Dunkle Wolken liegen über dem Kürbisfeld des Rollirain-Birkenhofs im thurgauischen Steckborn. Hier betreiben die Landwirte Nathan Baumann (26) und Benjamin Fuhrmann (28) einen Demeter-Bauernhof am Ufer des Bodensees.
Im Frühling bauten sie auf einem halben Hektar Kürbisse an. Die schienen bereits verkauft: Ein Grossverteiler sollte die Ernte abnehmen. Doch dessen Normvorgaben machten Baumann und Fuhrmann einen Strich durch die Rechnung. Der Grossverteiler kauft ihnen nur die Kürbisse ab, die zwischen 800 und 1200 Gramm wiegen. «Über die Hälfte des Gemüses ist aufgrund der guten Wetterbedingungen zu schwer geworden», sagt Baumann. Die Bauern bleiben auf über fünf Tonnen Kürbissen sitzen.
Ab in die Biogasanlage oder in die Tierfütterung
Gemüse, das nicht den Normen der Grossverteiler entspricht, landet oft in der Biogasanlage oder in der Tierfütterung. Das will Baumann vermeiden: «Es ist doch schade, wenn ein hochwertiges Produkt nicht beim Konsumenten ankommt.»
Dominik Waser (22) sieht es genauso. Sein Verein Grassrooted kämpft gegen Foodwaste.
Die Normen der Grossverteiler sind Waser ein Dorn im Auge: «Die Kriterien sind völlig sinnlos.»
Marc Wermelinger, Geschäftsleiter von Swisscofel, widerspricht. Der Verband bestimmt die Normen zusammen mit Gemüsebauern und Grossverteilern. Die Kriterien seien so aufgestellt, damit das Gemüse im Laden eine reelle Verkaufchance habe.
Nur: Während des Lockdowns stieg die Nachfrage nach «unförmigem» Gemüse an. Wermelinger: «Sollte diese Nachfrage nicht nur ein Lockdown-Hype sein, werden wir gemeinsam mit den Gemüsebauern eine Anpassung der Normen prüfen.»