Erfolg für Pfäffiker Jugend – während Nati-Match
Musikböxli-Verbot fällt an Gemeindeversammlung durch

Die Jugend von Päffikon ZH wehrte sich an der Gemeindeversammlung gegen ein drohendes Verbot von Musik-Böxli im Freien. Am Ende setzten sich die Jungen klar gegen den Gemeinderat durch.
Publiziert: 29.06.2021 um 17:19 Uhr
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Dominic Täubert (l.) und David Probst wehrten sich erfolgreich gegen den Gemeinderat von Pfäffikon ZH.
Foto: Siggi Bucher
Michael Sahli

Die Jugend von Pfäffikon ZH hat am Montag die Gemeindeversammlung gekapert. Und liess sich davon weder vom Hagel, dem gleichzeitig stattfindenden EM-Knüller gegen Frankreich noch einer vorgelagerten Budgetdebatte abhalten.

Stein des Anstosses: Der Gemeinderat wollte die Nutzung von Musik-Böxli im Freien stark einschränken (Blick berichtete). Und das wollte sich die Dorfjugend nicht bieten lassen. Sie mobilisierte im Internet gegen die neue Polizeiverordnung, wo der Böxli-Bann festgeschrieben stand. Und schlug die alteingesessenen Dorfpolitiker am Schluss mit deren eigenen Waffen.

In Halle umgezogen

«Die Polizei müsste für jedes Böxli am See ausrücken», redete Jungpolitiker Dominic Täubert (EVP, 23) der Elterngeneration vom Rednerpult in der Turnhalle aus ins Gewissen. «Ein Fest beim Pfadiheim gäbe es so nicht mehr.»

Die Turnhalle kam zum Einsatz, weil die eigentlich bereits vor zwei Wochen angesetzte Versammlung wegen Platzmangels verschoben werden musste. Die Verantwortlichen hatten nicht mit der Teilnahme zahlreicher Jugendlicher gerechnet.

«Wir wollen im Sommer mehr mediterranes Flair»

Exakt 418 Stimmberechtigte wurden dann am Montag gezählt. Trotz regem Interesse der Jugend waren die meisten Anwesenden eher älter. Die Jungen bemühten sich also, ihre Eltern und Grosseltern zu überzeugen, mehr Freiraum zu gewähren. «Wir wollen im Sommer mehr mediterranes Flair», forderte ein junger Mann.

Vizepräsident Stefan Gubler (FDP, Ressort Finanzen und Sicherheit) erklärte, warum die neue Polizeiverordnung nötig sei: «Es geht um den Schutz von Mitmenschen.» Jedes Wochenende habe es Lärm-Reklamationen gegeben, insbesondere vom Seeufer. Am letzten Samstag am Seequai hat er zwei Lautsprecher gezählt, insgesamt 200 Personen seien so gegen den eigenen Willen beschallt worden. «Die Freiheit des einen hört dort auf, wo die Freiheit des anderen beginnt», so Gubler.

Die Polizeiverordnung umfasse nebst dem Böxli-Bann auch Punkte wie zum Beispiel Videoüberwachung, die gerade um die Schulhäuser nötig sei. «Dort gibt es viele Sachbeschädigungen, vor allem FCZ-Schmierereien.»

«Dem Gemeinderat einen Denkzettel verpasst»

Am Ende war der Entscheid dann mehr als deutlich. Bei der Frage, ob der Böxli-Änderungsanstrag der Jungen angenommen werden soll, gingen geschätzte 90 Prozent der Hände in der Turnhalle in die Höhe.

Dominic Täubert, der an vorderster Front gegen den Böxli-Bann kämpfte, konnte sich freuen: «Das ist ein Erfolg auf ganzer Linie! Wir haben einen vollen Saal von über 400 Menschen trotz EM-Spiel und Hagelschlag vor der Versammlung mit so vielen Jungen wie noch nie.»

Gleichzeitig sei das Resultat mehr als deutlich gewesen: «Nicht nur die Jungen, die grosse Mehrheit von Pfäffikon hat dem Gemeinderat heute einen Denkzettel verpasst und ein Zeichen gesetzt, dass der öffentliche Raum uns allen gehört!»

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