«Was bleibt, sind Wut und Enttäuschung»
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Funiciello an AHV-Demo in Bern:«Was bleibt, sind Wut und Enttäuschung»

Nach AHV-Niederlage
Funiciello sorgt bei Sozis für Ärger

Die Enttäuschung ist gross bei der SP. Hauchdünn hat sie die AHV-Abstimmung vom Sonntag verloren. Zur Enttäuschung kommt auch noch Ärger hinzu. Im Visier steht ausgerechnet eine Vorzeigepolitikerin aus den eigenen Reihen: Nationalrätin Tamara Funiciello.
Publiziert: 27.09.2022 um 00:06 Uhr
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Aktualisiert: 27.09.2022 um 14:15 Uhr
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Die Enttäuschung bei der SP ist gross. Nur hauchdünn hat sie am Sonntag die AHV-Abstimmung zum Frauenrenternalter 65 verloren.
Foto: keystone-sda.ch
Daniel Ballmer und Pascal Tischhauser

Die Enttäuschung ist gross in der SP. Um nur gerade 30'000 Stimmen hat es die Linke verpasst, die Erhöhung des Frauenrentenalters abzuwenden. Für die Sozialdemokraten wird die längere Arbeitszeit zu wenig kompensiert. Eine Niederlage auf Kosten der Frauen!

Gleichzeitig trauert die Partei der Rentenreform 2020 nach, die aus ihrer Sicht viel besser gewesen wäre. Und so mancher Sozi im Bundeshaus macht nachträglich die Faust im Sack. Denn dafür, dass die Vorlage 2017 an der Urne gescheitert ist, ist ausgerechnet der linke Flügel der eigenen Partei mitverantwortlich. Die Juso-Delegierten hatten das Nein zur vormaligen Rentenreform beschlossen. Als Juso-Präsidentin amtierte damals Tamara Funiciello (32).

«Sie sollte jetzt einfach mal etwas aufs Maul hocken!»

Ausgerechnet Funiciello! «Gerade sie, die die Rentenreform 2020 zu Fall gebracht hat, drängt sich jetzt auf jede Titelseite und spielt sich an einer Frauendemo gross auf», ärgert sich eine SP-Nationalrätin. «Sie sollte jetzt einfach mal etwas aufs Maul hocken!»

Funiciello rief bei einer Protestaktion am Montag zum Streik auf. «Der Widerstand wächst und mit jeder Verschlechterung unserer Lebensbedingungen werden wir lauter!», betonte die heutige Nationalrätin und Co-Präsidentin SP Frauen Schweiz. «Wir lassen dieses Abstimmungsresultat nicht auf uns sitzen und rufen zum feministischen Streik 2023 auf.»

«Funiciello ist die Falsche! Hier sollte sie jetzt nicht an vorderster Front für die Rechte der Frauen protestieren», sagt eine Stimme aus der Fraktion. Die Frauen hätten es Funiciello zu verdanken, dass ihnen die Männer am Sonntag das höhere Rentenalter – «und sonst nichts» – bescherten. «Ich bin noch immer richtig hässig über diesen Rückenschuss!»

«Am Montag rufen wir zum Frauenstreik 2023 auf»
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SP-Nationalrätin Funiciello:«Am Montag rufen wir zum Frauenstreik 2023 auf»

Es dürfte zur «Chropfleerete» kommen

«Wissen Sie», sagt ein anderer, «ich war schon immer der Meinung, dass die 2020er-Reform gut gewesen wäre.» Er habe sie damals unterstützt wie 90 Prozent der SP-Delegierten. «Aber ...» Er wolle ja nicht gegen einzelne Personen schiessen. Doch Funiciello sei vielleicht schon nicht unbedingt die Richtige, um sich nun in den Vordergrund zu drängen.

An der Fraktionssitzung vom Dienstag werde das Abstimmungsergebnis ein Thema sein, erklärt eine weitere Person und deutet an, dass es dabei zur «Chropfleerete» kommen könnte.

Gemässigter äussert sich ein anderes Parteimitglied. «Die Niederlage bei der AHV 2020 ärgert mich noch heute – jetzt umso mehr», ist zu hören. Aber Funiciello habe als Juso-Chefin eine andere Funktion gehabt. «Das darf man nicht vergessen.» Doch: «Der Frust ist dennoch gross.»

«Hätte schon erwartet, dass man zu mir kommt»

«Es brodelt», sagt einer der Kritiker. Zwar will keiner Funiciello direkt die Schuld geben, aber hinter vorgehaltener Hand will man eben schon Kritik üben. Öffentlich tut das aber keiner. «Nennen Sie auf gar keinen Fall meinen Namen», heisst es mehrfach.

Konfrontiert mit der Kritik, fällt Funiciello aus allen Wolken. Niemand, wirklich niemand sei mit dem Thema an sie herangetreten. «Ich äussere mich nicht zu Gerüchten oder anonymer Kritik. Aber ich hätte schon erwartet, dass man zu mir kommt mit solchen Aussagen und sich nicht anonym an die Presse wendet.»

Sie zeigt sich nach wie vor davon überzeugt, dass ihr damaliger Widerstand gegen die eigene Partei richtig gewesen sei. «Ich setze mich seit jeher für Feminismus und Frauenthemen ein», sagt sie. Das habe sie schon bei der Rentenreform 2020 getan und das tue sie auch jetzt wieder. «Jetzt braucht es die Solidarität aller, um endlich vorwärtszumachen in der Gleichstellung und für höhere Frauenlöhne.»

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