleinweisungen, bleibt mit 137 aber verhältnismässig niedrig. Und: Die Zahl könnte sogar noch tiefer sein. Denn die Spitäler melden dem BAG nicht nur Patienten, die wegen Corona eingeliefert wurden.

Beim Skifahren verunfallt, mit einem Beinbruch in den Notfall und dort dann positiv auf Corona getestet: Ein Szenario dieser Art erlebt das Universitätsspital Genf laut dem Onlineportal «Léman Bleu» in 45,95 Prozent der Covid-Fälle. Fast die Hälfte aller stationär behandelten Corona-Patienten seien nicht wegen des Virus eingeliefert worden, sondern primär wegen anderer Symptome. Auch Menschen, die zwar keinen schweren Verlauf hätten, sondern einfach zu alt und gebrechlich seien, um das Virus daheim auszukurieren, würden in diese Gruppe fallen – sie stellen aber die Minderheit dar.

Im Universitätsspital Zürich (USZ) zeigt sich ein ähnliches Bild. Auf Anfrage von Blick heisst es: «50 Prozent der positiv auf Sars-CoV-2 getesteten Personen im USZ sind wegen Covid-19 hospitalisiert, die anderen 50 Prozent werden wegen einer anderen Krankheit behandelt und haben als Nebendiagnose eine Corona-Infektion.» Bei den Patienten auf den Intensivstationen sei die Zahl der positiv Getesteten, die wegen Corona hospitalisiert seien, höher – sie liege bei 78 Prozent.


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In den Kantonen Ob- und Nidwalden geschieht es zwar auch, dass Patienten zusätzlich positiv auf Corona getestet werden – jedoch wesentlich seltener. «Zirka 10 bis 15 Prozent der Covid-Fälle werden aufgrund einer anderen Diagnose wie beispielsweise einer Blinddarmentzündung oder eines Unfalls hospitalisiert und erst im Spital aufgrund von Fieber auf Covid positiv getestet und dann isoliert», schreibt das Spital Nidwalden auf Blick-Anfrage. Im Spital Obwalden sind es noch weniger: «Bisher wurden ein bis zwei Patienten vor Ort positiv getestet, die nicht wegen Covid stationär im Spital hätten aufgenommen werden sollen.»

Eine andere Zahl fehlt hingegen in der Statistik

Auch das BAG bestätigt auf Blick-Anfrage, dass die Ärzte zur Meldung von laborbestätigten Covid-19-Fällen verpflichtet seien: «Der Labornachweis kann vor oder nach dem Spitaleintritt erfolgt sein.» Der Hospitalierungsgrund werde jedoch mit der Meldung zum klinischen Befund seit Mitte April 2020 erhoben. In der Praxis sei diese Unterscheidung für die Ärzte jedoch oftmals schwierig: So könnten Covid-Patienten zwar zuerst wegen eines Unfalls eingeliefert worden sein, im Verlaufe aber wegen des Virus gar Intensivpflege benötigen.

Fest steht: In der Statistik tauchen nicht nur die Corona-Patienten auf, die tatsächlich wegen des Virus im Spital behandelt werden mussten, sondern auch solche, die wegen eines anderen Gebrechens eingeliefert wurden. Somit wären die Hospitalisierungszahlen tiefer als gemeldet.

Die Behörde rechtfertigt sich und stellt klar: «Nur weil die primäre Ursache für die Hospitalisierung nicht Covid-19 war, bedeutet dies nicht, dass kein Zusammenhang zwischen der Hospitalisierung und Covid-19 bestand.» Für die Pflegekräfte bedeuten die zusätzlichen Corona-Patienten zudem einen Mehraufwand. «Dies, da für alle positiv getesteten Patientinnen und Patienten spezielle Massnahmen ergriffen werden müssen – unabhängig vom Grund der Hospitalisierung», heisst es von der Behörde.

Ausserdem warnt das BAG davor, die Zahlen zu unterschätzen: «Weil Komplikationen einer Covid-19-Erkrankung auch erst nach der Infektion, wenn Sars-CoV-2 nicht mehr nachgewiesen werden kann, zu einer Hospitalisierung führen können.» Diese Personen werden in der Statistik nicht abgebildet.

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