Schwere Depressionen haben sich versechsfacht
Jugendliche leiden besonders unter Corona

Die Corona-Epidemie hat zu einer starken Zunahme psychischer Probleme geführt. Psychologen müssen viele Hilfesuchende ablehnen.
Publiziert: 22.03.2021 um 12:10 Uhr
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Aktualisiert: 23.03.2021 um 18:15 Uhr
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Psychische Erkrankungen haben in der Corona-Zeit stark zugenommen. Zu diesem Schluss kommen verschiedene Studien.
Foto: imago images / Westend61

Wenn der Bundesrat über Öffnungen spricht, denkt er primär an R-Werte und wirtschaftliche Folgen. Harte Zahlen, epidemiologische Prognosen. Ein Fakt ist aber auch: Die psychische Belastung hat während Corona stark zugenommen. Besonders seit dem zweiten Lockdown im Herbst, wie verschiedene Umfragen zeigen. Fast 90 Prozent von 1700 Psychologinnen und Psychologen berichten den Berufsverbänden, dass sich die «Problemstellungen und Symptome während der Pandemie verschlimmert haben beziehungsweise aufgrund der Belastungssituation neue Probleme und Symptome entstanden sind». Als hauptsächliche Erkrankungen werden Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen, Probleme in der Familie/Paarbeziehung sowie Probleme am Arbeitsplatz und in der Schule genannt. 22 Prozent berichten von einer gestiegenen Suizidalität – dem Wunsch, Selbstmord zu begehen.

Besorgniserregend: Zwei Drittel der Psychologinnen und Psychologen sagen, regelmässig Hilfesuchende aus Mangel an Kapazitäten abweisen zu müssen. Unklar ist, wie hoch die Zahl vor Corona war, allerdings sagen 60 Prozent, dass die Auslastung seit September 2020 noch einmal zugenommen hat.

Jugendliche leiden besonders

Laut der «Swiss Corona Stress Study» von der Universität Basel betrug der Anteil Personen mit schweren depressiven Symptomen vor Corona 3 Prozent und stieg im vergangenen November auf 18 Prozent. Besonders betroffen waren die 14- bis 24-Jährigen, von denen fast jeder Dritte angab, an schweren depressiven Symptomen zu leiden.

Ähnlich sieht es bei der Beratungsstelle 147 von Pro Juventute aus, die Jugendliche in Krisenzeiten helfen will. Während der zweiten Welle von Oktober bis Dezember 2020 wandten sich demnach 40 Prozent mehr Jugendliche mit Fragen zur psychischen Gesundheit ans Beratungsteam als im Vorjahreszeitraum. Zwischen März und Mai 2020 wurden zudem fast 70 Prozent mehr Beratungen zu häuslicher Gewalt durchgeführt.

Bei der Beratungsstelle Dargebotene Hand hat die Zahl der Gespräche 2020 um 7,7 Prozent auf fast 200'000 zugenommen.

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