Die Handschrift ist unverkennbar die gleiche. Der Stil: fehlerhaft, aggressiv im Ton. Nach dem anonymen Drohbrief an die Adresse der Trychlergruppe Rottenschwil AG ist ein weiteres Schreiben aufgetaucht, hinter dem offensichtlich der gleiche Verfasser steckt. Nur: Die Drohungen sind in diesem Fall noch unverhohlener.
Der Prättigauer Jägerin Nina Gansner (42), an die das Schreiben adressiert ist, wird darin mehrmals der Tod gewünscht. Jägerinnen und Jäger seien «primitive, hirnkranke Menschen, der Abschaum der Menschheit», steht da. «Man sollte ihnen allen eine Schrotladung in den Arsch schiessen und sie langsam verrecken lassen», heisst es in fehlerhaftem Deutsch. «Hoffentlich räumt Corona diese Tiermörder weg.
«Ich fühlte mich betroffen»
Gansner ist Redaktorin beim Fachmagazin «Schweizer Jäger» und Gemeindepräsidentin von Seewis GR. Der Drohbrief ging während der Bündner Hochjagd 2021 bei ihr ein. Im Blick-Bericht über das Schreiben an die Rottenschwiler Trychler erkannte sie die Handschrift des Verfassers wieder. Die Jägerin erinnert sich gegenüber Blick: «Ich habe mich über so viel Boshaftigkeit geärgert und fühlte mich betroffen, dass ich solche Anfeindungen und Drohungen bekomme.»
Für eine Jägerin, die öffentlich für die Jagd einstehe, sei der Erhalt solcher Drohbriefe aber leider keine Seltenheit. «Für einen offenen Dialog bin ich jederzeit zu haben, aber so etwas hat nichts mit Kritik zu tun. Schon nur deshalb, weil der Absender anonym ist.» Gansner: «Zum Glück ist das nur eine kleine Minderheit, die so extrem agiert. Auf Social Media passieren solche Dinge natürlich noch häufiger, aber es ist schon etwas anderes, wenn man so etwas in einem handschriftlich verfassten Schreiben gesagt bekommt.»
Keine Anzeige gemacht
Eine Anzeige habe sie schliesslich trotzdem keine gemacht. «Ganz so ernst habe ich die Drohungen dann doch nicht genommen», sagt Gansner. «Gleichzeitig finde ich, dass man sich als Jägerin auch nicht verstecken muss und zu solchen Anfeindungen Stellung beziehen sollte.»
Ein mulmiges Gefühl lösten die anonymen Drohungen auch bei der Trychlergruppe Rottenschwil aus. Trychler seien «Todesboten», heisst es in jenem Schreiben. «Impfgegner sind Massenmörder.» Trychler Heinz Münger (49) war «erschüttert», als er den Brief öffnete. «So etwas ist gar nicht lustig.» Man wisse ja schliesslich nicht, was der Verfasser sonst noch vorhabe. Er sei wohl davon ausgegangen, dass seine Gruppe etwas mit den Corona-kritischen Freiheitstrychlern zu tun habe, was jedoch nicht der Fall sei. (noo)