Kampf um den eigenen Körper
Recht auf Abtreibung wackelt

Der Supreme Court könnte in den USA möglicherweise das Recht auf Abtreibung kippen. Auch in der Schweiz befürchten manche ähnliche Tendenzen.
Publiziert: 08.05.2022 um 14:02 Uhr
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Aktualisiert: 08.05.2022 um 14:06 Uhr
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Rund 150 Personen haben am 7. Mai für das Recht auf Abtreibung demonstriert.
Foto: Zvg
Dana Liechti

Rund 150 Personen demonstrierten gestern in Bern für das Recht auf Abtreibung. Dazu aufgerufen hatten die Jungsozialistinnen (Juso). Auslöser war ein Urteilsentwurf des amerikanischen Supreme Court, der Anfang Woche geleakt wurde. Laut dem Papier plant eine Mehrheit der höchsten Richter der Vereinigten Staaten, das seit rund 50 Jahren garantierte Recht auf Abtreibung zu kippen. «Im Moment können wir auf der ganzen Welt beobachten, wie konservative Fundamentalisten das Recht auf Abtreibung frontal angreifen. Diese gefährliche Entwicklung macht auch vor der Schweiz nicht halt», sagt Juso-Präsidentin Ronja Jansen (27).

Erst im Dezember wurden hierzulande zwei Initiativen lanciert, die Einschränkungen bei Schwangerschaftsabbrüchen vorsehen. Unter anderem unterstützten die SVP-Nationalrätinnen Andrea Geissbühler (45) und Yvette Estermann (55) die Vorlagen. Die «Einmal darüber schlafen»-Initiative fordert, dass Frauen vor einem Schwangerschaftsabbruch einen Tag Bedenkzeit einhalten.

Supreme Court will offenbar das Recht auf Abtreibung kippen
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Vertraulicher Entwurf geleakt:Supreme Court will offenbar das Recht auf Abtreibung kippen

Die Initiative «Lebensfähige Babys retten» will Abtreibungen zu dem Zeitpunkt verbieten, in dem ein Kind – allenfalls unter Einsatz intensivmedizinischer Massnahmen – ausserhalb des Mutterleibs atmen kann. Die Initiantinnen setzen diese Grenze bei der 22. Woche. Bereits heute sind Schwangerschaftsabbrüche nach der 12. Woche nur dann erlaubt, wenn Leben und Seelenfrieden der Mutter bedroht sind oder das Kind eine Behinderung hat.

Die Schweizer Abtreibungsrate liegt im internationalen Vergleich tief – rund 11'000 Schwangerschaftsabbrüche werden jährlich durchgeführt, 95 Prozent davon in den ersten zwölf Wochen.

«Die Initiativen gehen zwar weniger weit als die kompletten Verbote, die in anderen Ländern durchgesetzt werden, aber klar in dieselbe Richtung», stellt Ronja Jansen fest. Auch sie wollten Frauen vorschreiben, was sie mit ihrem Bauch tun dürfen und was nicht. Andrea Geissbühler widerspricht. Die Vorlagen wollten nicht das Selbstbestimmungsrecht der Frauen einschränken, sondern Kind und Mutter schützen. Wie bei anderen wichtigen Entscheidungen im Leben sei es auch beim Thema Schwangerschaftsabbruch sinnvoll, eine Nacht darüber zu schlafen. Und, sobald ein Kind lebensfähig ist, besitze nicht nur die Mutter Rechte, sondern auch das Kind. «Zudem hat man lange genug Zeit, sich vorher zu entscheiden: Wenn man das nicht bis zur 22. Schwangerschaftswoche schafft, finden wir, dass das Kind die Chance haben sollte zu überleben.» Geissbühler weiter: «Ich würde mir wünschen, dass Frauen – und auch Männer – schon vorher Verantwortung übernehmen, damit es gar nicht erst zu ungewollten Schwangerschaften kommt.»

Ob die Initiativen zur Abstimmung kommen, ist fraglich. Keine Partei steht dahinter.

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