Lasche Massnahmen trotz besorgniserregender Lage
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Epidemiologen gegen Bundesrat:Lasche Massnahmen trotz besorgniserregender Lage

Epidemiologen greifen Bundesrat scharf an, Zeit zum Handeln sei jetzt
«In ein paar Wochen gibt es keine Ausrede»

Trotz «besorgniserregender» Lage verzichtet der Bund auf verschärfte Corona-Massnahmen. Virologen kritisieren das. Laut Taskforce gebe es eine hohe Dunkelziffer an Fällen.
Publiziert: 31.12.2020 um 01:20 Uhr
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Aktualisiert: 04.01.2021 um 09:01 Uhr
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Die Genfer Epidemiologin Isabella Eckerle geht davon aus, dass die schwersten Monate der Pandemie anstehen. Das erfordere entsprechende Schutzmassnahmen.
Foto: Panos Pictures
Daniel Kestenholz

Die Schweiz zählt weltweit zu den Spitzenreitern, was Corona-Infektionszahlen und -Todesfälle betrifft. Das Ausland wundert sich seit Ausbruch der Pandemie über lasche Schweizer Massnahmen. Inzwischen hat auch Schweden seinen Sonderweg mit Freiwilligkeit und Appellen verlassen. Das Land erhält im Eilverfahren ein strenges Pandemiegesetz. Dies, während die Corona-Massnahmen in der Schweiz stagnieren – und Fallzahlen laut Experten zu explodieren drohen.

Der Bundesrat ist trotz selbsterklärter «besorgniserregender» Situation «zum Schluss gekommen, dass die geltenden Massnahmen nicht verschärft werden müssen».

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Das stösst auf heftige Reaktionen. Auf sozialen Medien werden Unverständnis und auch Wut geäussert – auch von ausgewiesenen Fachkräften. Schliesslich herrsche dringender Handlungsbedarf - davor warnt selbst die Taskforce des Bundes. Ansteckendere Virus-Mutationen könnten Fallzahlen zum Explodieren bringen, wenn der Reproduktionswert – also die Zahl der Personen, welche ein Infizierter im Schnitt ansteckt – nicht sinkt. Gefordert wird «der Einsatz von flächendeckenden, wirkungsvollen Massnahmen».

Konsternation ruft der bundesrätliche Stillstand auch bei der Virologin Isabella Eckerle (40) hervor, Leiterin der Abteilung Infektionskrankheiten an den Unikliniken Genf. Auf Twitter spricht sie Klartext. Wenn der Bundesrat schon keinen Lockdown verordne, solle man den selber machen: «Man kann nur raten, sich selbst – so gut es geht – zu schützen und in den persönlichen Lockdown zu gehen.» Das sei aber nicht für alle möglich. «Die kommenden Monate werden sicher die schwersten der gesamten Pandemie werden.»

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Matthias Egger, Taskforce-Leiter bis Mitte 2020 und Epidemiologe an der Uni Bern, hat sich öffentlich über die Massnahmen des Bundes geärgert, die seiner Ansicht nach ungenügend seien. Zum Jahresausklang belässt es Egger bei einer Grafik. Dazu Egger, knapp: «Das Jahr endet mit einem sehr traurigen Höhepunkt. Aussergewöhnlich hohe Übersterblichkeit in der Schweiz.»

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«Es gibt keine Ausrede in ein paar Wochen»

Auch für die Epidemiologin Emma Hodcroft (34), die am Biozentrum der Uni Basel forscht, steht die Welt kopf. Sie macht eine einfache Rechnung: Weniger Fälle würden weniger Tote, weniger Einschränkungen, weniger Wirtschaftseinbussen, weniger Langzeitfolgen und weniger volle Spitäler bedeuten. «Warum opfern wir all das?», fragt Hodcroft.

Wie ihre Kollegen wählt sie deutliche Worte: «Es gibt keine Ausrede, um in ein paar Wochen oder Monaten zu behaupten, dass dies unerwartet war, nicht vorhergesehen oder verhindert werden konnte. Alle notwendigen Informationen und dringend zu ergreifenden Schritte liegen auf dem Tisch. Die Zeit zum Handeln ist jetzt.»

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Kaum Unterstützung für Bundesrat

Auf Twitter übernehmen User das Zepter gleich selbst, Der Tenor ist klar: Die Experten des Bundes würden deutlich sagen, dass dringend und sofort gehandelt werden müsse.

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Ein paar wenige Gegenstimmen sind aus dem Lager der Skeptiker zu vernehmen, die vorab Freiheitsrechte und falsche Zahlen und Forschung geltend machen.

Inzwischen fordern Corona-Betroffene den Bundesrat in einem offenen Brief zum sofortigen Kurswechsel in der Pandemie auf.

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