Ex-Schülerin erhebt schwere Vorwürfe gegen evangelikale Schule
«Ich wurde vergewaltigt und als Lügnerin hingestellt»

Erstmals spricht eine Betroffene offen über ihre Erlebnisse an einer christlichen Privatschule in Kaltbrunn, in der Ex-Schoggi-Patron Jürg Läderach eine entscheidende Rolle einnahm. Sie sei vergewaltigt worden, so der Vorwurf von Kelly G.
Publiziert: 11.10.2023 um 20:14 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2023 um 15:12 Uhr
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Kelly G. spricht als Erste offen über die Geschehnisse an der christlichen Privatschule.
Foto: Screenshot SRF

Die Vorwürfe wiegen schwer: Züchtigung, Missbrauch, sogar von einer vertuschten Vergewaltigung berichten ehemalige Schüler einer christlichen Privatschule in Kaltbrunn SG. In einem SRF-Film sprachen Opfer über die Vorgänge innerhalb der Institution.

Mittendrin in der Glaubensgemeinschaft: die Schoggi-Familie Läderach und deren Ex-Patron Jürg Läderach (63). Er hatte eine zentrale Funktion in der Glaubensgemeinschaft – auch er soll Kinder mit Schlägen gezüchtigt haben, sagt ein Opfer. Jürg Läderach selbst bestritt die Vorwürfe rund eine Woche nach Veröffentlichung des Films.

Vergewaltigung durch Lehrer

Nun spricht erstmals eine Betroffene offen über die Geschehnisse. Gegenüber SRF spricht Kelly G. über ihre Zeit an der Schule, die sie jahrelang verdrängt habe. Sie sei ab 1995 an der Schule gewesen. Als 12-Jährige sei sie von einem Lehrer vergewaltigt worden. Nach einer Meldung an die Schulleitung sei sie als Lügnerin hingestellt worden. «Der Teufel sei in mir, ich hätte mir das alles nur ausgedacht», schildert Kelly G. die Ereignisse.

Danach wurde das Mädchen von der Schule ausgeschlossen. Jahrelang sprach sie mit niemandem über die Vergewaltigung. Niemand habe ihr geglaubt, «dann schweigt man irgendwann».

Auch weitere Betroffene berichten im Abschlussbericht von Vergewaltigungen, schreibt SRF. Eine Betroffene berichte von einer Vergewaltigung durch einen Mitschüler, eine weitere von Vergewaltigung von Missionaren. In einem Fall, so schildert eine Betroffene laut dem Abschlussbericht, «sei die Lehrperson nackt in die Kabine gekommen und habe sie vergewaltigt».

Mutmasslicher Täter weist Vorwürfe zurück

Laut Kelly G. habe die gesamte Leitung von der Vergewaltigung gewusst, «auch Jürg Läderach». Dieser sagt auf Anfrage von SRF, der geschilderte Hintergrund sei ihm nicht bekannt. Er selbst habe «niemals Schülerinnen oder Schüler geschlagen oder misshandelt».

Der mutmassliche Täter von Kelly G. weist auf Anfrage von SRF über seinen Anwalt jegliche Vorwürfe zurück. Es handle sich um eine Geschichte «ohne irgendwelche Glaubwürdigkeit oder Beweise». Der Mann unterrichtet nicht mehr an der Schule. (zis)

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