Vor der Rampe 21 in der Zürcher Ausstellungsstrasse herrscht am Samstagmorgen Hochbetrieb. Dutzende von Kunden besuchen den Lebensmittelladen. Alle aus demselben Grund: Sie wollen Kartoffeln und Kürbisse holen, die sonst vermutlich in der Biogasanlage gelandet wären.
Das Gemüse entspricht nicht den Normvorgaben der Grossverteiler. Die Kartoffeln haben leichte Schäden, die Kürbisse sind zu schwer. Dass die Erzeuger deshalb darauf sitzengeblieben sind, stört die Menschen hier nicht. Sie sind dem Aufruf von Grassrooted gefolgt – einer Initiative gegen Foodwaste, also Verschwendung von Lebensmitteln – und wollen das ungenormte Gemüse abholen. Gegen 900 Bestellungen hatte der Verein erhalten.
Landwirte können aufatmen
Dominik Waser (22) freut sich. «Wir konnten insgesamt 9,5 Tonnen Kartoffeln und 6,4 Tonnen Kürbisse retten», sagt der Initiant der Rettungsaktion stolz. Und die Landwirte können aufatmen. «Wir sind unglaublich erleichtert», sagt Nathan Baumann (26).
Vor drei Wochen besuchte SonntagsBlick den Demeter-Bauernhof von Baumann und Benjamin Fuhrmann (28) im thurgauischen Steckborn. Damals bereitete ihnen das volle Kürbisfeld Sorgen. Jetzt hat das Gemüse Abnehmer gefunden. «Unser Produkt landet nun doch noch auf dem Teller und wird wertgeschätzt», freut sich Baumann.
Dominik Waser bestätigt die Nachfrage nach dem Gemüse: «Die Menschen kaufen auch Lebensmittel, die nicht den Normen entsprechen.» Das Thema Foodwaste sei in der Gesellschaft ein wichtiges Thema und werde von vielen nicht mehr akzeptiert. Waser hofft, mit der Aktion den Druck auf die Grossverteiler zu erhöhen: «Bei den Normvorgaben ist es höchste Zeit umzudenken.»