Gastronom Karan Singh (18) war während des Polizeieinsatzes eingesperrt
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«Es war hektisch»:Karan (18) war während des Polizeieinsatzes eingesperrt

Grosseinsatz der Polizei am Bahnhof in Lyss BE – Gastronom Karan Singh (18) war hautnah dabei:
«Ich habe gesehen, wie sie ihn in Handschellen abgeführt haben»

Niemand durfte raus: Wirt Karan Singh (18) und seine Gäste mussten am Montagabend im Restaurant in Lyss BE ausharren, während die Polizei draussen nach einem Mann fahndete, der mehrere Leute bedroht haben soll. Der 18-Jährige wurde schliesslich Zeuge der Verhaftung.
Publiziert: 05.01.2022 um 01:15 Uhr
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Karan Singh (18) betreibt das Lokal Millennium Bar & Restaurant am Bahnhof in Lyss BE und wurde Zeuge des Grosseinsatzes der Polizei vom Montagabend.
Foto: Luisa Ita
Luisa Ita

Alarm am Montagabend in Lyss BE: Schwer bewaffnete Polizisten riegelten den Bahnhof grossräumig ab, auch eine Spezialeinheit war vor Ort. Grund für die grosse Polizeiaktion war laut der Kantonspolizei Bern ein mutmasslich bewaffneter Mann, der mehrere Personen bedroht haben soll. Er habe schliesslich in einer Wohnung in Lyss lokalisiert und verhaftet werden können.

«Wir hatten zuerst riesige Angst, weil wir nicht wussten, was los war», erzählt Augenzeuge Karan Singh (18) am Tag danach im Gespräch mit Blick. Er betreibt das Lokal Millennium Bar & Restaurant direkt gegenüber dem Bahnhof. Schon nach dem Mittag sei dem Gastronomen aufgefallen, dass die Polizei auffällig präsent gewesen sei.

«Überall standen Polizisten»

«Gegen Abend wurde das Aufgebot immer grösser», berichtet der 18-Jährige weiter. Strasse und Bahnhof seien gesperrt worden. «Dann ist ein Kastenwagen von der Spezialeinheit vorgefahren.» Etwa zehn bis fünfzehn Einsatzkräfte in Vollmontur seien in einen Hauseingang ganz in der Nähe eingedrungen, ein Helikopter habe währenddessen über dem Dorf gekreist.

«Wir wurden etwa um 20 Uhr von der Polizei angewiesen, im Restaurant zu bleiben», so Singh. «Auch unsere Gäste konnten nicht mehr raus, unsere Essenslieferanten wiederum waren ausgesperrt, und überall standen Polizisten. Da sind wir schon ein bisschen hektisch geworden.»

Mann leistete Widerstand bei Verhaftung

Rund zwei Stunden später sei der junge Berner dann Zeuge der Verhaftung geworden. «Ich habe gesehen, wie sie einen Mann aus der Nachbarschaft in Handschellen abgeführt haben. Er hat sich gewehrt, darum haben sie ihn eher ziehen müssen, beziehungsweise sie haben ihn fast ins Auto getragen», beschreibt er die Szene. «Wir kennen ihn, aber nur vom Sehen her.» Er wohne ganz in der Nähe. Ab und zu hätte man ihn mit seiner Frau lauthals streiten gehört.

Was dem Polizeieinsatz am Montag vorausgegangen ist, weiss der Wirt nicht. Brisant: Er vermutet, dass der Festgenommene am Abend sogar noch bei ihm im Restaurant angerufen hatte. «Meine Mitarbeiterin hat zwischen 19 und 20 Uhr einen anonymen Anruf entgegengenommen, und es war ein Mann dran, der sich ganz hektisch erkundigt hatte, was denn hier laufe und warum wir geschlossen hätten», berichtet Singh. «So panisch, wie er war, gehen wir davon aus, dass er das war.»

Verhafteter wieder auf freiem Fuss

Am Wohnort des Verhafteten traut sich niemand, sich vor der Kamera zu äussern. Eine Nachbarin erzählt jedoch, dass der Verhaftete deutsche Wurzeln habe und gemeinsam mit seiner Frau hier wohne. «Er ist selbständig und hat mir neulich erzählt, dass das Geschäft wegen Corona nicht so gut laufe», erinnert sie sich. Als einziger Anwohner habe er «ein grosses Puff» auf seinem Parkplatz in der Einstellhalle. Wenn man ihn darauf anspreche, reagiere er schnell aggressiv, meint eine andere Frau.

Die Kantonspolizei Bern macht aufgrund des Persönlichkeitsschutzes keine näheren Angaben zum Droher von Lyss. Sie schreibt auf Anfrage von Blick lediglich: «Der Mann war bei der Anhaltung unbewaffnet. Er wurde für weitere Abklärungen auf eine Polizeiwache gebracht und am Dienstagnachmittag wieder entlassen.»

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