Grosse Aufregung in Pfäffikon ZH. Weil der Gemeinderat neu deutlich restriktivere Regeln zu den Ruhezeiten einführen will, geht die Jugend auf die Barrikaden. Statt wie bisher nach 22 Uhr soll «der Betrieb von Lautsprechern» unter der Woche bereits ab 20 Uhr, am Samstag ab 18 Uhr und am Sonntag gar vollständig verboten sein. Musikhören am Seeufer soll damit nur noch eingeschränkt möglich sein.
Am Montagabend hätte nun die Gemeindeversammlung über die neue Verordnung abstimmen sollen. Doch so weit kommt es nicht. Denn: Die Jugendlichen mobilisieren eine solche Masse an Personen, dass der Gemeinderat die Versammlung kurzerhand verschiebt. Zugelassen wären 200 Personen, doch die Plätze sind innert Minuten gefüllt. Mindestens 80 weitere Personen stehen vor verschlossenen Türen.
«Das ist Wahnsinn»
Kurz vor 20 Uhr tritt Gemeindeschreiber Hanspeter Thoma nach draussen, verkündet die Absage. Die wartenden Jugendlichen reagieren erstaunt, einige klatschen. Die Mobilisierung ist zwar gelungen, trotzdem überwiegt die Enttäuschung. Ein junger Pfäffiker meint: «Der Gemeinderat wusste wohl, dass sie überstimmt werden würden. Daher kommt ihnen die Verschiebung wohl gelegen.» Ein anderer meint: «Mit so vielen Leuten habe ich niemals gerechnet. Das ist Wahnsinn – der Altersdurchschnitt war wohl noch nie so tief.»
Auch andere Jugendliche bringen ihre Wut zum Ausdruck: «Wir wollten heute ein Zeichen setzen. Das ist uns gelungen, aber nicht so, wie wir uns das gewünscht haben. Die Abstimmung wurde vom Gemeinderat verhindert», sagt eine junge Frau. Ihre Kollegin ergänzt, es sei klar gewesen, dass viele Leute auftauchen würden: «Man hätte daher auch einen anderen Ort suchen können.»
Kurzfristige Ortsänderung nicht möglich
Für den Gemeindepräsidenten Marco Hirzel kommt die Absage nicht überraschend, wie er gegenüber Blick einräumt. Übers Wochenende habe sich abgezeichnet, dass nicht genügend Platz zur Verfügung stehen würde. «Ich wurde immer wieder darauf angesprochen. Heute Morgen hat sich sogar mein Sohn bei mir gemeldet. Daher haben wir seit heute Morgen damit gerechnet, dass wir heute keine Versammlung durchführen können.»
Man habe sich zwar überlegt, den Veranstaltungsort kurzfristig zu ändern. Aus reglementarischen Gründen sei dies aber nicht möglich. «Sobald der Ort öffentlich publiziert ist, dürfen wir die Lokation nicht mehr ändern. Ansonsten könnte es sein, dass manche Einwohner am falschen Ort landen – das geht nicht», so Hirzel.
Den Stein des Anstosses lieferte Dominic Täubert (23). Der Co-Präsident der Jungen EVP entdeckte den Passus in der neuen Polizeiverordnung und mobilisierte in den sozialen Medien. Dass nun allerdings die Gemeindeversammlung gesprengt wurde, überrascht ihn: «Ich war unsicher – der Schritt von einem Instagram-Video zu einer tatsächlichen Teilnahme an der Gemeindeversammlung ist schon gross. Der Ansturm zeigt aber, dass die Jungen bereit sind, sich politisch zu engagieren», sagt Täubert zu Blick.
Nachholtermin in zwei Wochen
Neu soll die Versammlung in zwei Wochen in einer grösseren Lokation stattfinden. Angst, dass die Bevölkerung dann nicht mehr auftaucht, hat Täubert nicht. «Ich gehe stark davon aus, dass in zwei Wochen wieder viele Leute auftauchen», sagt er. «Es hatte auch ältere Personen, die sich gegen das Verbot auflehnen. Die vielen Leute waren heute Abend nicht hier, um das Verbot zu verteidigen, sie wollen sich dagegen auflehnen. Daher bin ich im Hinblick auf den Verschiebetermin sehr optimistisch.»
Denn das Verbot betreffe nicht nur junge Personen. «Mit der neuen Verordnung könnten auch Erwachsene bei einem Brunch am Sonntagmorgen keine Hintergrundmusik mehr laufen lassen – all das wäre verboten. Dagegen wollen sich die Leute wehren.»
Nachgeholt werden soll die Versammlung nun am Montag in zwei Wochen in der Dreifachturnhalle beim Mettlen-Schulhaus.