Marco Toffaloni ist heute 67 Jahre alt. Obwohl bereits im Rentenalter, muss er sich demnächst in Italien vor dem Jugendgericht verantworten. Der Grund: Toffaloni steht im Verdacht, als 17-Jähriger an einem Bombenanschlag gegen eine Anti-Faschismus-Demonstration in der italienischen Stadt Brescia beteiligt gewesen zu sein.
Acht Menschen kamen damals ums Leben. Über 100 wurden verletzt. 50 Jahre später könnte nun ein Prozess in Italien endlich Klarheit schaffen über die Hintergründe des Attentats. Wie Recherchen der Sendung «Falò» von RSI zeigen, lebte Toffaloni jahrzehntelang unbehelligt in der Schweiz.
In der Schweiz gilt Straftat als verjährt
Dem Bericht zufolge kam der Italiener in den 1980er-Jahren zuerst in die Region Schaffhausen. Er heiratete eine italienisch-schweizerische Doppelbürgerin und nahm ihren Namen an.
Toffaloni erhielt die Schweizer Staatsbürgerschaft. Deshalb kann er auch im Falle einer Verurteilung nicht an Italien ausgeliefert werden – in der Schweiz gilt die Straftat als verjährt. Es ist nicht davon auszugehen, dass der Mann am Prozess in Italien erscheinen wird.
Anwohner sahen ihn seit Wochen nicht mehr
RSI sprach mit einer Person, die Toffaloni während seiner Zeit im Kanton Schaffhausen kannte. «Er hatte eine geheimnisvolle Aura, ein bisschen esoterisch. Man sah ihn selten», berichtete diese. «Vielleicht studierte er an der Universität in Zürich, aber er arbeitete sicher nicht.»
Nach der Scheidung soll Toffaloni in den Kanton Graubünden gezogen sein. Derzeit lebt Toffaloni gemäss RSI in Landquart. Anwohner sahen ihn jedoch seit Wochen nicht mehr.
In den 1970er-Jahren erlebte Italien eine Welle der Gewalt. Mehrere Terroranschläge erschütterten das Land. Hinter den Attacken steckten sowohl linke als auch rechte Extremisten. Zunächst standen nur die Linksextremisten im Verdacht. Doch mit der Zeit zeigte sich, dass Rechtsextreme eigene Attentate den Linken anhängten – mit der Unterstützung von Geheimdiensten. (noo)