Anuschka Roshani (57) hat viel Staub aufgewirbelt: Seit die ehemalige Tamedia-Journalistin Anfang Februar ihre Erfahrungen mit Sexismus und Mobbing bei ihrem früheren Arbeitgeber publik gemacht hat, kritisieren viele ihrer Berufskolleginnen die sexistische Unternehmenskultur in Verlagshäusern.
«Wir spüren, dass viel Wut da ist», bestätigt Romi Hofer (42), Sprecherin von Syndicom, der Gewerkschaft für Medienschaffende – eine Wut, die sich am diesjährigen Frauenstreik im Juni entladen könnte. Hofer: «Aktuell diskutieren wir mit Medienschaffenden, was sich im Hinblick auf den Streik und darüber hinaus in der Branche verändern soll.» Noch will Hofer nicht verraten, was konkret geplant ist. Aber: «Von den Medienfrauen wird man sicher spätestens am 14. Juni hören.»
Auch weit über das Verlagswesen hinaus mobilisieren aktuell viele für den kommenden Frauenstreik. Anfang Woche lancierte der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) die Kampagne zum Aktionstag. Vier Jahre nach dem grossen Streik 2019 gebe es noch immer kaum Fortschritte bei der Verbesserung der finanziellen und gesellschaftlichen Situation von Frauen, schreibt der SGB. Und ruft deshalb nun zu einem weiteren «grossen feministischen Streik» auf.
AHV-Abstimmung habe viele Frauen hässig gemacht
Dass der Aktionstag im Sommer «eine sehr grosse Kiste» wird, davon ist Lirija Sejdi (29) überzeugt. Die Feministin koordiniert den Austausch der Streikkollektive in der Deutschschweiz: «Der Drive von 2019 flammt gerade wieder auf.» Gründe dafür sieht Sejdi unter anderem in der AHV-Abstimmung vom Herbst. «Diese hat viele Frauen hässig gemacht. Wir hatten nach der Abstimmung viel Zulauf.» Viele Kollektive seien enorm gewachsen. Ausserdem, sagt Sejdi, spüre sie auch von bürgerlichen Frauen und Organisationen den Willen, sich am 14. Juni einzubringen.
Der Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband hat derweil noch nicht entschieden, ob er zum Streik aufrufen wird. Aber: «Wir möchten anlässlich des 14. Juni die Frauen motivieren, sich in Organisationen, Gremien oder politischen Ämtern zu engagieren und sich gezielt für Verbesserungen für die Frauen einzusetzen», sagt Präsidentin Anne Challandes (54).
Evangelische Frauen Schweiz mitten in den Vorbereitungen
Auch vom Frauendachverband Alliance F kommt noch keine Antwort auf die Frage, ob man den Aktionstag offiziell unterstützt. Schon 2019 blieb der Verband, der sich für die Gleichstellung von Frau und Mann einsetzt, diesbezüglich überraschenderweise und zum Ärger vieler Frauen lange stumm. Erst kurz vor dem Aktionstag liess Co-Präsidentin und GLP-Nationalrätin Kathrin Bertschy (43) damals verlauten, man unterstütze den Streik. Was den aktuellen Aktionstag betrifft, teilt die AllianceF mit, sie habe verschiedene Organisationen, die sich daran beteiligten, für andere stehe die parlamentarische Arbeit im Vordergrund. «Wir sehen das sehr entspannt.»
Währenddessen stecken die Evangelischen Frauen Schweiz schon mitten in den Vorbereitungen. «Wir werden am 14. Juni auch selbst etwas auf die Beine stellen», verspricht Präsidentin Gabriela Allemann (44).
Schliesslich sei die Gleichstellung nach wie vor nicht erreicht – weder in der Kirche noch in der Gesellschaft.