Erst trat die Moesa über die Ufer und riss dann am 21. Juni ein Stück der A13 mit sich. 200 Meter der Autobahn zwischen Lostallo und Mesocco im Bündner Misox fehlten plötzlich. Bilder nach der Flutkatastrophe zeigten eindrücklich das Ausmass. Und eins war klar: Hier fährt erstmal kein Auto entlang.
Doch das Bundesamt für Strassen (Astra) drückt seitdem mächtig aufs Gas. Das Ziel: Bis Freitag sollen wieder Fahrzeuge über die A13 rollen. Dafür wurde der Turbo gezündet.
Die Räumungsarbeiten laufen auf Hochtouren. Der Grund: Das Astra will den Gotthard entlasten – gerade jetzt, vor der grossen Ferienzeit. Denn auch der Simplonpass ist nach einem Murgang zurzeit gesperrt.
Die Folge: Mehr Verkehr über den Gotthard. Dabei herrscht dort in den Sommermonaten ohnehin regelmässig Stau. Zur Ferienzeit droht der absolute Stau-Wahnsinn. Und den will das Astra auf jeden Fall verhindern. So sehr, dass sogar das Ausland beeindruckt ist. «Turbo-Schweizer als Urlaubsretter», titelt zum Beispiel der «Südkurier». Aber wie schafft das Astra in diesem Rekordtempo den Wiederaufbau?
Das Flussbett musste freigeräumt werden
«Der zügige Wiederaufbau hat mehrere Gründe», sagt Astra-Sprecher Thomas Rohrbach zu Blick. Zum einen ging das Wasser der Moesa relativ schnell zurück. Das war wichtig, um die Moesa wieder in ihr Flussbett zu leiten. «Dazu musste das Flussbett freigeräumt werden. Einzelne Felsblöcke, welche zu gross für die Bagger waren, wurden gesprengt», so Rohrbach weiter.
Mehr zur Unwetter-Katastrophe
Hinzukommt: Das Wetter spielte mit. Der Astra-Sprecher zu Blick: «Es gab keine starken Regenfälle mehr, die in der Folge die Arbeiten im Fluss unterbrochen hätten. Auch aus dem Orbel-Bach kam kein Material mehr herunter, welches die Arbeiten aus Sicherheitsgründen hätte unterbrechen können.»
Bei dem Unwetter blieb die Buffalora-Brücke und deren Fundamente verschont. Erosionen oder sonstige Schäden konnten keine festgestellt werden. Und Glück im Unglück: «Das vom Fluss abgelagerte Material konnte für den Bau des Dammes wiederverwendet werden, da es von geeigneter Qualität war, sodass ein langwieriger Transport von ausserhalb vermieden werden konnte.»
30 Bauarbeitende rund um die Uhr im Einsatz
All diese Umstände sorgten für die richtigen Bedingungen. Die harte Arbeit leisteten aber die Kräfte vor Ort. Im Zweischichtbetrieb wurde rund um die Uhr gearbeitet – auch an den Wochenenden. Rohrbach: «Im Einsatz standen respektive stehen rund 30 Bauarbeitende im Zweischichtbetrieb, 10 Grossbagger, mehrere Grossdumper, Walzen, Kipper und noch mehr. Insgesamt kommen Fachkräfte von 12 Unternehmungen zum Einsatz: Bau- und Transportunternehmungen, Elektro- und Geologiefachleute.»
Alles, damit wieder Fahrzeuge über die A13 rollen können. Und das nicht gerade knapp. «Es geht hier um Verkehrsmengen von weit über 10'000 Fahrzeugen und 500 LKW pro Tag», erklärt der Astra-Sprecher.
Neue Gewitter sind im Anmarsch
Überlegt wurde auch der Bau einer Notbrücke. Spezialisten vom Astra und Vertreter der Armee untersuchten dafür das betroffene Autobahnstück. Doch die Idee wurde dann verworfen, da nicht praktikabel. Die Arbeiten hätten länger gedauert. Und: Eine solche Militärbrücke ist nur einspurig mit maximal 30 km/h befahrbar. «Damit wäre die Kapazität für einen stabilen Strassenbetrieb um Grössenordnungen geringer gewesen, als die vom Astra beschlossene Lösung.»
Nach dem Sintflut-Regen ziehen bereits erneut dunkle Wolken über der Schweiz auf. Heftige Gewitter sind im Anmarsch. Kann die A13 trotzdem am Freitag eröffnet werden? Das Astra bleibt dabei: Ab Freitag um 5 Uhr ist die Autobahn wieder frei für den Verkehr. Rohrbach: «Wir gehen aktuell davon aus, dass sie Ende Jahr wieder vierspurig zur Verfügung steht.»