Pünktlich zum Herbstanfang meldet sich auch Corona – und damit eine Handvoll neuer Varianten – zurück. Zuvorderst mit dabei: die sich immer schneller ausbreitende Variante EG.5.1, auch «Eris» genannt.
Richard Neher, Virenanalyst beim Biozentrum der Universität Basel, zufolge hat die Variante in der Schweiz bereits einen Anteil von 33 Prozent.
Bereits Ende August hat die Weltgesundheitsorganisation die Variante als «Virusvariante von Interesse» eingestuft.
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Doch weshalb ist «Eris» derart ansteckend? Dieser Frage haben sich Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Primatenforschung im deutschen Göttingen angenommen. Die «Aargauer Zeitung» berichtet über die Ergebnisse der Studie, die bereits im Fachmagazin «The Lancet» publiziert worden sind.
«Eris» kann Bindung von Antikörpern verhindern
Die rasche Ausbreitung von EG.5.1 sei demnach nicht darauf zurückzuführen, dass die Variante infektiöser ist als andere. Vielmehr gelingt es «Eris» besser, neutralisierende Antikörper zu umgehen als anderen Sars-CoV-2-Viren, die derzeit im Umlauf sind.
«EG.5.1 hat die Veränderung F456L im Spike-Protein, die es dem Virus wohl ermöglicht, die Bindung einiger Antikörper zu verhindern», bestätigt Neher im Interview mit der Zeitung. Sämtliche Menschen, deren Immunsystem nach der Impfung oder Infektion mit Corona Antikörper gebildet hat, sind der Variante also ausgeliefert. Damit ist praktisch niemand mehr vor «Eris» sicher.
Trotz ihres «Antikörperfluchterfolgs» könne man derzeit noch nicht sagen, ob sich EG.5.1 zur dominanten Variante entwickle. «Es gibt eine Reihe anderer Varianten, die zum Teil ähnliche Mutationen haben. Wer am Ende dominieren wird, ist schwer vorherzusagen», so der Virenanalyst.
Zudem schätzt der Experte «Eris» auch nicht als gefährlicher als andere Mutationen ein. Ins gleiche Horn bläst Studienleiter Markus Hoffmann vom Leibnitz-Institut. Die Fähigkeit zur Antikörperflucht sei kaum ausreichend, um die Basisimmunität komplett zu unterwandern.
Diese Varianten sind ebenfalls auf dem Vormarsch
Neben «Eris» sind auch andere Varianten auf dem Vormarsch. So sei auch bei der Omikron-Variante BA.2.75 ein Anstieg der Fälle zu beobachten. Ihr Anteil in der Schweiz beträgt inzwischen 25 Prozent.
Auch Pirola lässt die Forschung derzeit aufhorchen. Da die Variante innerhalb weniger Tage in elf Ländern nachgewiesen wurde, ist anzunehmen, dass sich Pirola schnell verbreitet. Wissenschaftliche Belege dafür, dass die Häufigkeit zunimmt, liegen aber noch keine vor.
Aufgrund der steigenden Fallzahlen hat die Eidgenössische Kommission für Impffragen deshalb bereits vor zwei Wochen die Impfempfehlungen angepasst. «Besonders gefährdete Personen» – also Rentnern sowie Menschen ab 16 Jahren, mit einer chronischen Krankheit wird demnach ans Herz gelegt, sich impfen zu lassen.
Die aktuellen Impfstoffe, die bei Swissmedic im Zulassungsverfahren sind, wirken auch gegen «Eris». (dzc)