Die Vorwürfe sind happig und vielschichtig: Es geht um finanzielle Unregelmässigkeiten, eine Häufung von Kündigungen sowie einen umstrittenen Führungsstil. Der SonntagsBlick hat Missstände beim Schweizer Tierschutz (STS) publik gemacht. Der Kern des Problems laut Kritikern: die neue Präsidentin, Betriebsökonomin und Credit-Suisse-Bankerin Nicole Ruch aus Biel BE.
STS-Sprecher Simon Hubacher weist die Vorwürfe der Vorstandsmitglieder vehement zurück. Diese würden der Präsidentin und der Organisation gezielt schaden wollen.
Unter den zahlreichen Abgängen im Verband sind auch prominente Namen: zum Beispiel TV-Talker Kurt Aeschbacher (74), der 2022 Mitglied des Zentralvorstands war – jedoch nur für wenige Monate. Nun spricht er über die Zustände beim STS.
Blick: Herr Aeschbacher, Sie wurden im November 2021 in den Zentralvorstand des Schweizer Tierschutzes gewählt. Wenige Monate später traten Sie zurück. Was war passiert?
Kurt Aeschbacher: Als engagierter Tierfreund freute ich mich auf das Amt, eine tolle Sache! Ich war dann aber schon nach der ersten Sitzung schockiert über die Zustände in diesem Gremium.
Worüber genau?
Erschreckt hat mich vor allem das Verhalten der Präsidentin Nicole Ruch. Sie führt autoritär und lässt keine kontroversen Diskussionen zu. Ich wurde vom Zentralvorstand in die Kommission Kommunikation und Marketing gewählt und sollte diesen Bereich auf Vordermann bringen. Doch Ruch hat mir von Beginn weg den Zugang für dafür notwendige Informationen, Gespräche mit den Mitarbeitenden und Budgetangaben verweigert.
Warum?
Sie wollte wohl alles selbst erledigen, alleinige Chefin sein. Nachfragen und Verbesserungsvorschläge wertete sie als Angriff.
Was passierte dann?
Sie warf mir vor versammelter Mannschaft vor, ihr Vertrauen zu missbrauchen. Es war absurd. Der Vorwurf kam aus dem Nichts. Aber das war noch nicht mal das Schlimmste.
Was war denn das Schlimmste?
Dass niemand etwas gegen diese Rücksichtslosigkeit gesagt hat. Offenbar wurden von wenigen Ausnahmen abgesehen die Mitglieder des Zentralvorstands zu Ja-Sagern gedrillt. So wollte ich nicht arbeiten, ich trat zurück.
Nun kommen die Missstände ans Licht. Was erhoffen Sie sich?
Der Verband braucht dringend Reformen. Das Problem liegt nicht nur bei der Präsidentin selbst. Es geht um eine Kultur der Intransparenz und des Misstrauens, die sich über Jahre etabliert hat. Diese Missstände haben auch vielen Mitarbeitenden auf der Geschäftsstelle die Freude an der Arbeit verdorben. Am Ende geht es um die Tiere. Dafür kämpfen wir.