Am Freitag sind im Bündner Bergdorf Brienz mehrere Lastwagen für die Evakuierung des Dorfes im Einsatz gestanden. Fast alle der rund 80 Bewohnerinnen und Bewohner des Dorfes werden gemäss dem Sprecher der Gemeinde in der näheren Umgebung untergebracht.
Die von der Evakuierung des Dorfes Brienz betroffenen Personen hätten zu einem grossen Teil selber eine Lösung gesucht, erklärte Christian Gartmann, Sprecher der Gemeinde Albula, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Wer sich an die Gemeinde wandte, bekam Hilfe bei der Suche nach Wohnraum.
Am Sonntag 13 Uhr läuft die Frist für die Evakuierung des Dorfes ab. Daraufhin finde ein Kontrollrundgang statt, um sicherzustellen, dass sich niemand mehr im Gefahrenbereich aufhalte, so Gartmann weiter. Das Bergdorf muss aus Sicherheitsgründen verlassen werden, es gilt möglicherweise für mehrere Monate ein Betretungsverbot.
Zudem kam die Armee am Freitag den Brienzer Landwirten zu Hilfe. Das Panzersappeurbataillon 11 kam mit acht Lastwagen ins Dorf, um Tierfutter abzutransportieren. «Die Spontanhilfe der Armee erfolgt auf Ersuchen der zivilen Behörden», schrieb das Departement für Verteidigung und Bevölkerungsschutz (VBS) auf X.
Zweite Evakuierung innerhalb von 1,5 Jahren
Mit Helikopterflügen brachten am Freitag Spezialisten weitere Messinstrumente im Schuttkegel am Hang oberhalb der Gemeinde an. Damit werden der Berg und die Rutschgeschwindigkeit der Gesteinsmassen weiterhin sehr präzise überwacht.
Die Ortschaft Brienz wird von einer Steinlawine bedroht. 1,2 Millionen Kubikmeter Schutt bewegen sich talwärts und drohen das Bergdorf unter sich zu begraben.
Für die Einwohnerinnen und Einwohner ist es innerhalb von eineinhalb Jahren die zweite Evakuierung. Sie mussten ihre Häuser bereits im Mai 2023 verlassen. Damals drohte ein Felssturz das ganze Dorf fortzureissen. In der Nacht zum 16. Juni 2023 schossen schliesslich riesige Gesteinsmengen den Hang hinab und kamen nur wenige Meter vor dem Ort zum Stillstand.