Nach einer nasskühlen zweiten Juli-Hälfte ist der Sommer zurück. Auch im Tessin knacken die Temperaturen die 30-Grad-Marke. Stabil ist das Wetter allerdings nicht – spontane Gewitter können in der aktuellen Lage lokal fast überall auftreten. Für Badende in der Maggia heisst das: Aufgepasst! Bei starken Regenfällen oder einer Störung im Wasserkraftwerk kann der Pegel innert kürzester Zeit ansteigen. Mit ein Grund, warum der Fluss im Tessin immer wieder für traurige Schlagzeilen sorgt.
Vor rund zwei Jahren ertrank ein 20-jähriger Mann bei der Schlucht von Ponte Brolla, einer beliebten Badestelle für Touristen. Sein Tod ist kein Einzelfall. In der Vergangenheit schrieben Zeitungen gar von den Tessiner «Killer-Flüssen»: So ertranken laut der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft im Jahr 2021 sieben Menschen im Tessin, schweizweit gab es 36 tödliche Ertrinkungsunfälle. Ein Jahr später starben in der Schweiz 63 Menschen durch Ertrinken, acht davon im Tessin. Dieses Jahr starb im Tessin glücklicherweise noch niemand in den Fluten.
Blick besucht im Rahmen der Sommerserie eine beliebte Badestelle an der Maggia unweit von Ponte Brolla: den Strand Tegna. Hier starb vergangenen Sommer ein 14-Jähriger, als er ins Wasser sprang und nicht mehr aufgetaucht ist. Vor dem Eingang prangt ein grosses Plakat und warnt: «Bei plötzlichem Wasserspiegelanstieg sofort flüchten!!!» Tatsächlich stehen da drei Ausrufezeichen hinter diesem Satz. Die Erklärung dazu folgt: «Eine Störung im Wasserkraftwerk kann, selbst bei schönem Wetter, in nur einer Minute einen gefährlichen Wasserfall verursachen.»
«Das Gewässer steht hier beinahe still»
Völlig unbekümmert tummeln sich an dem Hitzetag die Badegäste: Nackte Kinder planschen im Wasser, Teenies springen von den hohen Felsen. Philipp (37) und Leon Blatter (5) aus Burgdorf BE üben gerade eine Hebefigur im Wasser. Alain Blaser (55) aus Bolligen BE liegt derweil am Strand und sonnt sich. Er meint: «Das Gewässer steht hier beinahe still, und daher ist das Wasser auch nicht ganz so kalt.» Die Gefahren der Maggia schätze er hier als überschaubar ein: «Aber man hat die Kinder natürlich schon im Auge.»
Tochter Julie Marthaler (14) fügt an: «Ich bade eigentlich lieber im Pool, weil ich bisschen Angst vor Fischen habe. Und Klippenspringen mache ich gar nicht gerne. Das wäre mir zu gefährlich, da man nicht genau weiss, wie tief das Wasser ist oder ob da noch ein Stein irgendwo ist.» Die Freundinnen Lia Badertscher (16) und Lorena Aebi (15) aus Obfelden ZH haben schon waghalsige Szenen im Strandbad beobachtet: «Manche springen trotz Warnschildern von der Brücke da oben! Das ist schon gefährlich.»
Unfall beim Klippenspringen und Rettungsaktion beobachtet
Marcel Schumacher (56) aus Mettmenstetten ZH geniesst gerade ein Sonnenbad. An seiner Seite: Conny Eichenberger (56) aus Kaltbrunn SG. Der Treuhänder komme bereits nach Ponte Brolla, seit er 20 Jahre alt sei: «Es ist einfach herrlich hier!» Auch er wisse um die Gefahren des Flusses Bescheid: «Baden in der Maggia ist nicht grundsätzlich gefährlich, reinspringen von den Klippen ist jedoch gefährlich.» Er habe mal einen Unfall beobachtet: «Jemand ist oben auf dem Felsen ausgerutscht und auf einen Schwimmer gedonnert, der unten im Wasser war. So was passiert schon hin und wieder.»
Auch Barbara Sahli (46) aus Brüttelen BE, die hier mit Tochter Emelie (14) badet, erlebte an der Maggia schon eine brenzlige Situation. «Ich komme seit über 40 Jahren hierher und vor einiger Zeit haben wir etwas weiter oben gebadet, als das Wasser plötzlich extrem angestiegen ist», erzählt die Bernerin. «Das ging so schnell, dass sich die Menschen nicht mehr von den Felsen retten konnten und wir die Rega alarmieren mussten, damit sie gerettet werden konnten.»
Die Gefahren der Maggia
Sie meint: «Viele unterschätzen, wie schnell der Fluss hier ansteigen kann. Mir wurde das auch damals erst so richtig bewusst und ich ging wieder viel vorsichtiger baden nach diesem Erlebnis.»
Die erfahrene Maggia-Baderin warnt davor, sich zum Sünnele auf die Felsen zu legen: «Wenn man einschläft und das Wasser unerwartet ansteigt, kann man sich schlimmstenfalls nicht mehr retten.» Und Emelie fügt mit der Erinnerung an eine unangenehme Begegnung an: «Achtung, es hat Schlangen!»
Diesen Sommer heisst es auch für Blick: ab in die Badi! Die Schweiz ist ein Badi-Land. Rund 600 öffentliche Frei-, See- und Flussbäder gibt es bei uns: vom Geheimtipp im Grünen bis zur Luxus-Badi. In einer losen Serie macht sich Reporterin Luisa Ita auf die Suche nach Schweizer Badi-Rekorden. Bisher erschienen: In Bergün GR steht das höchstgelegene unbeheizte Schwimmbecken der Schweiz. Und bei einem Besuch beim Badi-Weiher in Pfyn TG wurde deutlich: Hier gibts die wohl leckersten Fisch-Knusperli. Ebenfalls besuchte Blick die gefährlichste Badi der Schweiz – nämlich den Strand Tegna bei Ponte Brolla TI im Fluss Maggia.
Diesen Sommer heisst es auch für Blick: ab in die Badi! Die Schweiz ist ein Badi-Land. Rund 600 öffentliche Frei-, See- und Flussbäder gibt es bei uns: vom Geheimtipp im Grünen bis zur Luxus-Badi. In einer losen Serie macht sich Reporterin Luisa Ita auf die Suche nach Schweizer Badi-Rekorden. Bisher erschienen: In Bergün GR steht das höchstgelegene unbeheizte Schwimmbecken der Schweiz. Und bei einem Besuch beim Badi-Weiher in Pfyn TG wurde deutlich: Hier gibts die wohl leckersten Fisch-Knusperli. Ebenfalls besuchte Blick die gefährlichste Badi der Schweiz – nämlich den Strand Tegna bei Ponte Brolla TI im Fluss Maggia.