«Häusliche Gewalt ist sehr komplex»
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Psychotherapeutin Frossard:«Häusliche Gewalt ist sehr komplex»

Diese Schicksale häuslicher Gewalt erschütterten die Schweiz im letzten Jahr
Erschlagen! Erschossen! Erstickt!

Die Polizeistatistiken offenbaren es: Häusliche Gewalt nimmt weiter zu. Oft mit tödlichem Ausgang. BLICK zeigt fünf erschütternde Schicksale der letzten Monate.
Publiziert: 23.03.2021 um 19:36 Uhr
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Mit Corona und den Lockdowns wurde befürchtet, dass dadurch auch Fälle von häuslicher Gewalt zunehmen würden.
Foto: imago images/Shotshop
Johannes Hillig

Die Fälle häuslicher Gewalt steigen in der Schweiz von Jahr zu Jahr. Corona und der Lockdown haben die Situation noch verschärft. Das zeigt der Jahresbericht der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2020, der am Montag veröffentlicht wurde.

Nicht selten steht am Ende der Gewaltspirale der Tod. Das zeigen fünf Schicksale, die unser Land in den letzten Monaten erschütterten.

Oey BE: Bosnier erschlägt vierfaches Mami

Vana V.* (†31) war mit ihren vier Kindern für zwei Wochen ins Frauenhaus geflüchtet. Weg von Qerim B.* (60), der zuvor jeden ihrer Schritte kontrolliert hatte. Zu viel für den eifersüchtigen Bosnier.

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Qerim B. (60) brachte seine Lebenspartnerin Vana V. (†31) am 18. März 2020 auf seinem Schrottplatz in Oey BE um.
Foto: Zvg

Er soll laut Verwandten zu Vana V. gesagt haben: «Wenn ich dich nicht haben kann, darf dich auch kein anderer haben.» Als sie sich mit ihm am 18. März gegen Mittag auf einem Schrottplatz in Oey BE trifft, schlägt Querim B. zu und tötet die Mutter seiner Kinder.

Zürich-Wollishofen: Tochter erschiesst Vater

Am Morgen des 24. September 2020 eskaliert ein Streit in einer Wohnung in Zürich-Wollishofen. Tochter Jasmin T.* (18) schiesst auf ihren Vater Valentin T.* (†47). Als die Einsatzkräfte eintreffen, können sie nichts mehr für ihn tun. Er stirbt noch vor Ort.

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Valentin T. (†47) starb bei einem Familienstreit in einer Zürcher Wohnung. Einer seinen besten Freunde bezeichnet ihn als liebenden Vater und Ehemann.
Foto: zvg

Bei dem Streit werden auch die 18-Jährige und Mutter Marina T.* (50) verletzt und ins Spital gebracht. Inzwischen befindet sich Jasmin T. nicht mehr in Untersuchungshaft, wie die Zürcher Staatsanwaltschaft auf Anfrage von BLICK mitteilt. Das Verfahren laufe aber weiter.

Buchs AG: Vater tötet seine drei Kinder und sich selbst

Die Tat machte fassungslos. Am 2. November 2020 findet die Polizei in einem Einfamilienhaus in Buchs AG vier Leichen. Johann M. (†37) erstickte und vergiftete seine drei Kinder (†3, †11, †13), dann tötete er sich selber.

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Johann M. (†37) erstickte und vergiftete seine drei Kinder am 2. November 2020.
Foto: zvg

Offenbar wollte der Familienvater nicht akzeptieren, dass sich seine Frau von ihm trennen wollte. Die Wahnsinnstat sollte eine Art Bestrafung für die Ehefrau (32) sein, wie der forensische Psychiater Josef Sachs (71) erklärte. Sie war es auch, die die Leichen fand, als sie von der Arbeit nach Hause kam.

Bolligen BE: Möchtegern-Rocker erschiesst seine Freundin

Es passiert am 25. Dezember in Bolligen BE. Ralf K.** (34) richtet eine Waffe auf seine Freundin Martina B.* (†38) und drückt ab. Die Mutter einer Tochter (15) stirbt wenig später im Spital.

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Ralf K.** (34) richtet am 25. Dezember 2020 in Bolligen BE eine Waffe auf seine Freundin Martina B.* (†38) und drückt ab.
Foto: zvg

Zuvor hatte sie sich ihrer Schwester anvertraut. «Am Ende hatte meine Schwester Angst vor ihm. Ich habe ihr oft geraten, sich von ihm zu trennen», sagte Sändy G. (42) zu BLICK. Martina B. habe ihr aber gesagt, dass sie die Konsequenzen fürchte. Er drohte ihr damit, sie umzubringen oder sie umbringen zu lassen.

Schafisheim AG: Ehemann tötet Ehefrau im Streit

Am 12. März 2021 meldet sich kurz vor 1 Uhr eine junge Frau bei der Polizei. Ein Streit ihrer Eltern sei eskaliert und etwas Schlimmes sei passiert. Sofort rücken Einsatzkräfte aus.

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Besime S.* (†44) wurde 12.März 2021 Opfer eines Tötungsversuches – sie ist inzwischen verstorben. Der mutmassliche Täter: Ihr Ehemann Ardit S. (46).
Foto: Zvg

Sanitäter können die leblose Besime S.* (†44) reanimieren. Doch im Spital stirbt sie. Der Täter: Ihr Ehemann Ardit S.* (46). Gemeinsam mit ihren drei Kindern lebte die Familie in einem Einfamilienhaus in Schafisheim AG. Unscheinbar, wie Nachbarn berichten. Doch offenbar sah es hinter der Fassade ganz anders aus.

* Namen geändert

** Name bekannt

Was tun bei häuslicher Gewalt?

Häusliche Gewalt hat viele Gesichter. Ein Patentrezept für Betroffene gibt es darum nicht. Eine ganze Liste mit Anlaufstellen und Tipps findet sich auf der Homepage der Schweizerischen Kriminalprävention (www.skppsc.ch) unter dem Punkt «Fokus Gewalt».

Darunter: https://www.opferhilfe-schweiz.ch/de/

Der wohl wichtigste Ratschlag für Opfer: «Wenn Sie sich bedroht fühlen oder sich gar schon in einer akuten Gewaltsituation befinden, rufen Sie die Polizei.» Dazu finden sich Kontaktadressen von Frauenhäusern und Opferberatungsstellen – auch für gewaltbetroffene Männer.

Aber nicht nur die Opfer finden Hilfe: Auch für Täter gibt es Anlaufstellen und Lernprogramme zur Gewaltprävention. Auch wer Zeuge von häuslicher Gewalt wird – zum Beispiel als Nachbar –, findet hier Ratschläge.

Häusliche Gewalt hat viele Gesichter. Ein Patentrezept für Betroffene gibt es darum nicht. Eine ganze Liste mit Anlaufstellen und Tipps findet sich auf der Homepage der Schweizerischen Kriminalprävention (www.skppsc.ch) unter dem Punkt «Fokus Gewalt».

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