«Aufgrund verschiedener sehr ärgerlicher Vorfälle, darunter der Diebstahl eines Schlittens, vermieten wir keine Sportgeräte mehr an unsere jüdischen Brüder. Dies betrifft alle Sportgeräte wie Schlitten, Airboards, Skis und Schneeschuhe.» Das stand auf einem weissen Zettel, der auf Hebräisch verfasst war, und im Davoser Bergrestaurant Pischa aufgehängt wurde. Der Verfasser: Restaurant-Chef Rudolf Pfiffner.
Der antisemitische Schlittel-Skandal ging um die Welt. Die Kantonspolizei Graubünden nahm Ermittlungen wegen Diskriminierung und Aufruf zum Hass auf. Nun ist ein Urteil gefallen: Ende Juni/Anfang Juli erliess die Bündner Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl gegen Pfiffner. Er wurde zu einer bedingten Geldstrafe und einer Busse verurteilt, wie die «Südostschweiz» berichtet.
Der Fall kam nicht vor Gericht, die Staatsanwaltschaft entschied direkt. Der Strafbefehl ist inzwischen rechtskräftig. Laut Gesetz drohen bei Diskriminierung aufgrund von Rasse, Ethnie, Religion oder sexueller Orientierung bis zu drei Jahre Haft.
Nicht der erste antisemitische Skandal
Markus Berger, Sprecher von Schweiz Tourismus, hatte den «bedauerlichen Vorfall» bei der Bergstation Davos-Pischa verurteilt. Solche Äusserungen seien keineswegs akzeptabel. Allerdings hält er fest, dass es kein «systemisches Problem» gebe: «Der Schweizer Alpenraum ist eine der Lieblingsdestinationen jüdisch-orthodoxer Reisender, und in den allermeisten Fällen sind unsere jüdischen Gäste auch sehr zufrieden.»
Im vergangenen Jahr hatte der Davoser Tourismus-CEO Reto Branschi (64) sich bereits über die jüdischen Gäste aufgeregt. «Ein Teil dieser Gästegruppe hat spürbar Mühe, die Regeln des Zusammenlebens hier in Davos zu respektieren», sagte er etwa in der «Davoser Zeitung». Er beklagte Abfall in der Natur und respektlosen Umgang.