Viele sind enttäuscht darüber, dass die AHV-Reform hauchdünn angenommen wurde. So auch SP-Politikerin Tamara Funiciello (32): «Was bleibt, ist die Wut und Enttäuschung», sagte sie am Montagmittag an der AHV-Demo in Bern, zu der linke Kreise aufgerufen hatten.
Nicht nur die SP-Politikerin ist wütend – über 125'000 Menschen sind es offensichtlich auch. Deshalb haben sie eine Petition des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB) unterzeichnet.
Über 100'000 Unterschriften in 24 Stunden
Der SGB hatte die «Erklärung vom 25. September» am Abend des Abstimmungssonntags verschickt. Die Rundmail zeigte Wirkung: Innert 24 Stunden hatten bereits über 100'000 Personen den Appell unterzeichnet.
«Dass in so kurzer Zeit so viele Unterschriften zusammengekommen sind, zeigt, dass das Thema der schlechteren Einkommenssituation vielen Frauen unter den Fingern brennt», sagt SGB-Zentralsekretärin Gabriela Medici (37). Mit der Erklärung wolle der SGB den Betroffenen eine Plattform geben, um ihre Enttäuschung über das Abstimmungsresultat auszudrücken.
Trotz verlorener Abstimmung gibt sich der SGB kämpferisch: «Wir sind wütend. Wir kämpfen weiter!», lautet die Überschrift der Erklärung. Der einseitige AHV-Abbau auf Kosten der Frauen sei ein Rückschlag für die Gleichstellung, heisst es im Aufruf. «Wir, Frauen und Männer, erklären heute: Wir akzeptieren nicht, dass Frauen so behandelt werden.» Von der Politik fordern die Gewerkschaften faire Renten und gleiche Löhne.
Frauenstreik 2023 bereits angekündigt
In der Rundmail fordert der SGB dazu auf, die Erklärung via Whatsapp an Freundinnen und Bekannte weiterzuleiten. So soll sich der Appell im ganzen Land verbreiten. Und, voll im Kampagnenmodus, hängt er auch gleich einen Textvorschlag an.
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Seine Mail schliesst der Gewerkschaftsbund mit Dankesworten. Trotz knapper Niederlage an der Urne hätten sie viel erreicht. Es gelte, jetzt nicht aufzugeben. Medici vom SGB sagt: «In den letzten Monaten wurden den Frauen viele Versprechen gemacht: Verbesserungen beim Lohn, bei der Rente, bei der Care-Arbeit. In weniger als 48 Stunden sagen über 125'000 Menschen: Diese Versprechen müssen rasch und konkret realisiert werden.»
Für den 14. Juni 2023 haben feministische Kreise bereits den nächsten Frauenstreik angekündigt.