Auf einen Blick
- Magenbypass-OP führte zu lebensgefährlichen Komplikationen bei Vlata Gashi
- Operation erzeugt kleinen Vormagen, reduziert Essensmenge und führt zu Gewichtsverlust
- Kosten von 15'000 bis 18'000 Franken, Krankenkasse zahlt bei BMI über 35
- Komplikationsrate bei Bypass-OP liegt statistisch bei ein bis drei Prozent
Der Fall einer jungen Schweizerin, die nach einer Magenverkleinerung fast ihr Leben verlor, schockiert: Bei Vlata Gashi* (20) traten nach einem sogenannten Magenbypass seltene Komplikationen auf. Sie lag im Koma und musste 113 Mal operiert werden.
Laut Experten ist dieser extreme Ausgang sehr aussergewöhnlich. «Was der jungen Frau passiert ist, ist äusserst selten», sagt Marco Bueter, Chefarzt der Viszeralchirurgie & Klinikleiter Chirurgie am Spital Männedorf. Im Gespräch mit Blick führt der Mediziner aus, wie ein Magenbypass abläuft, welche Risiken bestehen und warum die Operation ein effektives Mittel gegen Adipositas darstellt.
Was ist ein Magenbypass?
Der Magenbypass bezeichnet ein Operationsverfahren, mit dem bei Menschen mit schwerem Übergewicht ein grosser Teil des Magens und des Dünndarms umgangen und damit ausgeschaltet wird. Der Vorteil: Die Patienten verspüren schon nach einer sehr kleinen Essensmenge ein Sättigungsgefühl, erklärt Bueter. Das Ergebnis: eine schnelle und deutliche Gewichtsabnahme.
Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Der Eingriff ist in der Schweiz beliebt. Pro Jahr werden rund 5000 Eingriffe durchgeführt. «Es könnten aber viel mehr sein», sagt der Mediziner. Denn: «Der Magenbypass ist derzeit die effektivste Therapie gegen Adipositas.» Durch Stigmata von übergewichtigen Personen enthält die Ärztegesellschaft ihren Patienten oft die lebensrettende Therapie vor, kritisiert Bueter. «Adipositas wird immer noch als selbstverschuldete Erkrankung gesehen. Das ist aus meiner Sicht ein medizinischer Skandal.»
Wie läuft eine Magenbypass-Operation ab?
Bei einem Magenbypass wird der Magen unterhalb der Speiseröhre in zwei Teile geteilt. So entsteht ein kleiner oberer Teil (Magentasche), der vom restlichen Magen abgetrennt ist. Der Dünndarm wird im oberen Bereich ebenfalls durchtrennt und mit der Magentasche verbunden, sodass die Nahrung direkt in den bereits etwas weiter fortgeschrittenen Dünndarm übertritt. Eineinhalb Meter Dünndarm werden somit umgangen. Auf dieser Strecke findet dann keine Verdauung statt.
Nach der Operation können nur noch geringe Nahrungsmengen aufgenommen werden. Die Essgewohnheiten müssen langfristig umgestellt werden.
Kann es zu Komplikationen kommen?
Wie bei jedem chirurgischen Eingriff können auch bei einer Magenverkleinerung Komplikationen auftreten, erklärt der Chirurg. «Man muss zwischen allgemeinen und spezifischen Komplikationen unterscheiden.» Unter die allgemeinen Komplikationen fallen Entzündungen, Wundheilungsstörungen sowie Blutungen und die Bildung von Blutgerinnseln (Thromben).
«Spezifische Komplikationen können undichte oder zu enge Nähte sein», betont Bueter. Tritt dies ein, müsse man entsprechend reagieren. Unter Umständen müsste ein erneuter Eingriff durchgeführt werden.«Nur in eins bis drei Prozent aller Fälle gibt es Komplikationen und nur in etwa 0,05 Prozent der Fälle ereignet sich eine Komplikation mit Todesfolge», betont der Fachmann.
Für wen ist der Eingriff geeignet?
Ein Magenbypass wird häufig bei jungen Adipositas-Patientinnen und -Patienten durchgeführt. Das gilt insbesondere dann, wenn die Betroffenen Diabetes Typ II haben. Eine medizinische Indikation für eine Magenverkleinerung bestehe formal, wenn der Body-Mass-Index (BMI) bei 35 liegt und bereits Begleiterkrankungen vorliegen. «Zudem muss eine Erfolglosigkeit von herkömmlichen Therapie-Formen bestehen», sagt Bueter. Bei Personen, die psychiatrisch vorbelastet sind, können zusätzliche Abklärungen nötig sein, da ein Eingriff in diesen Fällen möglicherweise nicht angezeigt ist.»
Wo liegen die Kosten?
Die Kosten des Eingriffs belaufen sich auf ungefähr 15'000 bis 18'000 Franken. Sie werden von der Krankenkasse nur übernommen, wenn der BMI der Patientinnen und Patienten über 35 liegt. Doch selbst dann gibt es eine Einschränkung: Erst, wenn Patienten vorweisen können, dass eine zweijährige Therapie nicht zur gewünschten Gewichtsreduktion führte, wird der Eingriff übernommen. Zudem muss die Operation in einem akkreditierten Zentrum vorgenommen werden.
* Name geändert