Mit den Forderungen des Streikkollektivs sind längst nicht alle Frauen einverstanden. Das zeigen auch Diskussionen in den sozialen Medien und der Blick-Communtiy.
Militärdienst: Die Aktivistinnen wollen Gleichberechtigung von Frau und Mann – doch beim Thema Militärdienst gehen die Meinungen klar auseinander. So meinen Stimmen der Blick-Community auf Facebook: «Dann muss der Militärdienst bei Frauen ebenso obligatorisch sein wie bei Männern.» Fakt ist: In der Schweiz ist der Militärdienst für Männer obligatorisch, für Frauen freiwillig. Laut dem Bericht «Frauen in der Armee» des Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) liegt der weibliche Anteil im Militär bei nur 0,9 Prozent. Dazu sagt das Streikkollektiv: «Die feministische Bewegung ist vielfältig und verschieden.» So gebe es auch Feministinnen, die finden: Ja, auch Frauen und queere Menschen sollen lernen, mit Waffen umzugehen.
Gendern: «Das Wörterbuch auf den Kopf zu stellen, geht langsam zu weit!», schreibt eine Frau der Blick-Community auf Facebook. Damit spielt sie auf die immer wiederkehrende Diskussion um das Gendersternchen an. Für die gendergerechte Formulierung hat die Schweizerische Bundeskanzlei 2009 einen Leitfaden veröffentlicht. Darin lautet die Empfehlung: Die Frauen nicht nur implizit mit meinen, sondern explizit ansprechen. Für die Feministinnen bedeutet das Gendersternchen aber noch mehr, so spreche es nicht nur Frauen und Männer, sondern auch alle genderqueere Menschen an: «Dazu gehören trans- und intersexuelle sowie non-binäre Menschen.»
Care-Arbeit: «Lieber mal was für die Gesellschaft leisten!», meint eine Community-Leserin. Das Kollektiv kontert und bezieht sich auf die Care-Arbeit, die schlecht vergütet oder unbezahlt bleibt. Dazu gehören aus Sicht der Feministinnen neben den Zwölf-Stunden-Schichten des Pflegepersonals auch Hausarbeit und die Kindererziehung.
Streiktag: Viele Frauen der Blick-Community sind zufrieden – wozu also dieses kollektive Tamtam? Eine Userin meint: «Ich bin genug Frau, um mich durchzusetzen.» Eine andere fragt: «Wegen was wird jetzt noch mal gestreikt?» Das Streikkollektiv dazu: «Wir streiken, weil jede zweite Woche eine weibliche, Trans-, Inter- oder queere Person von ihrem Ex- oder noch Partner oder Familienmitglied ermordet wird. Wir streiken, weil der Lohn nicht zum Überleben reicht und Sexarbeitsverbote nichts bringen.»
Lohngleichheit: In diesem Punkt sind sich Community und Kollektiv einig: Für die gleiche Arbeit soll es den gleichen Lohn geben. Eine berechtigte Forderung, denn: Laut den neusten Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) verdienten Frauen 2018 im Schnitt 19 Prozent weniger als Männer. Heisst in Zahlen: Der Bruttolohn einer Frau ist monatlich rund 684 Franken tiefer als derjenige der Männer. Um die Lohnungleichheit zu verdeutlichen, ruft das Streikkollektiv am 14. Juni um 15.19 Uhr zum gemeinsamen Lärm auf, denn: Ab dieser Zeit leisten Frauen (statistisch gesehen) Gratisarbeit.
Abschliessend wird für ein Gemeinsam statt des Gegeneinanders geworben. Eine Frau schreibt via Facebook zum Streiktag: «Mir ist wichtig, dass wir lernen, in gut gemischten Teams unsere Höchstleistungen zu erbringen. Egal, ob in Wirtschaft, Beruf, Ehe und Freizeit.»