Für das Recht auf Abtreibung
Frauendachverband plant Kampagne

Auch in der Schweiz wird das Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch wieder infrage gestellt. Der Frauendachverband Alliance F wappnet sich für eine Debatte.
Publiziert: 26.06.2022 um 00:55 Uhr
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Aktualisiert: 26.06.2022 um 21:22 Uhr
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Am 14. Juni gingen unzählige Frauen auf die Strasse, um für ihre Rechte einzustehen.
Foto: keystone-sda.ch
Dana Liechti

Ein Urteil schockt die freie Welt – zumindest einen grossen Teil davon. Das oberste US-Gericht, der Supreme Court, hat diese Woche einen 50-jährigen Grundsatz gekippt, der den amerikanischen Gliedstaaten fortan erlaubt, Schwangerschaftsabbrüche zu kriminalisieren. Das historische Verdikt kam vor allem deshalb zustande, weil es dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump (76) in seiner Amtszeit gelang, das Gericht mit konservativen Mitgliedern zu besetzen. Bereits sind innert weniger Tage in etlichen Bundesstaaten weitgehende Abtreibungsverbote in Kraft getreten. In Staaten wie Arkansas, Kentucky oder Louisiana sind Abtreibungen nun nicht mehr erlaubt – auch nicht bei Vergewaltigungen oder Fällen von Inzest.

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Initiativen wollen Selbstbestimmung der Frau stärken

Dieser Rückfall in Zeiten, die in freien westlichen Demokratien als überwunden betrachtet werden, macht auch Frauen in anderen Ländern Angst – etwa in der Schweiz. Die Tendenz jedenfalls, dass wieder über das Recht auf Abtreibung diskutiert wird, ist auch hierzulande zu vernehmen. Der schweizerische Frauendachverband Alliance F ist alarmiert. Die Organisation bereitet darum eine politische Kampagne vor, die sich dem Thema «Pro Choice» widmen soll – also dem Recht von Frauen, über einen allfälligen Schwangerschaftsabbruch selbst zu entscheiden. Der Start der Kampagne ist auf Ende Jahr geplant, wie der Verband gegenüber SonntagsBlick bestätigt. Ziel ist, die Selbstbestimmung der Frau ins Zentrum zu rücken und zu stärken. «Leider gibt es aktuell Tendenzen, diese infrage zu stellen», sagt die Co-Präsidentin von Alliance F, Kathrin Bertschy (42).

Fristenlösung ist Verdienst der Frauenverbände

Ende 2021 wurden in der Schweiz von rechtskonservativer Seite zwei Volksinitiativen lanciert, die Abtreibungen an mehr Bedingungen knüpfen wollen. Die «Einmal darüber schlafen»-Initiative fordert, dass Frauen vor einem Schwangerschaftsabbruch einen Tag Bedenkzeit einhalten. Die Initiative «Lebensfähige Babys retten» will Abtreibungen zu dem Zeitpunkt verbieten, da ein Kind – allenfalls unter Einsatz intensivmedizinischer Massnahmen – ausserhalb des Mutterleibs atmen kann. Die Initianten setzen diese Grenze bei der 22. Woche. Bereits heute sind Schwangerschaftsabbrüche nach der 12. Woche nur dann erlaubt, wenn Leben und Seelenfrieden der Mutter bedroht sind oder das Kind eine Behinderung hat.

Zwar werden den Initiativen kaum Erfolgsaussichten eingeräumt – unter anderem, weil keine grosse Partei geschlossen dahintersteht. Dass das Recht auf Selbstbestimmung der Frauen aber mit allen Mitteln verteidigt werden muss, steht zumindest für Alliance F ausser Frage, die die Interessen von rund 400'000 Schweizerinnen vertritt. Waren es doch Frauenverbände und Vorgängerorganisationen von Alliance F, die dazu beitrugen, dass seit 2002 in der Schweiz die Fristenlösung gilt.

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