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Willow (1) könnte bei schwer kranker Franziska S. (57) Herzflimmern erkennen, aber
Mega-Bürokratie verhindert Helden-Hund!

Rollstuhlfahrerin Franziska S. möchte ihren Mischling Willow zur Assistenzhündin ausbilden lassen. Weil es bei der Finanzierung Probleme gab, steht sie jetzt wieder ganz am Anfang.
Publiziert: 04.05.2023 um 00:46 Uhr
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Aktualisiert: 04.05.2023 um 09:44 Uhr
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Franziska S. aus Sissach BL möchte mit ihrer Hündin Willow eine Assistenzhunde-Ausbildung absolvieren.
Foto: Siggi Bucher
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Daniel JungRedaktor News

Franziska S.* (57) aus Sissach BL kämpft nicht nur mit einer unheilbaren Krankheit – sondern immer wieder auch mit den Behörden. Die Baselbieterin leidet an systemischer Sklerodermie, einer seltenen Autoimmunerkrankung. Dabei greift das Immunsystem das eigene Bindegewebe an, es kommt zu Durchblutungsstörungen. Zwei Zehen und ein Finger mussten Franziska S. bereits amputiert werden. Bis sie die Hilflosenentschädigung und den Assistenzbeitrag der Invalidenversicherung (IV) bekam, war es ein langer Weg.

Jetzt verzweifelt die Rollstuhlfahrerin an der nächsten Bürokratie-Hürde. Zusätzlich zu den professionellen Helferinnen und ihren drei unterstützenden Töchtern hätte Franziska S. gerne einen Assistenzhund. Die Ausbildung ihrer einjährigen Mischlingshündin Willow könnte ihr den Alltag erleichtern – wäre da nicht der komplizierte Finanzierungsprozess.

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Im Notfall Alarm schlagen

Willow wurde in der Ukraine geboren, kam als Welpe über eine Tierschutz-Organisation in die Schweiz und gehört seit seiner Ankunft im Baselbiet im vergangenen Juni zur Familie. «In der Ausbildung wird sie lernen, mir Sachen zu bringen», sagt S. Beim Anziehen der Socken soll Willow künftig behilflich sein, Türen öffnen oder Kästen schliessen. Oder gar Herzflimmern erkennen und im Notfall Alarm schlagen können.

Dass Willow schon heute ein Gespür für ihr Frauchen hat, bestätigt Franziska S.' Tochter Lea (23): «Sie hat mich auch schon in der Nacht geweckt, als es meiner Mutter schlecht ging.»

Als Assistenzhündin dürfte Willow ihre Halterin dann überallhin begleiten – zum Arzttermin, in ein Restaurant oder in den Supermarkt. «Sie hilft mir aber auch psychisch.»

Die Uhr tickt

Doch die Uhr tickt: Je älter Willow ist, desto schwerer wird die Ausbildung. Der Bedarf für einen Assistenzhund wurde S. von drei verschiedenen Ärzten bestätigt.

Für die Ausbildung stand S. seit letztem Herbst in intensivem Kontakt mit Swiss Help Dogs, einer Ausbildungsstelle für Assistenzhunde in Niederbipp BE. Dort kostet die zweijährige Ausbildung zwischen 20'000 und 30'000 Franken, je nach Möglichkeiten der betroffenen Person, Ausbildungsstand und Lernbereitschaft des Hundes sowie Umfang der Ausbildung.

Dieses Geld kann S. nicht selbst aufbringen. Um die Ausbildung zu beginnen, ist der Betrag für das erste Jahr fällig, rund 14'000 Franken. Im März hatte S. einen ersten Erfolg: 10'992 Franken wurden von der Rheumaliga beider Basel und der Pro Infirmis an die Hunde-Ausbildungsstelle überwiesen.

Eigenleistung übersteigt Budget

Es fehlte allerdings noch ein Betrag von 3282 Franken. Üblicherweise ist dies die Eigenleistung der Kursteilnehmer, die sich in der Regel auf 10 Prozent der Gesamtkosten beläuft. S. kann jedoch auch diesen Anteil nicht selbst aufbringen, weil sie nur knapp über die Runden kommt. «Ich hatte eine komplette Finanzierung angefragt», sagt sie.

Gemäss Urs Brütsch, Geschäftsführer der Rheumaliga beider Basel, ist es aus fachlicher Sicht grundsätzlich sinnvoll, dass bei finanziellen Unterstützungen nach Möglichkeit eine gewisse Eigenleistung erbracht wird. Der Vorschlag von Franziska S.: Über 20 Monate könnte sie 150 Franken pro Monat bezahlen. «Aber auch das wurde abgelehnt», sagt sie resigniert.

Frustrierend ist die Situation auch für die Töchter. Sie können das Geld derzeit auch nicht einschiessen. «Das Problem ist: Ich bin momentan erwerbslos und mache eine Weiterbildung, die ich selber bezahlen muss», sagt Lea.

Von der IV kommt vorläufig auch keine Unterstützung. Diese entscheidet erst nach einem erfolgreichen Abschluss, ob sie die Kurskosten trägt.

Aufnahmeprozess abgebrochen

Weil sie in der Finanzierungsfrage nicht weiterkam, wendete sich S. an Blick, der in der Folge Swiss Help Dogs konfrontierte. Resultat: Plötzlich entschied der Vorstand, den Aufnahmeprozess nicht fortzuführen – da das Vertrauen Schaden genommen habe. Präsident Christian Schlup erklärt: «Der Vorstand hat sich aus verschiedenen Gründen dazu entschlossen, das Aufnahmeverfahren nicht fortzuführen. Wir möchten jedoch ausdrücklich betonen, dass die Entscheidung nicht auf einem Mangel an finanziellen Mitteln beruhte.» Die Organisation hat angekündigt, die 10'992 Franken an Pro Infirmis zurückzuerstatten.

Für Franziska S. ist dieser Rückschlag brutal. «Jetzt stehe ich wieder ganz am Anfang», sagt sie – ohne Hundetrainerin, ohne Finanzierung. Sie ist frustriert, wie schwierig es ist, eine Assistenzhundeausbildung mit Willow zu beginnen. «Es ist eine Mega-Bürokratie. Alles geht um fünf Ecken», sagt sie. Es müsse möglich sein, diesen Prozess für Betroffene einfacher zu gestalten.

Mit der Ablehnung des Auftrags durch Swiss Help Dogs sei das Engagement der Rheumaliga in dieser Sache abgeschlossen, erklärt Geschäftsführer Brütsch. Er schliesst eine künftige Unterstützung jedoch nicht aus: «Sollte sich verbindlich eine neue Möglichkeit ergeben, so können wir bei Bedarf gerne wieder bei der Mittelbeschaffung behilflich sein.»

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