«In dieser Regierung gibt es eine Regel – und die gilt für alle»
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Wut über Ausnahme für Djokovic
So knallhart geht Australien sonst gegen Corona vor

Wegen Corona schottete sich Australien ab. Die Grenzen wurden geschlossen und strenge Massnahmen innerhalb des Landes verhängt. Die Regierung war knallhart, umso grösser ist die Wut der Australier über die Sonderregelung für Tennis-Star Novak Djokovic.
Publiziert: 06.01.2022 um 07:29 Uhr
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Aktualisiert: 06.01.2022 um 10:00 Uhr
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Wollte ungeimpft ins Land: Tennis-Star Novak Djokovic.
Foto: keystone-sda.ch

Die Australier sind sauer – und wie. Für Novak Djokovic (34) sollte eine Ausnahme gemacht werden. Der Tennis-Star ist nicht geimpft. Schliesslich ist er erklärter Impfgegner. Um trotzdem ins Land einreisen zu können – er wollte an den Australien Open spielen – bekam er eine medizinische Ausnahmegenehmigung.

Zunächst sah es tatsächlich danach aus, dass für die Nummer 1 der Welt andere Regeln gelten. Fehlanzeige! Er darf nicht ins Land. «Niemand steht über dem Gesetz. Unsere strenge Grenzpolitik hat entscheidend dazu beigetragen, dass Australien eine der niedrigsten Covid-Todesraten der Welt hat, und wir werden weiterhin wachsam sein», erklärte der australische Premierminister Scott Morrison (53).

Mit dem Virus kam die Abschottung

Doch dann rudern die Behörden zurück und schiebe die Entscheidung doch auf. Die Regierung werde vor einer für Montag geplanten Gerichtsverhandlung keine Entscheidung in dem Fall treffen, sagte der Regierungsanwalt Christopher Tran am Donnerstag bei einer Anhörung vor Gericht. Djokovic hatte Einspruch gegen seine drohende Abschiebung eingelegt.

Kaum ein Land war so rigoros in Sachen Corona wie Australien. Mit dem Virus kam die Abschottung. Niemand durfte mehr rein ins Land. Wegen Corona hatte Australien mit seinen 25 Millionen Einwohnern lange Zeit eine Null-Covid-Strategie verfolgt.

Die Grenzen wurden für Besucher geschlossen. Selbst wer ein gütiges Visum hatte, um im Land zu arbeiten, wurde nicht reingelassen. Zwischenzeitlich durften nicht einmal australische Staatsbürger aus dem Ausland in ihr eigenes Land einreisen, ohne eine vierzehntägige Quarantäne in einem Hotel durchzumachen.

Längster Lockdown der Welt

Die Regierung fuhr bisher einen harten Kurs. Nicht nur gegen Ausländer. Auch im Land selber gab es strenge Regeln – darunter regional lange Lockdowns. Ganze Grossstädte wurden sofort unter Quarantäne gestellt, sobald ein Fall festgestellt worden war. Familien und Freunde wurden auseinandergerissen. Alles, um dem Virus die Stirn zu bieten.

Der Bundesstaat Victoria hatte erst im Oktober den Lockdown beenden können – nach 262 Tagen. Ein weltweiter Rekord. Kein einziger Besucher war in dieser Zeit gestattet. Es gab nächtliche Ausgangssperren. Nachdem mehr als 70 Prozent der Bürger geimpft waren, wurde der Lockdown schliesslich beendet. Die Massnahmen wurden allerdings erst nach und nach gelockert.

Dramatische Corona-Lage in Australien

Anfangs hatte die Null-Covid-Strategie Erfolg. Die Zahlen blieben niedrig, das Virus unter Kontrolle. Doch die Delta- und Omikron-Variante machten der Regierung einen dicken Strich durch die Rechnung. Inzwischen spitzt sich die Corona-Lage im Land dramatisch zu. Die Behörden meldeten am Mittwoch mehr als 64'700 Neuinfektionen, fast 17'000 mehr als am Dienstag. Seit Tagen verzeichnen die Behörden vor allem wegen der Ausbreitung der ansteckenden Omikron-Variante immer neue Rekordwerte. Zum Vergleich: Ende November lagen die Zahlen noch bei 1000 bis 1500 Neuinfektionen täglich.

Besonders betroffen sind die bevölkerungsreichsten Bundesstaaten New South Wales mit der Grossstadt Sydney und Victoria mit der Metropole Melbourne. Allein in New South Wales wurden am Mittwoch rund 35'000 neue Fälle gemeldet, nach 23'000 am Dienstag. Fast 1500 Menschen liegen in der Region an der Ostküste mittlerweile in Verbindung mit Covid-19 im Spital – sehr zur Sorge der Gesundheitsbehörden.

«Es ist wichtig, dass wir alle unseren Beitrag dazu leisten»

Da rund 2500 Spitalmitarbeiter nach Kontakten mit dem Virus in Isolation geschickt worden seien, fehle es vielerorts an Personal, um die Kranken zu betreuen, berichtete der australische «Guardian». In einigen Kliniken würden deshalb bereits «verzweifelte Massnahmen» ergriffen: Pfleger und Pflegerinnen seien zurück zum Dienst gerufen worden, obwohl sie positiv auf das Virus getestet worden seien, so das Blatt unter Berufung auf Betroffene.

Die oberste Gesundheitsbeamtin von New South Wales, Kerry Chant, hatte zuletzt die Bürger dazu aufgerufen, sich nur noch dann ins Krankenhaus zu begeben, wenn es absolut notwendig sei. Ein PCR-Test sollte nur dann gemacht werden, wenn jemand auch Symptome habe, riet sie. «Es ist wichtig, dass wir alle unseren Beitrag dazu leisten, das Gesundheitssystem nicht unnötig zu belasten», betonte sie. (jmh/AFP/SDA)

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